Die Tour – Teil III – Wann sind wir daaaaaa?


Hier kommt auch schon der nächste Happen. An Tag 4 und 5 gab es ein abwechslungsreiches Kontrastprogramm, mit vielen, vielen Stunden im Sattel. Es wurde nicht eine Seite gelesen, versprochen!

Tag 4: Auf nach Landsberg – oder auf der Suche nach dem weißen Haus

Am nächsten Tag lag ein langer Ritt vor uns. Mit den Lunchpaketen von Köchin Muis im Gepäck, machten Sonja, Hanna und ich uns auf den Weg Richtung Köcherbaumwald, im Nord-Osten der Ranch. Die Köcherbäume sind beeindruckende Wüstengewächse. Sie haben nur sehr kurze Wurzeln, vielleicht so 20 cm und nehmen alle Feuchtigkeit, die sie zum Leben benötigen aus der Luft. Fällt einmal ein Baum um, kann er noch zwei Jahre weiter existieren, bis er endgültig stirbt.

Man sagt jeder Ast sind ca. 10 Jahre – dann zählt mal fleißig
Der Aufstieg war ganz schön steinig. Aber unsere Ponys sind wahre Klettermaxe
Cowgirls Mittagspause unter einem schönen schattenspendenden Baum. Aber Achtung, nicht unter den Webevögeln parken!
Leider hatte es unser Lunchpaket nicht überstanden. Es gab zerklumpte Brotreste mit Eierschalen und Tomatenmatsch…


Da ich ja jeden Tag ein anderes Hü reiten wollte, stand an jenem Tag der gute Blueprint auf meiner Liste. Ein großer weißer, mit kecken Sommersprossen im Gesicht. Eine waschechte Bergziege könnte man sagen, denn keiner ist so schnell in den Bergen und zwischen den Felsen wie Blueprint. Allerdings ist er das auch auf seinen sonstigen Wegen. Der große Kerl war den anderen immer meilenweit voraus und sah es üüüberhaupt nicht ein, auf die lahme Nachhut zu warten. Wir hatten so ein paar kleine Kämpfe auszufechten.

Eigentlich wollte ich nach dem Köcherbaumwald auf der Sandstraße nach Osten Richtung Landsberg reiten. Wulff gab mir den Rat, nach einem weißen Haus Ausschau zu halten: „Das siehst du von da oben ganz bestimmt!“ … Also ich hab nix gesehen und meine Reiterkolleginnen auch nicht. Somit ritten wir rechts am Berg vorbei und dann im schnellen Galopp (schnell, weil Blueprint einfach ne Rennsemmel ist) schräg Richtung Mitte des riesigen Tals, hin zu den Bergen von Landsberg. Ich war mir zu 97% sicher, dass Landsberg in der mittleren Senke lag – trotzdem blieben immer noch die unsicheren 3%. Da ich aber weiterhin das Feld mit großem Abstand, anführte bemerkte keiner der Mitreiter meine Unsicherheit. 

Nach ca. 4 Stunden erreichten wir die Sandstraße und von da an wusste ich auch, dass wir richtig waren. Eine weitere Stunde später landeten wir auf Landsberg. Die Farm wird zurzeit von Tommy, dem Sohn von Anke und Wulff verwaltet und gehört eigentlich dessen Onkel. Dort waren es direkt ein paar Grad kälter. Wir hatten dennoch Glück, dass kaum Wind wehte. Landsberg liegt ca. 400 Meter höher als Koiimasis, auf ca. 1.600 Metern, da kann es ganz schön eisig werden – trotz Afrika!
Der heutige Ritt war nicht so kommunikativ wie sonst, Sonja war trotzdem begeistert: „hat schon fast etwas Meditatives, eine Stunde mehr und ich wäre eingeschlafen.“ Blueprint ist definitiv kein gutes Pferd für einen Rittführer… es sei denn man mag seine Gäste nicht!

Kaum vom Pferd abgestiegen kam auch schon der kleine Flo angeflitzt. Flo war bisher immer bei mir, wenn ich als Volontärin in der Burg gewohnt habe. Jetzt genießt er sein Rentnerdasein auf Landsberg und wird von Tommys Frau Addie nach Strich und Faden verwöhnt. Der kleine Corgie-Jackrussel Mix erkannte mich direkt und überschlug sich beinahe vor Wiedersehensfreude – ich mich übrigens auch! Hach, war das schön den kleinen Kerl nochmal zu sehen. Mit seinen knapp 14 Jahren ist er, für einen Hund, der in einem solchen Klima lebt, nämlich schon steinalt. Trotzdem strotze der kleine Kerl nur so vor Energie. 

Ich habe extra viele Bilder gemacht, um wieder Stoff für Flo`s Instagram Account „Koiimasis_Farmdog-Flo“ zu haben
Küsschen gab es inklusive
Flo wird übrigens mittlerweile „No-Fun-Flo“ genannt, weil er immer, wenn die anderen beiden Hunde wild spielen, dazwischen geht und die Kindereien beendet

Am Abend gab es leckere hausgemacht, mexikanische Tortillas, die Tommys Frau extra für uns vorbereitet hatte. Addie kommt nämlich aus Arizona und lebt nun seit knapp einem Jahr mit Tommy auf der Farm von dessen Onkel, die er komplett selbstständig verwaltet: „Uns geht’s hier richtig gut und der Onkel kommt höchstens dreimal im Jahr hier vorbei“, erzählte Tommy. Wer meinen Blog schon länger verfolgt, kennt Tommy noch aus meinen Berichten von 2017. Zu der Zeit, war er nämlich noch der amtierende Cowboy auf Koiimasis und hat sich um alles rund ums Pferd gekümmert. Nun geht er seine eigenen Wege und ist ein waschechter Farmer geworden. Wer übrigens wissen möchte, wie Tommy und Addie sich kennengelernt haben, sollte sich einmal die Folge 68 „Addie &Tommy Izko, a Love Story in the most wild & rugged area immaginable…“ , des Podcasters „Modern Cowboy“ anhören. Der Amerikaner ist irgendwie über die Geschichte der beiden gestolpert und hat die jungen Izkos für seinen Podcast interviewt – eine tolle Story!


Tag 5: Vier Cowgirls allein auf weiter Flur – Korais wir kommen

Am nächsten Tag hieß es: früh aufstehen! Die Pferde wurden in die neue Lorry (den neuen super schicken LKW) verladen und es ging von Landsberg aus Richtung Korais, der anderen Farm der Familie. Auf Korais leben zurzeit hauptsächlich die Junghengste und nur noch wenige Rinder, da es dort schon lange nicht mehr geregnet hat. Korais liegt noch hinter Landsberg im Osten und unterscheidet sich landschaftlich sehr von Koiimasis. Hier gibt es fast nur Berge und die sind auch nicht so schön rot und felsig wie auf Koiimasis, sondern eher von Geröll und stacheligem Buschwerk geprägt. Das gute an den Bergen ist allerdings, dass hier immer noch ein wenig Graß wächst, weshalb die dort lebenden Pflanzenfresser noch recht gut aussahen. Wir luden die Pferde ab und es ging los, Richtung Mitte der Farm. „Zu der Wasserstelle wo Tommy damals seinen Zahn verloren hat, erinnerst du dich?“ fragte Wulff. Na klar erinnerte ich mich, hatte ja ganz schön gekracht. 

Auf Korais ist es längst nicht so schön wie auf Koiimasis, dafür sind die Berge aber sehr ergiebig was das Futter angeht

Diesmal war auch endlich wieder die lädierte Sara mit am Start. Ich ritt mein Lieblingspony Josh, den ich die letzten Tage etwas geschont hatte, da er doch recht dünn geworden war. Nach zahlreichen Extraportionen strotze der kleine Schecke aber wieder vor Kraft. Er war sowieso nie der aller Breiteste, da durch seine Adern immerhin 50% Wildpferd fließen.

Mit Josh war der Ritt wesentlich angenehmer als am Vortag, da er sich dem Tempo der anderen besser anpassen ließ

Emanuel und Ashley verzogen sich recht schnell in die Berge, um dort nach Kühen Ausschau zu halten. Wir Mädels folgten unserem Weg Richtung Haupt Kraal – der wo irgendwo Tommy`s Zahn vergraben liegt. Vor zwei Jahren hatten wir beinahe jeden Winkel dieser Ranch erkundet und ich war überrascht, dass ich mich tatsächlich noch einigermaßen auskannte. Nach einer Weile hatten wir eine kleine Gruppe Rinder aufgespürt und führten sie durch ein sandiges Revier (einen ehemaligen Wasserlauf) gen vereinbartem Ziel. Am Kraal angekommen, sammelten wir noch die Tiere ein, die schon vor der Tür warteten und hatten unser Tagessoll erfüllt. Nun war Mittagspause angesagt. Diesmal hatte das Lunchpaket von Köchin Muis gehalten und wir verspeisten genüsslich die sorgsam verpackten Speisen. Nach etwa einer dreiviertel Stunde kamen die Jungs, mit 5 Rindern an… Lächerlich, wir hatten mindestens 30 zusammengetrieben – HAHA! Na gut, dafür mussten die beiden auch tief in die Berge hinein klettern, um dort nach dem Rechten zu schauen. 

Um Attila und Mokka, nach dem langen Ritt vom Vortag zu schonen, ritt Sonja heute den schönen Spaniard und war so begeistert, dass sie ihn für die restlichen Tage weiter reiten wollte
Erst die Pferde, dann die Menschen!
Vor zwei Jahren mussten wir einmal 2 Stunden hier warten, weil wir früher fertig waren als gedacht und ohne Handyempfang kann man das „Taxi“ namens Wulff leider nicht früher bestellen

Vom Hauptkraal aus, ging es wieder Richtung Lorry, diesmal im flotten Tempo. Ich persönlich treibe die Rinder immer lieber ganz langsam und gemütlich. Wenn man genügend Abstand hält, ist die Chance, dass eines Ausbricht auch viel geringer. Außerdem ist diese Art und Weise, wie ich sie in meinem ersten Jahr gelernt habe, für alle Beteiligten sehr viel Ressourcen schonender.

Wie ein alter Profi steigt Josh in den Laster
Zum Abendessen gab es eines von Wulffs hauseigenen Hühnern auf dem Feuer – „Das sieht ja aus wie Kim Jong Un“, sagte er „wohl eher wie Kim Jong Huhn“, erwiderte ich

Nächste Woche könnt ihr euch auf den letzten Teil der großen Tour freuen. Hier warten noch einmal zwei richtig tolle Highlights und jede Menge schöne Fotos auf euch.

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