Freda kauft ein Auto in Namibia – eine Odyssee

Habt ihr schon Mal eine schlechte Google-, Amazon- oder Sonstewas-Bewertung geschrieben? Ich nicht, aber die letzten Wochen haben in mir den Wunsch geweckt, mir zumindest auf diesem Weg eine Stimme zu verschaffen. 

Aber erstmal auf Anfang: Im September 2021 habe ich ja endlich meine Arbeitserlaubnis für Namibia bekommen und in mir wuchs der Wunsch etwas unabhängiger zu sein und mir ein Auto anzuschaffen – in diesem Land bist du nix ohne fahrbaren Untersatz, obwohl ich mir vielleicht doch besser eine Donkey-Karre (Esel-Kutsche) hätte zulegen sollen… 

Freda on Tour


Eine Sache des Timings

Zu Beginn der Corona Kacke hätte ich noch ein super Schnäppchen machen können, weil alle im Tourismusgewerbe plötzlich ihre Flotten verkauft haben. Zu dem Zeitpunkt hatte ich aber nun einmal noch keine Ahnung wie lange ich in Namibia bleiben würde und wollte kein (weiteres) Risiko eingehen…  

Nachdem mein Aufenthalt nun also für die kommenden zwei Jahre gesichert war, habe ich damit angefangen, mich mit den diversen Automarken auseinanderzusetzten und herauszufinden was ich gerne haben würde und was mit meinem Budget machbar ist. Alle die jetzt denken, dass Autos in Afrika wahrscheinlich super billig sind, muss ich leider enttäuschen. Wenn du tatsächlich heile irgendwo ankommen willst und so wie ich keine Ahnung hast wie man ein Auto selber repariert, musst du halt ein bisschen mehr investieren.
Genau wie in Deutschland war der Gebrauchtwagenmarkt 2022 leider eine Katastrophe. Die Autovermietungen mussten ihre Fuhrparks dank des zurückkehrenden Tourismusgeschäfts wieder aufstocken und Neuwagen waren in Namibia wegen Lieferengpässen genauso schwer zu bekommen wie in Europa.

Fredas Traumauto – wobei eher Traum als Auto

Toyota – klar die Top Marke in Namibia mit dem höchsten Wiederverkaufswert.
Modell Fortuner – weil nicht so Ultra groß und weil es ein SUV und eben kein Farm-Bakkie ist.
Ein Bakkie ist ein Auto mit 2-5 Sitzen und einer Ladefläche, also quasi ein Pick-up Truck. Das perfekte Farmauto eben. Also warum kein Bakkie? Weil ich die Befürchtung hatte, mit einem klassischen Farmflitzer ständig Schafe, Hühner, Futter und sonstiges Ranchzubehör kutschieren zu dürfen. Ein SUV wiederum ist nun mal nur zum Transport von Menschen gedacht – Ende! Außerdem bekomme ich mit diesen fetten Monstern a la Hilux und Co. immer Atemaussetzer, wenn mir auf der Straße ein anderes ähnlich breites Fahrzeug entgegenkommt – die Straßen in Namibia sind zwar einsam aber nicht allzu breit.

Für alle die wissen wollen was ein Bakkie wirklich ist, mit klick auf das Bild kommt ihr zu einem Video

Natürlich 4x4 (aus Sicherheitsgründen), mit Automatikgetriebe (aus Luxus Gründen), Dieselmotor (aus finanziellen Gründen) unter 100.000km, am Besten aus erster Hand und auf keinen Fall einen ehemaligen Mietwagen, denn ich weiß wie Touries hier im Land mit den Mietfahrzeugen umgehen. Er durfte natürlich auch nicht an der Küste gefahren worden sein, weil jeder Namibia weiß, dass solche Karren nur durch ihren Rost zusammengehalten werden, genauso wenig wie hier im Süden, wo die Straßen so bescheiden sind, dass die Stoßdämpfer alle drei Tage erneuert werden müssten. Außerdem wollte ich nicht mehr als 250.000 Namibia Dollar (ca. 15.000 €) ausgeben.

Nach Realitätsverlust folgst Realitätsverdruss

Nachdem ich festgestellt habe, dass meine Wunschkarre somit Budgettechnisch etwa bei 700.000 NAD (ca. 40.000€) startet, habe ich meine meine Ansprüche drastisch heruntergeschraubt. Nach einigen Monaten vergeblicher Internetrecherche suchte ich also nicht mehr nach dem weißen Einhorn namens Fortuner sondern kam zu dem Schluss, dass ein Renault Duster (in Deutschland unter der Marke Dacia verkauft) die beste Alternative für mich ist: spritsparend, nicht zu teuer, nicht zu groß und mit einem okayen Preis-Leistungsverhältnis. Leider war ich wohl nicht die Einzige mit diesem Geistesblitz…

Auf ins Big City Life

Nun bin ich natürlich super selten in der Stadt und habe all die schönen Autos, auf den wenigen online Portalen die es in Namibia gibt (genau zwei), ständig davonfahren sehen. Mein Chef Wulff war sogar so nett und hat, wenn er in Windhoek war, um Gäste abzuholen, den einen oder anderen vielversprechenden Kandidaten ausgecheckt. Leider war lange nix dabei. Bis zu einem schönen Tag im August 2022, als er einen blauen 4x4 Duster in Windhoek aufgespürt und für fredatauglich befunden hatte. Eine Woche später fuhr ich mit in die Hauptstadt – wollte das potenzielle Freda-Mobil natürlich selber begutachten. Der Autohändler hatte uns versprochen das Auto zurückzuhalten, da es quasi schon abgemachte Sache war, dass ich die Karre kaufen würde. Tja, auf halber Strecke erreichten wir den Händler dann endlich – er hatte sich seit zwei Tagen totgestellt – und das Auto war an diesem Morgen auf mysteriöse Art und Weise verkauft worden – danke für nix.
Da ich solche Tiefschläge ja schon durch meine Visumsgeschichte gewöhnt war, habe ich (äußerlich) die Ruhe behalten und sofort wieder die Auto-Verkaufsseiten durchstöbert.

Ok, durchstöbern kann man diese Seiten nicht wirklich, wenn das Suchergebnis max. 4-5 Fahrzeuge anzeigt
 

Glück im Unglück

Tatsächlich fand ich, noch während der Fahrt nach Windhoek, einen Duster, der ein noch größeres Schnäppchen zu sein schien: 2018er Modell, 103k Kilometer, Diesel, kein Automatikgetriebe dafür aber Allradantrieb, Rückfahrkamera, Bluetooth, Mal nicht wie alle anderen weiß, sondern braun lackiert, mit Ledersitzen und nur einer Vorbesitzerin, für 200k NAD – Geil!
Wulff rief direkt beim Autohändler an und verabredete einen Besuch am nächsten Tag – den Schnapper wollten wir uns nicht entgehen lassen.

Beginn meiner persönlichen Odyssee

Am nächsten Tag bei „Ultimate Motors“ in Windhoek angekommen, erfuhren wir, dass der Wagen gerade neu lackiert wird und komplett auseinandergebaut ist. Das war an einem Freitag, genauer gesagt am 19. August. Am Montag sollte er aber soweit fertig sein, dass man ihn Probefahren könne: „100 Prozent“, ein Ausspruch den man in Namibia gerne sagt und den ich in den nächsten Wochen noch oft zu hören bekommen sollte.
Samstag wehte dann allerdings so viel Wind, dass der Lackierer nicht arbeiten konnte, das Auto würde erst Dienstag fahrbereit sein. An sich kein Problem, nur wurde Wulff Dienstagfrüh operiert und würde sich das Auto nicht mit mir anschauen können. Schon im Autohaus hatte ich festgestellt, dass der Autohändler und sein Angestellter überhaupt keine Lust hatten mit mir zu sprechen – obwohl beide sowohl sehr gutes Englisch als auch Deutsch sprachen. Nur Wulf bekam seine Fragen beantwortet und sie switchten immer wieder ins Afrikaanse, so dass ich nichts verstehen konnte. Wer mich kennt weiß, dass ich immer wieder dazwischen gegrätscht bin, um das Gespräch auf Englisch umzustellen – 2 Minuten später: „Brra Blach Drrra net Okie“ – oder wie auch immer Afrikaans für euch klingen mag.

Wir machen einen Plan

In Namibia macht man bei sowas dann „einen Plan“ und Wulff stellte mir seinen Mechaniker Stefan zur Seite, damit er das Auto einmal auf Herz und Nieren prüfen konnte. Dafür war ich auch super dankbar, denn der Deutsch-Namibier, der in Windhoek eine Autovermietung betreibt, fand einige „Schönheitsfehler“ an dem Flitzer. Die Klimaanlage funktionierte nicht, die Anschnallgurte waren so zugestaubt, dass sie nicht mehr einzogen und als Stefan gegen die Decke des Wagens klopfte kam so viel Sand herunter, dass es aussah als hätte man eine Schneekugel geschüttelt.
„Nicht kaufen!“, war seine erste Reaktion, „es sei denn, die reparieren das.“
Dass das alles natürlich sofort „gefixt“ werden würde, wurde mir von Seiten des Autohauses zugesichert: „100 Percent! – Das schreiben wir so in den Vertrag und wenn das nicht gefixt ist, ist der Vertrag ungültig und du bekommst das Geld zurück!“

Das hörte sich erstmal gut an, vor allem, weil Stefan den Wagen und das Preisleistungsverhältnis ansonsten für gut befand. Ich hatte sowieso keinen Nerv und keine Gelegenheit mehr noch weiter zu suchen. Wenn er sagte, dass das Auto nur diese paar Schönheitsfehler habe, dann war ich fein damit – JUHU!

Als FRAU in Namibia ein Auto kaufen

Als mich der Autoverkäufer zu meinem Guesthouse zurückfuhr, in dem ich in Windhoek wohnte, hatte ich noch ein paar allgemeine Fragen zwecks Bezahlung, Kaufvertrag etc., da ich das Ganze ja von meinem deutschen Konto nach Namibia überweisen würde.
„Ja, das besprechen wir dann am besten mit Wulff…“ – Äh wieso? Nachdem ich dann nicht locker lies, bekam ich meine Fragen schließlich aber doch noch beantwortet.

Kurz zur Erklärung an meine werte Leserschaft: Wulff ist nicht mein Papi und auch nicht mein Sugar Daddy, das Auto ist auf meinen Namen angemeldet und ich habe es komplett selber bezahlt, Wulff ist nur mein Arbeitgeber, der so nett war mir beim Autokauf zu helfen!!! Schon am Freitag im Autohaus hatte ich, auf die Frage auf wen das Auto denn laufen würde, meinen Namen ins Spiel gebracht und klar gemacht, dass ich es von meinem Auslandskonto aus bezahlen würde.

Meinen aufkochenden Feminismus runterschluckend habe ich dann trotzdem eingewilligt und zugesagt, dass ich das Auto nehmen würde. Wer jetzt eine Konfettiparade erwartet, den muss ich leider enttäuschen. Auch den Handschlag, der ja bei so einem Deal gang und gäbe ist, hat mein Boss bekommen und nicht die dumme Frau, die das Auto bezahlt… Danke.

Wie man(n) in Namibia Zeit schindet

Jetzt sprintete ich natürlich los um das Geschäft abzuschließen. In Namibia muss man anscheinend keinen Kaufvertrag unterschreiben, sondern „einfach nur“ die Kohle rüberwachsen lassen und die Karre gehört dir. Ich überwies also so schnell es ging das Geld und bezahlte noch fette extra Gebühren damit die Überweisung schneller durchgeht. Im Autohaus (am vergangenen Freitag) hatte man mir bereits versichert, dass sie wüssten wie man mit Auslandsüberweisungen umzugehen hatte, dass sie das schon oft gemacht hätten und ich sollte doch an Bank XY überweisen, da ginge das am schnellsten… Soweit so gut.

Nun rief ich dort also jeden Tag zweimal an, um zu fragen ob das Geld angekommen sei.
„Nein, noch nicht“, hieß es jedes Mal. Man könne mir das Auto natürlich auch erst übergeben, wenn das Geld bei der Bank angekommen sei, den Überweisungsbeleg könne ja jeder Idiot fälschen – Aha.
Ich machte weiter Druck, denn ich hatte noch andere Pläne für meinen zweiwöchigen Urlaub, als in der Hauptstadt festzusitzen und ein Heidengeld für meine Unterkunft zu latzen.

Nachdem weitere Tage vergangen waren, in denen das Geld immer noch nicht angekommen war, kamen die Deppen plötzlich mit der Erkenntnis an, dass man Geld von Übersee erst bei der Bank anmelden muss, vorher könne diese das überhaupt nicht annehmen. Meine 200k Nam Dollar, die natürlich nachweislich sofort mein Konto verlassen hatten, schwirrten also seit Tagen irgendwo im Afrikanischen Bankenkosmos umher – Geil! Komisch, dass diese Info neu für den Herrn Autohändler war, hatte er mir doch beim ersten Gespräch noch genau davon erzählt… Tja, die Namibische Sonne brennt nun Mal heiß. Zumindest seien jetzt alle Schönheitsfehler behoben sicherte man mir zu, der Papierkram wäre auch so gut wie erledigt – „100 Percent!“

100 Percent? Doch wohl eher Zero Percent oder?

Endlich tauchte das Geld am 30. August auf (normalerweise dauert eine Auslandsüberweisung max. 3 Tage, aber ok) und meine Freude war entsprechend groß. Selbst wenn ich jetzt einige kostbare Tage verloren hatte, würde sich mein Trip in den Sossusvlei doch noch lohnen. Ich musste erst am 01. September abends wieder zuhause sein.

Die WhatsApp Korrespondenz mit dem Autohausangestellten verlief an diesem Tag in etwa wie folgt:
„…Das Geld ist da…“
„Cool, wann kann ich das Auto dann bekommen?“
„Am Nachmittag“
14:35: „Hallo, es ist jetzt Nachmittag wann kann ich das Auto bekommen, ich muss dringend raus aus Windhoek.“
„Ich muss das noch mit meinem Boss besprechen…“
Noch etwas später am Tag: „Was sagt der Boss denn?“
„Sprich doch bitte selber mit meinem Chef“, – das hatte ich natürlich bereits versucht.

Nachdem sich der Boss dann endlich dazu herabgelassen hatte mich anzurufen war klar, dass weder der Papierkram erledigt war, noch der Himmel vom Staub befreit wurde. Außerdem hatte man festgestellt, dass die Klimaanlage doch nicht so easy zu reparieren war und ein neuer Transformator aus Südafrika bestellt werden musste – Aus Südafrika?! – das würde mindestens eine Woche dauern.
„Natürlich können Sie auch ohne Klimaanlage fahren und wir bauen diese dann ein, wenn Sie das nächste Mal in Windhoek sind…,“ war der Glorreiche Vorschlag des Autohändlers. Klar, im Namibischen Sommer bei 45 Grad Außentemperatur würde ich ohne Klimaanlage (für die ich schließlich bezahlt hatte) 650km zur Farm hin und wieder zurückfahren – danke, aber nein danke.
Was mich an der ganzen Geschichte allerdings am meisten aufregte war, dass man mir zuvor bereits mehrfach versichert hatte, dass diese „Kleinigkeiten“ längst erledigt gewesen wären – „100 Percent!“

Ein neuer Plan muss her

Da es ganz offensichtlich überhaupt keinen Sinn machte, wenn ich mit dem Autohändler sprach, übernahm Wulff von nun an die Kommunikation – nicht dass ich das nicht auch alleine gekonnt hätte, aber dieser Mann hatte ganz offensichtlich keinerlei Respekt vor Frauen und ich wiederum keinerlei Geduld mit lügenden Männern. Wulff und er vereinbarten dann, dass man das Auto nach Mariental liefern würde, wo ich es dann abholen könnte.

Ich fuhr dann übrigens am 01.09, mit zwei neuen Volontärinnen in des Chefs komplett vorgestopftem und überladenen Mitsubishi zurück nach Koiimasis – nix mit Sossusvlei. Wir mussten sogar noch einiges von seiner Ladung in Windhoek zurücklassen, da ich sonst nicht mit ins Auto gepasst hätte.
„Das kommt dann später mit dem Duster“, – so der Plan.

Ganz ruhig Freda – dreimal tief durchatmen!

Am 05. September meldete ich mich dann wieder bei dem Angestellten und fragte nach dem Stand der Dinge: Anscheinend wurde der falsche Kompressor geliefert… Eine neue Lieferung würde noch einmal 7 Tage in Anspruch nehmen…

Am 12.September erkundigte ich mich erneut, da ich nichts von dem Autohaus gehört hatte, welches mein Geld ja nun schon seit geraumer Zeit auf dem Konto hatte. Der Angestellte meldete sich mit einer Sprachnachricht zurück, dass er nicht mehr dort arbeiten würde und ich mich doch bitte an den Chef wenden sollte… der Chef der die ganze Zeit alle meine Nachrichten und Anrufe ignoriert hatte – Prima. Wieder war es an Wulff die Kommunikation zu übernehmen. Er kam dann aber mit super Nachrichten: ein Wunder war geschehen, in zwei Tagen konnten wir das Auto bekommen – juhu!

Am 14.September fuhr ich also mit Wulff und Dries, einem netten, älteren Herrn der auf Koiimasis angestellt ist, in das 270km entfernte Mariental, um das Auto abzuholen. Der Mann unserer Köchin kam extra mit, damit ich nicht die ganze Strecke alleine fahren musste. Bisher war ich noch nie selber über die berüchtigten namibischen Gravel Roads gefahren. Wulff würde eine Nacht in Mariental bleiben und Dries und ich wollten direkt mit meine Duster nach Hause fahren.

Der Autohaus Besitzer war an dem Morgen dann mal wieder nicht zu erreichen… ein schlechtes Zeichen? Wie sich herausstellte: JA!
Als wir bereits in Mariental angekommen waren, meldete sich dieser mit der Nachricht, dass der Turbo (ein wichtiger Teil des Motors) kaputt wäre und der Wagen heute Morgen nicht angesprungen ist… Mittlerweile war ich ganz ruhig, hatte ja bereits eine fast 5-stündige Autofahrt hinter mir… Nach weiteren Telefongesprächen erklärte sich der Autohändler bereit, einen Ersatzwagen zu schicken. Dries und ich mussten schließlich wieder nach Hause. Der alte Mann hatte keine Medikamente dabei und sowieso war keiner auf eine Übernachtung eingestellt gewesen. Somit warteten wir noch ein paar Stunden, bis jemand einen Ford Ranger Single Cap Bakkie (2-sitzer Geländewagen mit Ladefläche) vorbeibrachte. Die arme Patricia (unsere Küchenhelferin die aus dem Urlaub zurück kam) musste somit auf der Ladefläche Platz nehmen. Ich entschuldigte mich bei ihr dafür, aber in diesem Land ist man das gewöhnt. Ein solcher Transportweg ist sogar absolut legal. Ich fühlte mich trotzdem schlecht, dass die arme Frau nun knapp 5 Stunden in der knallen Sonne hinten auf dem Auto sitzen musste.

NICHT mein Auto
  

7 Wochen für einen Autokauf

In der Zwischenzeit wurde der Motor repariert. Erst wollten sie mir einen gebrauchten Turbo andrehen, der angeblich nur gaaaanz wenige Kilometer runter hat – das kann ja jeder behaupten. Als ich mich weigerte und endgültig vom Kaufvertrag zurücktreten wollte – fiel ihnen ein, dass das Auto ja noch Herstellergarantie hatte. Somit übernahm Renault die Kosten und den Einbau eines neuen Turbos. Nun hatte ich also ein Auto mit einem nagelneuen Klima-Transformator und einem neuen Turbo – eigentlich ganz geil. Wäre das Ding hier auf der Farm kaputt gegangen, hätte ich doppelt Pech gehabt. Also danke lieber Murphy, dass du diesmal auf meiner Seite warst!

Am 04. Oktober war es dann endlich so weit

Ich weigerte mich noch einmal die Tortur nach Mariental auf mich zu nehmen. Diesmal mussten die das Auto zur Farm liefern, was sie dann auch machten. Am Abend des 4. Oktobers war er dann endlich da mein Duster – ultra staubig von der langen Fahrt – da war der Name Programm. Leider auch von innen. Eine Innenraumreinigung hatte man sich wohl gespart – keine Zeit…

Dusty Duster


Ich säuberte das Auto am nächsten Tag provisorisch und stellte dabei fest, dass noch überall tiefsitzender Staub vorhanden war. Was wiederum nicht vorhanden war, war der Tire Monitor. Ein kleines, teures Gerät, welches bei der Fahrt den Reifendruck misst. Unverzichtbar bei unseren einsamen, steinigen Straßen. Tja, der wurde dann wohl beim Tüv oder in der Werkstatt oder sonstewo gestohlen… Nach einigem Hin und Her zwischen Wulff und dem Autohaus erklärte sich der Autofutzi bereit das Gerät zu ersetzen. 

Wer ist jetzt dreckiger?
 

Aller guten Dinge sind 1-2-3…4-5-6... ach wat auch immer

Bevor der Bericht jetzt noch länger wird, die weiteren Fakten im Schnelldurchlauf:

  • Die Batterie des Bakkies, den sie mir als Ersatzwagen zur Verfügung gestellt hatten, war kaputt. Nachdem der gute Dries mein (bzw. nicht mein) Auto 4 Tage hintereinander Jumpstarten musste, war Wulff so nett mir eine Batterie zu leihen. Als der Bakkie dann abgeholt wurde, stellte sich auch noch raus, dass er keinen Tropfen Öl mehr innehatte. Der Fahrer musste sich also auch nochmal Öl von Wulff „pumpen“, um die Mistkarre nach Windhoek zurück zu bekommen. 
  • Der neue Tire Moni kommuniziert nicht mit den Sensoren im Reifen und ich bin erst im Dezember wieder in Windhoek, um das einstellen zu lassen. 
  • Auch dieser Wagen kam auf dem allerletzten Tropfen Öl an und ich musste mir noch Öl aus der Stadt mitbringen lassen, um das Auto benutzen zu können.
  • Die neugekauften Sitzbezüge passen nicht – ok, das ist jetzt nur indirekt die Schuld des Autohauses, aber hätte ich sie in Windhoek wie geplant anprobieren können, hätte ich sie direkt zurückgeben können… Auch egal jetzt. 

 

Und täglich grüßt das Starterkabel

Das Ende – hoffentlich

Ok, jetzt könnte man natürlich meinen ich hätte mir die absolute Schrottlaube aufschwatze lassen – so schlimm ist es dann aber doch nicht. Grundsätzlich bin ich mit meinem kupferbraunen Dusty sehr zufrieden. Liegt gut in der Straße, verbraucht nicht allzu viel Sprit, hat eine super fancige Rückfahrkamera – die ich hier auf der Farm absolut nicht brauche und ist alles in allem genau das was ich haben wollte.

Leider haben die ganze Odyssey und die vielen Lügen meine Freude über die neu gewonnene Freiheit doch sehr gedämpft. Meinen werten Chef hat diese Geschichte übrigens sehr amüsiert: „Endlich erlebst du mal das richtige Afrika … es hätte noch viiiiiiel schlimmer kommen können…“

Am Ende habe ich dann auch keine Google Bewertung geschrieben, sondern nur diesen Artikel und das Ganze auf sich beruhen lassen. In Namibia kennt am Ende nämlich jeder jeden und bei meinem Glück hat der Neffe, der Frisör oder der Rabbi des Autoverkäufers seine Finger beim Ministerium für Homeaffairs im Spiel und ich bekomme mein Workpermit nächstes Jahr nicht verlängert. Dann kann ich den Dusty gleich wieder weiterverkaufen…

Was lange währt wird endlich gut! Ich wünsche euch allen eine gute Fahrt!

Hauptsache Cooper passt rein!

 
 

 

 

Kommentare

  1. Freda, klasse beschrieben. 👍🏾👍🏾👍🏾
    In Kapstadt, trotz größerem Angebot, genau das gleiche Problem. Meistens sind die Gebrauchten verbastelt und viel zu teuer. Am besten, man findet einen Jahreswagen zu einem akzeptablen Preis. Viel Spaß mit dem Dusty.

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  2. Moin, hier in Nairobi ist das alles auch nicht wesentlich besser. Nur hat sich hier die AutohändlerIN geweigert mit meiner Frau (Fredah) zu reden. Karibu Kenya

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  3. Eine so herrlich beschriebene Abgelegenheit, liebe Freda, Du hast die afrikanische Mentalität tatsächlich voll geblickt!👌😁👌

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  4. Da hattest Du aber echt Pech. Schön, dass Du Deinen Duster (in Namibia macht er seinem Namen sicher Ehre) doch noch bekommen hast. Ich habe im letzten Jahr einen Ranger in Swakop gekauft. Wir haben Residency beantragt und von 22-23 ca. 8 Monate schonmal in Swakop probegelebt. :-) Bei mir hat alles reibungslos geklappt. Von der Entscheidung den Ranger zu kaufen bis zur ersten Fahrt im zugelassenen Fahrzeug sind ca. 4 Stunden vergangen. Allerdings habe ich ihn cash bezahlt, wir hatten genug Euros zum Kauf eines Autos eingeführt. Kurzes Telefonat des Händlers mit seiner Bank, Festlegung eines Wechselkurses, Mitarbeiter mit meiner Passkopie zur Police Station und danach mit mir zur Zusallungsstelle. Dort ca. eine Std Wartezeit, danach gleich zum Nummernschildhersteller gegenüber, fertig. Noch nie so schnell und unkompliziert ein Auto gekauft und zugelassen. Dass der Händler das mit Deinem Chef abwickeln wollte kann auch Hilfsbereitschaft gewesen sein und nicht dass er Dir das nicht zutraut. Kann ich natürlich nicht beurteilen, aber so habe ich das oft auch als Bube selbst erlebt. Namibier sind echt krass hilfsbereit. :-) Die Warterei bei Überweisungen aus Deutschland kenne ich allerdings, es lag aber in der Regel an der Bank in Deutschland, wo die Freigabe der Überweisung ewig gedauert hat. LG, aus Tirol, hoffentlich bald aus Swakop. Volker

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