Wie drei Monate so schnell vorbei gehen können


Nun bin ich also wieder zuhause…

in der lauten, vollgestopften Stadt. Ok es ist ganz nett, dass man hier durchgehend Strom und Wasser hat und jederzeit alles einkaufen kann was man will – ich habe auch direkt einen halben ganzen Kübel Eis verputzt. Dennoch werde ich sicher eine Weile brauchen um mich wieder einzugewöhnen.

Hier war ich also die letzten drei Monate - dies ist aber nur ein kleiner Ausschnitt, hinterm Berg geht´s weiter


Der Abschied

Mein Rückweg begann bereits am Freitag mit einer knapp achtstündigen Autofahrt nach Windhoek. Die Fahrt kam mir aber gar nicht so lang vor weil ich lange Strecken mittlerweile einfach gewöhnt bin und weil ich die ganze Zeit mit Wulff und Anke quatschen konnte.
Am Abend gab es dann noch ein kleines Abschiedsessen im skurrilen „Joe´s“, mit Anke, Wulff und deren Tochter Kerstin, die in Windhoek lebt. Danach musste ich aber endgültig Tschüss sagen – von Tommy und den Vierbeinern hatte ich mich bereits am Vortag verabschiedet.

Ich hoffe Floh verkraftet den Verlust... obwohl... hoffentlich verkrafte ich das - tschö Flöchen

Übernachtet habe ich in einem Backpacker Hostel, in einem 6er Zimmer, das nach alten Socken gerochen hat. Das Zimmer, genau wie der Transfer zum Flughafen, waren von der Agentur organisiert über die ich auch den Aufenthalt auf Koiimasis gebucht hatte.
Ich sollte am Samstag erst um 14:45 Uhr abgeholt werden, somit blieb mir noch ein ganzer halber Tag in Windhoek. Da ich sowieso nicht schlafen konnte (mindestens drei der fünf Leute in meinem Zimmer haben geschnarcht) bin ich früh aufgestanden und habe eine Free Walking Tour durch Namibias Hauptstadt mitgemacht (bei diesen Stadtführungen bezahlt man am Ende nur so viel wie einem die Führung wert gewesen ist). Als Deutscher kommt man sich in Windhoek leider echt mies vor, da an sehr vielen Stellen an die Opfer des deutschen Genozids an den Herero und Nama, sowie an die Apartheid erinnert wird. Die Tatsache, dass die meisten Denkmäler jedoch aus Nordkorea importiert wurden, lässt das Ganze wiederum irgendwie grotesk wirken.

Meine Mit-Touris (aus Frankreich, Neuseeland und Australien) staunten nicht schlecht als ich eine der Inschriften auf einem Denkmal laut vorlas… na ja die war eben in Deutsch… hurra ich kann meine eigene Sprache lesen… Im Anschluss bin ich mit den zwei Mädels, die bei der Tour dabei waren, noch ein wenig durch die Stadt gelaufen um Souvenirs zu kaufen. Wer eine Reise nach Namibia machen möchte kann sich Windhoek eindeutig sparen, die Stadt ist wirklich nicht besonders schön, weshalb ich auch nicht ein Foto gemacht habe – sorry.

Der Transfer zum Flughafen war super pünktlich, auf die Minute genau… total untypisch für Afrika! Dafür musste ich dann aber 1,5 Stunden in der Schlange für die Gepäckabgabe warten – da war das Gleichgewicht wieder hergestellt.
Der Flug verlief ruhig und ich habe (fast) gar nicht geheult, als ich zum letzten Mal den namibischen Sonnenuntergang aus dem Flugzeugfenster sehen konnte… Am Sonntag bin ich dann pünktlich um 05:00 Uhr in Frankfurt gelandet und um 08:31 Uhr erreichte ich den Düsseldorfer Hauptbahnhof, wo meine Mama bereits auf mich gewartet hat.

Der Pferderücken ist aber immer noch der Beste Platz um einen Sonnenuntergang zu beobachten

„Und, wie war´s?“

Jetzt werde ich natürlich ständig gefragt, wie es denn so war? Leider weiß ich nie wo ich anfangen soll, denn die Erlebnisse und Eindrücke von drei Monaten lassen sich nicht so einfach in einen Satz quetschen – aber ich versuch`s mal: Es war unglaublich, fantastisch, toll und aufregend!!! Ich habe tolle Menschen kennen gelernt und viel über das Land erfahren. Ich habe gelernt mit wenigen Dingen zurechtzukommen und weiß mittlerweile die Stille und Einsamkeit zu schätzen. Ich habe gelernt auch mal alleine zu sein und meinen Alltag zu entschleunigen.
Die spannendsten Erlebnisse konntet ihr ja bereits in meinem Blog nachlesen, trotzdem gab es noch Tausend kleine Augenblicke und Eindrücke, Bilder und Gefühle, die ich jetzt in meinem Herzen trage – klingt kitschig, ist aber so.

Ein paar kleine Erinnerungen – zu jedem Bild gibt es eine Geschichte

Und was hat dir am besten gefallen?

Die Natur, die Pflanzen- und Tierwelt, die Anpassungsfähigkeit an diese unwirtliche Umgebung und das extreme Klima haben, mich nachhaltig beeindruckt. Während wir hier in Deutschland wegen Kleinigkeiten (wie der Tatsache, dass ich direkt an meinem ersten Tag geblitzt wurde) rumjammern, lauern dort echte Gefahren, die einem nach dem Leben trachten (wie der extrem giftige Skorpion, den Tommy einmal in seinem Wäschekorb gefunden hat).
Noch mehr Erinnerungen

Die „Pferdesache“ war natürlich das Beste an meinem gesamten Aufenthalt. Ich bin wahnsinnig viele verschiedene Pferde geritten und habe mit ihnen spannende Abenteuer erlebt. Auch reiterlich, sowie im Umgang mit den Tieren, habe ich viel dazu gelernt und neue Sachen ausprobieren können, wie Roping oder Cutting. Ich habe bei der Ausbildung eines Jungpferdes zugeschaut und bin stundenlang durch die Wüste, über Berg und Tal geritten.

Ich versuchte mir immer alles genau einzuprägen, damit ich kein Detail vergesse

Wenn mich jemand fragt, ob ich dieses Programm weiter empfehlen würde, kann ich nur ganz laut JAAAA sagen!!! Allerdings sollte man natürlich einen Pferdetick haben. Du musst kein Pferdetrainer oder erfolgreicher Turnierkrack sein um hier klar zu kommen. Dennoch sollte man eine Gewisse Grunderfahrung mitbringen, sicher im Sattel sein und keine Angst haben.

Mutprobe - ohne Sattel reitet man hier normalerweise nicht - tat auch ganz schön weh, der gute Spaniard war nämlich ziemlich knochig - autsch

Mein persönliches Highlight waren eindeutig die Viehtriebe auf Korais weil man etwas vergleichbares zuhause einfach niemals erleben kann. Dabei fühlte ich mich buchstäblich wie im wilden Westen – ohne in den USA zu sein. Die Landschaft, die Pferde und der Arbeitsalltag sind absolut vergleichbar mit dem amerikanischen ‚Cowboytum‘ – nur, dass man hier halt Deutsch spricht und der Aufenthalt vergleichsweise günstiger ist.
Ich kann nie wieder einfach so ohne Grund Ausreiten - ohne Kühe macht das doch gar keinen Sinn


Ob ich noch einmal wieder komme?

Natürlich! Spätestens, wenn es endlich geregnet hat und die Farm komplett grün ist. Wenn die Pferde dick und fettgefressen sind und überall Oryxe, Springböcke und andere Wildtiere herum hüpfen. Der Kontrast muss unglaublich sein.

Obwohl ich die trockene Landschaft auch extrem faszinierend fand

Also falls es mir jemand nachmachen will…

Auf Koiimasis gibt es seit über 10 Jahren Volontäre, die bei der Pferdearbeit mithelfen und Rancherfahrungen sammeln können. Bisher lebten die fleißigen Helfer - so wie ich auch - in der Burg. Ab Anfang nächsten Jahres wird es aber eine neue Volontärsunterkunft geben, die ein bisschen mehr Freiraum und Platz für mehr Teilnehmer bietet.
Ich habe mir die Baustelle angeschaut und freue mich schon darauf das Ganze einmal live zu begutachten, wenn alles fertig ist. Es wird einen Saloon geben, drei Zimmer mit jeweils zwei Betten und eine große Küche, in der man (falls es abends zu kalt wird) gemütlich zusammen sitzen kann. Für warme Abende gibt es eine Feuerstelle und eine Bar, an der man gemeinsam ein Bierchen trinken oder das Tanzbein schwingen kann. Alles ein wenig rustikal aber authentisch und dadurch total nah an der Natur. Ziel dieses Projektes ist es eine Einheit zu schaffen mit den Menschen, den Pferden und dem urigen, entspannten Cowboyfeeling, welches hier überall mitschwingt.

Cowboyfeeling pur    (Foto: Thomas Izko)
Und so sieht es dann bei Tageslicht aus - genug Platz für jede Menge Volontäre    (Foto: Thomas Izko)

Koiimasis Chef Wulff hat dabei natürlich noch zahlreiche weitere Pläne. So soll es demnächst die Möglichkeit geben mit den Pferden ins Land hinein zu fahren um Namibia vom Pferderücken aus zu erleben oder eine Reit-Safari zu machen, auf den Spuren der ‚Big Five‘. Die Basisstation wird weiterhin Koiimasis bleiben, aber den Erlebnismöglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt.
Das ist das Schöne und Gleichzeitig die Herausforderung dort, man hat alle Freiheiten und kann theoretisch alles machen und erreichen was man sich vorstellen kann… die Frage ist nur wann. Hier ist eindeutig der Weg das Ziel, denn zu 100% festgeschriebene Pläne kann man in Afrika sowieso nicht durchsetzen. Wer sich aber auf diesen Lebensstil einlässt wird schnell erkennen, dass es immer irgendwie geht „You have to learn how to Africa“.


1.000 Dank

Abschließend kann ich mich nur nocheinmal ganz herzlich bedanken bei Tommy, Anke und Wulff für diese unvergessliche Zeit! Ich danke euch, dass ihr mich so freundlich aufgenommen habt und mir die beste Erfahrung meines Lebens beschert habt. Die drei Monate sind unglaublich schnell vorbei gegangen und ich kann rückblickend sagen, dass es genau die Richtige Entscheidung war herzukommen! – Da ich gleich wieder heulen muss, verabschiede ich mich hiermit von der Familie Izko und auch von meinen fleißigen Lesern, denn das war vorerst mein letzter Artikel – schnief.

Ich komme wieder!!

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