Freda´s Auszeit 2.0


Ich bin wieder daaaa!!! In Namibia, in der Wüste, auf Koiimasis

Ich kann es selber kaum glauben, ich bin wieder auf der Ranch und sitze auf meinem Bett, in der Burg und tippe einen neuen Artikel für meinen Blog.

Aber ganz von Anfang…

Es war ein trüber Büro Alltag und ich habe mal wieder die Flugpreise nach Windhoek gecheckt. Zuvor hatte mich die Familie Izko eingeladen, jederzeit auf der Ranch vorbeizuschauen. Ich hatte ja versprochen wieder zu kommen, wenn es endlich geregnet hat. Und das hatte es in den letzten Wochen tatsächlich. Wer meinen Blog letztes Jahr aufmerksam verfolgt hat, weiß, dass die Farm mehr als drei Jahre lang keinen Regen hatte und Mensch, wie Tier darunter extrem zu leiden hatten. Nachdem mir Farmerin Anke wieder einmal ein Foto der grünen Landschaft geschickt hatte, bemühte ich eines morgens den Skyscanner und war plötzlich ganz aufgeregt. Die Flüge waren erstaunlich günstig. Mein euphorisches quietschen machte meinen Chef (welcher mir gegenübersitzt) sofort aufmerksam. Ich strahlte ihn mit großen Augen an und erzählte, dass ich nach Namibia eingeladen wurde und dass die Flüge zurzeit super günstig waren und dass ich noch jede Menge Urlaubstage übrig hatte und, und, und… Trotz meines Redeschwalls, fragte er zurück, wie lange ich denn gehen wollen würde? „Also unter 4 Wochen lohnt es sich ja gar nicht, die Anreise ist ja auch sau lang…“ versuchte ich zaghaft.

Die besten Kollegen der Welt

„Hm, also wenn deine Kollegen so lange ohne dich klarkommen, wäre das fein für mich“, sagte er in Richtung meiner Teamkollegen. Diese sprachen sich untereinander ab und kamen überein, dass sie es schon irgendwie ohne mich schaffen würden.
Ich konnte mein Glück kaum fassen. Bevor ich endgültig buchte, klärte ich kurz mit Anke in Namibia ab, ob der Zeitraum passen würde. Der günstigste Flug sollte nämlich schon in knapp 3 Wochen gehen. Ihr war jeder Zeitraum Recht, außerdem hatte Wulff ja gesagt, dass ich mich beeilen soll, um das Gras noch in seiner vollen, grünen Pracht zu erleben.
Ich würde also vom 18ten Juni bis zum 12ten Juli, mit Eurowings, von Köln nach Windhoek fliegen – Yippie! Mein Jahresurlaub ist dann zwar weg, aber Wurscht.

Eine verdammt lange Anreise

Nach einer kurzen Vorbereitungszeit, ging es auch schon los. Der Flug war entspannt. Der Flieger war beinahe leer und ich hatte Platz mich ein wenig auszubreiten. Geschlafen habe ich zwar trotzdem nicht, aber was Soll`s.


Der Himmel über Afrika


Am Flughafen wurde ich von einem Shuttle abgeholt, Richtung Chameleon Backpackers. In diesem Hostel hatte ich auch bei meiner letzten Namibia Reise genächtigt. Farmersohn Tommy würde mich leider erst am Donnerstag (angekommen war ich am Dienstag früh) mit zur Farm nehmen können, da er noch sehr viel in der Stadt zu erledigen hatte.


Trotzdem schön und man trifft dort immer lustige Menschen


Also machte ich es mir in meinem 6er Zimmer so bequem, wie es in einem 6er Zimmer eben geht. Der Geruch nach Füßen ist in einem Hostel ja obligatorisch. Irgendwann rief Tommy an und fragte, ob ich Lust hätte, am Abend, mit ihm und einem Kumpel, in eine Bar zu gehen – natürlich hatte ich Lust!!!
Gegen 18 Uhr holte er mich am Hostel ab – lange nicht mehr gesehen und trotzdem wiedererkannt – hat sich kaum verändert, nur der Bart war etwas länger, ansonsten noch der Alte.
Wir fuhren also zu Andy´s, einer Bar unter deutscher Leitung. Das konnte man ihr, dem Publikum und der furchtbaren Musikauswahl (eine Mischung aus Ballermann, Karneval und Skihütte) auch ansehen. Ich habe im Ausland ja immer Angst, dass die Menschen denken, alle Deutschen wären so…

Wir hatten uns viel zu erzählen, es gibt nämlich (neben dem Regen) noch einige weitere Veränderungen auf Koiimasis – dazu später mehr. Nach einer Weile kam Tommys Freund hinzu. Ein weißer Namibianer, der sich letztes Jahr, Hals über Kopf, in eine Koiimasis Volontärin verliebt hat und aktuell seinen Umzug ins schöne Bochum plant. Verrückte Story, obwohl ich am verrücktesten finde, dass er nach Deutschland geht – also ich wäre ja nach Namibia gezogen, keine Frage!
Wir hatten einen feucht, fröhlichen Abend im Andy`s, mit vielen alten und noch mehr neuen Namibia Geschichten. Nach einem anschließenden Abstecher ins Spiel Casino, in dem ich meine Begeisterung und mein Talent (!), für Black Jack entdeckte, stolperte ich, gegen halb 3 Uhr nachts, rotzevoll, in mein Zimmer und weckte natürlich (unabsichtlich) alle meine Mitbewohner. Obwohl ich eigentlich von Glück reden konnte, dass ich so hinüber war, denn einer der Insassen schnarchte derartig laut, dass keine Ohrstöpsel der Welt dies hätte dämmen können. Wie kann man bitte in einem Mehrbettzimmer übernachten, wenn man nachts solche Geräusche von sich gibt?


Es war ein super Abend - danke Jungs!


Reue!

Na gut, bin ich am nächsten Tag eben extra lange im Bett geblieben… hab ich eben das Frühstück verpasst… hab ich halt meinen Vorrat an Magentropfen fast aufgebraucht… was soll`s… aiaiai.
Da ich ja noch einen weiteren, kompletten Tag in Windhoek verbringen sollte, hatte ich am Vortag – schlau wie ich bin – eine Tour gebucht. Das bereute ich in diesem Moment zutiefst – oder bereute ich den Tequila? Keine Ahnung, ein bisschen von beidem…


City + Township Tour, durch Namibias Hauptstadt

Die Tour war dann trotzdem ganz cool. Sie ging kurz nach dem Aufstehen, also 13:30 Uhr, los… Ich war die einzige Teilnehmerin, eine Privattour – YEY. Mein Guide Denzel war etwas enttäuscht, dass ich so wenige Fragen stellte. Er fragte dauernd ob ich mich langweilen würde – Ich konnte kaum stehen verdammt.


Das Independence Memorial Museum – die Einheimischen nennen es scherzhaft Kaffeemaschine.
Davor steht Namibias Gründungspräsident Sam-Nujoma
Das Unabhängigkeitsdenkmal, welches an den Völkermord 1904, durch die Deutschen, erinnern soll



Irgendwann, als wir zu dem interessanten Teil der Tour kamen, war ich aber wieder fit. Wir fuhren zum Oshetu Community Market am Rande des Township Gebietes. Dort gab es alle möglichen Dinge zu kaufen. Von (nicht wirklich funktionstüchtig aussehenden) Röhrenfernsehern, über Kleidung, Schuhe, Schlüssel, Autoteile und natürlich jede Menge Essen. Ein paar Sachen probierte ich auch, nur bei den Würmern machte ich Stopp, das konnte ich meinem jägermeister-geschädigten Magen nicht antun.

Der Oshetu Community Market

Hier werden zahlreiche genießbare und (für einen Europäer) ungenießbare Dinge angeboten

Hier ein Beispiel für die ungenießbaren Dinge

Getrocknetes Irgendwas gefällig?

Weiter ging es in die verschiedenen Bereiche des Townships. Von den Häusern, die zur Zeit der Apartheit gebaut wurden und welche mittlerweile bunt angestrichen und renoviert wurden, hin zu den winzigen, ärmlichen Wellblechhütten. Hier stiegen wir dann auch nicht mehr aus, zu gefährlich. Ich fand es erschreckend, wie die Menschen dort leben müssen. Auf engstem Raum, im vermeintlichen Chaos, zusammengepfercht, in Hütten die aussehen als würde der erste Wind sie niederreißen. Zwischendrin jede Menge kleine Kinder und Tiere, Müll und Autos. Eine Straße war nur von Bars gesäumt. Es gab aber auch Frisöre, Barbiere, Schuhmacher, Autowerkstätten usw. Eine faszinierende und gleichzeitig erschreckende, chaotische, bunte Welt. Ein Leben welches wir uns in Europa nicht vorstellen können.

Wellblechhütten soweit das Auge reicht, im Katutura Township

Jeder versucht hier irgendwie Geld zu verdienen


Das ist das echte Afrika. Meine kleine Ponyhof-Traumwelt ist wie ein anderes Universum, im Vergleich zu dem was ich in den Townships gesehen habe. Und ich habe ja nicht viel gesehen, aber was ich gesehen habe hat zum Nachdenken gebracht…


Der nächste Tag – und wieder hassen mich meine Mitbewohner

Tommy würde mich am nächsten Tag um 7:30 Uhr abholen, weshalb mein Wecker um 6:30 Uhr klingelte. Schnell unter die Dusche, Koffer (nett wie ich bin, im Licht meiner Taschenlampe) packen und los. Hab es sogar noch geschafft, mir schnell einen Toast, mit Erdnussbutter zu schmieren – ohne Kaffee rutschte dieser ganz schön langsam die Kehle runter – krächtz, räusper, röchel.
Wie letztes Jahr, fuhren wir zum Sparmarkt und kauften dort alles, was wir für die nächsten Wochen brauchen würden. Ich denke ich habe mich dieses Mal etwas besser angestellt und nichts vergessen. OK, Tommy musste noch mal für mich zurückrennen, weil ich Mais und Marmelade vergessen hatte, dennoch.


Auf deutsches Brot muss man in Windhoek nicht verzichten


Danach beluden wir Tommys Wagen – einen hinten offenen Pickup-Truck. Nach einigem Rumgejammere meinerseits, befestigte Tommy ein paar Kabelschellen an meinem Koffer um diesen an der Reling des Autos zu fixieren – ist nicht weggeflogen, sag ich doch!


Endlich geht’s los

Gegen 11 startete also die letzte Etappe meiner Reise und gegen 19 Uhr erreichten wir endlich Koiimasis. Dort wartete Anke bereits mit einer super leckeren Suppe auf uns – danke nochmal, die war köstlich! Und natürlich der frisch gewaschene Flo. Auf ihn hatte ich mich ganz besonders gefreut. Im ersten Moment erkannte er mich zwar nicht, aber nach ausgiebigem Schnüffeln, sprang er mir plötzlich um den Hals und versuchte mein Gesicht abzuschlecken – JA Hund, ganz genau das war es, was ich nicht mochte, schön, dass du das noch weißt!

Nach der Suppe verfrachtete mich Tommy in die Burg, die ich direkt Burg 2.0 taufte, da sie einen neuen Stromkreislauf (made by Tommy) und einen fancy neuen Kühlschrank hatte. Ansonsten sah hier alles noch (fast) so aus wie zuvor. Das Moskitonetz, welches ich damals, mit Hilfe meines pinken Nagellackes befestigt hatte, hing an einer anderen Stelle und für Flo gab es einen neuen Schlafplatz. Ein Kuschelkissen mit Löwen drauf, wie es sich für einen Burgherrn gehört. Ansonsten fühlte ich mich direkt wieder wie zuhause, als wäre ich nie weg gewesen.



Der Hund pupst auch immer noch genauso „schön“ wie damals.

Aber einige Veränderungen gibt es eben doch. Diese werde ich erst einmal genau unter die Lupe nehmen und euch im Anschluss Berichten – es bleibt spannend.

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