Nur die Harten kommen in den Garten…

...und die Verrückten landen in der Wüste!

Eigentlich wollte ich schreiben „und die ganz Harten kommen in die Wüste“, aber nach den Erlebnissen der letzten zwei Tage weiß ich, dass man dafür schon auch ein bisschen verrückt sein muss, Härte alleine reicht einfach nicht aus!

Ein Cattle Drive stand an – ok normalerweise nichts allzu Außergewöhnliches für mich auf Koiimasis. Aber diesmal sollte es ein richtig langer Treck werden: Von der Farm Korais, über die Nachbarfarm Landsberg, bis nach Koiimasis – von Osten nach Westen, über die Tiras Berge.

Der Reihe nach!

Am Sonntag hatte mein Trainer Kollege Immanuel bereits im Alleingang die Rinder aus den nahegelegenen Camps (so nennt man hier die großräumig abgeteilten Bereiche der Farmen) zusammengetrieben. Ich war mit einem Gast auf einer „Dumbo & Roy Tour“. Der Name kommt von unseren zwei Tourie Pferdchen Dumbo und Roy, die wir für diese kurzen Ritte immer einsetzen.
„Normalerweise stehen hier etwa 10 Pferde und nicht nur die Beiden“, erklärte ich der Dame aus Hamburg, „aber es ist halt Sonntag.“
„Hä, wieso? Was ist denn an einem Sonntag so anders?“, fragte sie irritiert.
„Naja, da haben die Pferde und ich eigentlich frei,“ erklärte ich lachend. Daran merkt man, dass die Leute ihren Urlaub genießen, wenn man nicht mehr weiß welcher Tag, geschweige denn welches Datum heute ist. Es war ihr dann ganz unangenehm, dass sie meinen freien Tag gesprengt hatte, aber ich versicherte ihr, dass das schon ok sei. Wenn die Leute nett sind – und das war sie – mache ich die Touren auch gerne sonntags.

Das Fotografieren ist eine meiner großen Leidenschaften hier in Namibia

Am Montag fuhr ich mit meinem Chef Wulff zur Farm Korais die so ca. eineinhalb Autostunden von Koiimasis entfernt liegt. Ich schaute den Männern beim Schafe impfen zu und machte Fotos von den Hunden – den Geschwistern, Cousins und Cousinen meines Coopers. Der musste aber zuhause bleiben. Ich hatte zwar keine Bedenken, dass er wegläuft, aber man weiß ja nie wie diese Hunde einem Fremden gegenüber so eingestellt sind. Vor allem wenn dieser allzu nah an ihre geliebten Schafe herangeht.

Schafe impfen auf Korais
 

Dass mein eifersüchtiger Kelpie zuhause geblieben ist war aber auch gut so, denn der Lieblingshund des Schäfers, ein kleiner, grauer, halbwüchsiger Welpe war gar nicht mehr von mir wegzubekommen. Ich hätte ihn am liebsten mitgenommen. Er hatte seine Mutter und seine drei Geschwister sehr früh verloren und wurde deshalb von unserem Schäfer mit der Hand aufgezogen. Ein Nachbar hatte Giftköder für die Hyänen verteilt, die hatte Mamma Hund gefunden und mit dem Wurf geteilt. Wie durch ein Wunder überlebte der kleine Graue…

Mein kleiner Schatten an diesem Tag

Der Kleine mit Pete dem Schäfer

Am Nachmittag fuhren wir runter nach Landsberg, auf die Farm die Wulffs Sohn Tommy verwaltet, denn es hatten sich vier unserer jungen Wallache dorthin verirrt. Nachdem die Grazien allerding locker vier Wochen zusammen mit Tommys wilden Pferden zusammengelebt haben, hatten sie alle guten Manieren vergessen und noch einmal eindrücklich bewiesen, dass sie wirklich jung und wild sind.

Immanuel entschied sich dazu den Palomino Paint „Banana Joe“ zu reiten, um mit ihm die Anderen nach Koiimasis zu treiben. Dieser hatte von den Vieren bisher die meisten Ritte hinter sich. Immanuel bekam ihn recht schnell eingefangen, was Wulff sehr beeindruckte. Aber dann ging es los. Sattel drauf und erstmal fünf, sechs runden im Buckelgalopp durch den Kraal (=eine Art eingezäunter Paddock mit mehreren Gattern). Als Immanuel dann aufstieg verhielt sich sein Pferd zuerst ruhig, bis dann die Kumpels in sein Sichtfeld traten. Da setzte „BJ“ ein weiteres Mal zum buckeln an und zeigte was in ihm steckt – Rodeo vom feinsten. Aber Immanuel blieb im Sattel – sehr beeindruckend!

Als sich der Paint beruhigt hatte trieb der Cowboy die Pferde schnell hinunter und wir öffneten auf dem Weg die Gatter. Nur am letzten Tor dem Grenztor zwischen Landsberg und Koiimasis wollten die drei Granaten nicht mehr weiter. Sie rannten mit aufgestellten Schweifen und gereckten Hälsen am geöffneten Tor vorbei und kehrten uns ihre Allerwertesten zu. Dann schloss sich auch noch ein junger, brauner Hengst aus Tommys wilder Herde dem Jungs Club an und flitzte mit ihnen durch die Savanne. Da war Wulff dann plötzlich nicht mehr zu halten. Er beschleunigte den alten Bakkie (= ein Auto mit offener Ladefläche) auf Top Speed und brauste hinter den Pferden her. Nach einigen verflixt riskanten Manövern schaffte er es tatsächlich den Hengst von unseren Wallachen zu trennen. F*** ich hab mir beinahe in die Hose gemacht, denn ich dachte wirklich wir kippen gleich mit der Karre um. Und das alles natürlich unangeschnallt, denn das macht man hier draußen einfach nicht…

Wulff treibt die Pferde langsam mit dem Bakkie voran

Als die Pferde dann wieder Richtung Tor trabten stieg ich aus, um sie von rechts zu blocken. Von der offenen Seite sicherte Immanuel und Wulff trieb die Pferde langsam mit dem Auto am Zaun vor sich her. Zack waren sie durchs Tor. Große Erleichterung. Banana Joe prustete. Ich ging ein paar Schritte auf den Reiter zu, um ihn zu seiner erfolgreichen Rodeo Einlage zu beglückwünschen. Immanuel grinste und machte einen Witz, der dem Pferd anscheinend gar nicht gefiel. Aus dem Nichts fing Banana wieder an zu bocken, wie ein wilder Stier. Aber auch das hat der Cowboy tatsächlich ausgesessen. Nur grinsen tat er nicht mehr…
Immanuel kümmert sich bei uns um die wilden Pferde und ist immer der Erste, der sich auf ein Pferd setzt. Dabei ist er schon unzählige Male runtergefallen und immer mit einem breiten Grinsen wieder aufgestiegen. Diesmal hatte er sich aber ordentlich weh getan. Männliche Leser können sich jetzt sicher ausmalen, was er sich da gequetscht hat – Aiaiaiai. Leider hatte er sich aber zusätzlich noch einen Muskel in der Leistengegend gezerrt, weshalb er nur noch fluchend humpeln konnte. Wir sattelten „BJ“ ab und entließen ihn zu seinen Kumpels auf die Koiimasis Seite des Zauns. Der verbeulte Cowboy und sein Sattel durften auf dem Bakkie mitfahren.

For Sale! Sehr beweglich beim Reiten, ein Pferd das Rodeo-Cowboy Träume wahrwerden lässt
 

Der Nächste Tag – gen Osten Genossen

Am nächsten Tag wurden zwei Reitpferde früh morgens in die Lorry geladen und von Koiimasis nach Korais hochgefahren – hoch, weil Korais knapp 450 Meter höher in den Tirasbergen liegt als Koiimasis.

Wulff und ich starteten später, denn er musste sich noch um einen verletzten Arbeiter kümmern. Der hatte eine blutige Kopfwunde und musste erstversorgt werden. Zum Glück ist Farmerin Anke super darin Menschen wieder zusammenzuflicken, ohne dass ihr schlecht wird – Hut ab! Schnell wurde ein Transport organisiert und Wulff würde den Mann, nachdem er mich auf Korais abgesetzt hatte, nach Helmering fahren, wo er dann abgeholt werden würde. Hier gibt’s halt keinen Tag ohne ein bisschen (oder ein bisschen mehr) Drama.

Im Haupt Kraal auf Korais wartete mein Noah auf mich, mit dem ich zuvor schon einige Cattle Drives auf Koiimasis hinter mich gebracht hatte. Ich hatte ihn seit ca. 2 Monaten im Training und er machte sich sehr gut. Ein kleiner Streber, sehr sensibel aber dabei auch sehr feinfühlig auf meine Hilfen (für Nicht-Pferdemenschen: die Signale des Reiters). Immanuel würde Blue reiten, einen schicken grauen Hengst mit schwarzer Mähne – nicht die Beste Wahl wie sich später herausstellte. 

Immanuel auf Blue zu Beginn unseres Rittes

Wir starteten um viertel vor 12 am Kraal auf Korais. Während ich mein Pferdchen geputzt und gesattelt hatte, hatten die Männer 21 Kühe für uns aussortiert, die wir nachhause treiben sollten. Bevor wir losritten, startete ich meine neue App, die den Ritt tracken sollte. Ohne jetzt blöd Werbung machen zu wollen, die ist schon echt cool. Zeichnet jede Gangart auf, sowie Höhenunterschiede, Kilometer, Zeit uvm. 

Ein paar Funfacts zum Leben bzw. Fahren in Namibia

Wir würden unsere Rinder nicht über die „Straße“ nach Koiimasis treiben, sondern von hintenherum durch ein langes Tal, über die Berge, Richtung Landsberg. Den Begriff Straße muss ich jedoch noch einmal relativieren. Im Deutschen gibt es dafür einfach kein passendes Wort. Im Englischen würde man wohl „Gravel-Road“ sagen, obwohl das auch eher die auf die geschotterten „C“ Straßen zutrifft, von denen es hier im Land sehr viele gibt. Unsere „Straßen“ sind eher abwechselnd felsige, sandige, geröllige Wege über das Farmland, die mehr oder weniger regelmäßig mit einem Konstrukt aus Metallbalken oder Eisenbahnschwellen und Traktorreifen „glatt“ gezogen werden.

Der ausgetretene Pfad ist eine sogenannte Kuh-Pad. Die Tiere gehen dort gerne, weil der Boden weicher ist
 

Zurück zur Kuh

Wir trieben also unsere 21 fein säuberlich aussortierten Grazien voran. Dabei muss man ordentlich Krach machen und die Pferde auf die Kühe zu lenken. Diese dabei aber natürlich auch nicht über den Haufen rennen. Dafür ist es wichtig, dass sich das Pferd leicht anhalten und wenden lässt. Man will die Herde ja auf keinen Fall aufspalten. Mein Noah – oder Nöli wie ich ihn gerne nenne, wenn er mal rumnölt und keine Lust hat – war voll in seinem Element: Kopf tief, Ohren gespitzt, Augen auf die rot-pelzigen Damen vor uns gerichtet.

An diesem Tag wehte übrigens ein eiskalter, böiger Wind der mir fast die Zügel aus der Hand pustete
 

Nach ca. 1,5 Stunden Ritt wollte ich Immanuel gerade sagen, dass sich sein Pferd wirklich gut mache. Im Gegensatz zu Noah, stolzierte der über den felsigen Boden wie eine Ziege. Manche Pferde sind einfach so, da merkst du keinen Unterschied ob du im Geröll unterwegs bist oder über die glatt abgezogene Sandstraße reitest. Noah tat sich mit dem unbequemen Boden deutlich schwerer. Auf Koiimasis gibt es diese riesigen sandigen Ebenen in denen wir bevorzugt Reiten, aber Korais besteht zu 90% aus Bergen. Somit musste ich ihn doch ein wenig mehr anreiben und mein armer Rücken hatte ganz schön was zu tun.
Zurück zu Blue – plötzlich sah dieser einen Geist oder sonstewas am Boden und machte einen ungelenken Hüpfer, gepaart mit einem klitzekleinen Bocksprung. Etwas das Immanuel normalerweise zum Lachen gebracht hätte. Mit seiner gezerrten Leiste konnte er dieser unerwarteten Bewegung aber nicht gegensteuern und landete pardauz im Sand. „What the f***!“, schimpfte er leise und humpelte auf sein Pferd zu, welches nach 3-4 Metern stehengeblieben war. Zum Glück ließ sich der junge Hengst gut wieder einfangen. Nur das wieder Hochkommen war schwierig. Seine Zerrung hatte er auf der Linken Seite und bekam den Fuß, den er schon mit der Hand anheben musste, nicht in den Steigbügel. Ich riet ihm mit Hilfe eines Felsens aufzusteigen, was er dann auch machte. Aiaiai, der Schmerz stand ihm ins Gesicht geschrieben.

Jetzt wisst ihr warum man Verrückt sein muss oder?

Weiter ging`s, wir ritten durch eine beeindruckende Landschaft.
„Dort ist es etwas wilder, bin mal gespannt wie du das findest“, hatte der Chef angekündigt. Ich fand es toll! Eine Schlucht, die noch gut begrast war, mit wilden, dornigen Bäumen und Büschen, sandigen Rivieren (=lest mal die Definition dieses Wortes, sehr interessant) und rundherum die Berge. Keine Spuren menschlicher Zivilisation – herrlich!
Zwischendurch habe ich sogar Raubtier Abdrücke gesehen, keine Ahnung ob Hyäne oder Leopard, dafür hatte der Wind sie schon zu sehr verweht – und meine Spurenleser-Skills sind auch nicht die Besten. In einem besonders buschigen Gebiet war ich mir aber sicher, dass wir von einem Leoparden beobachtet wurden. Markieren männliche Leoparden ihr Revier genauso wie Hauskater? Ich könnte schwören an dieser Stelle Katzenpisse gerochen zu haben (!) jedenfalls bekam ich eine Gänsehaus, machte extra viel Krach beim Scheuchen der Rinder und war heilfroh, als wir aus diesem Rivier wieder rausgeklettert waren.

Der frische Abdruck eines Leoparden, das Foto habe ich auf einem Ausritt vor ein paar Wochen gemacht

Um kurz nach 3 erreichten wir das Grenztor nach Landsberg

„Wann sind wir auf Koiimasis?“, fragte ich Immanuel. Da wir so spät gestartet waren, sollten wir die Rinder nämlich „nur“ durch unser Grenztor bringen, von da aus könnten wir schneller nachhause reiten. Hinter den Kühen her ritt man hauptsächlich im Schritt, mit kurzen Trab Passagen um etwaige Ausreißer wieder einzufangen. Der felsige Boden machte einen schnelleren Abtrieb unmöglich und unsere muhende Kundschaft war auch nicht davon zu überzeugen in einer Gruppe zu laufen, so spaltete sich die Herde immer wieder auf und wir mussten sie immerfort zusammentreiben. Wegen des anhaltend, lauten Windes war auch die Kommunikation sehr schwer, weshalb wir uns meist mit Handzeichen verständigten. Wer mich kennt weiß, dass ich normalerweise gerne viel rede, so „unterhielt“ ich mich eben mit Noah, der sehr aufmerksam auf das Lob lauschte, welches ich ihm immer wieder aussprach: „Guuuuutes Pferd – fein!“

Noah zwinkert mir am Grenztor zu

 „So gegen 18 Uhr“, erwiderte der Cowboy. Das sind noch eins, zwei, DREEEIII Stunden und mein Rücken machte sich bereits bemerkbar. Mit Durchquerung des Tors hatten wir die Berge jedoch schnell hinter uns gelassen, was den Abtrieb leichter machen sollte – dachte ich. Noah jedenfalls lief wieder klar und nicht mehr wie auf rohen Eiern.
„Leider“ gab es auf Landsberg noch jede Menge leckeres, trockenes, langstieliges Gras für das unsere Ladys alle paar Meter anhielten um zu fressen. Außerdem hatte die einzige blonde Kuh festgestellt, dass diese Menschen doch eigentlich gar keine Ahnung haben und beschlossen eigene Wege zu gehen. Die blöde Blondine musste man also alle paar Meter wieder zurück schubsen und davon überzeugen, dass es besser ist in der Gruppe zu bleiben – zwei Minuten später: „Mädels, dort hinten gibt’s viel besseres Gras – Muh!“
Dennoch machten wir den Damen in der Ebene etwas Beine und pushten sie immer wieder für einige Meter in einen gemächlichen Kuh-Trab. Wenn man die Kühe zu sehr hetzt bekommen sie nämlich Dünnpfiff und vor ein paar Wochen war Immanuel eine Mutterkuh an einem Herzklabaster verreckt, weshalb er jetzt sehr viel vorsichtiger mit den wertvollen Tieren war.

Die eine Hälfte hier, die andere dort…
 

Wilde Weggefährten

Auf unserem Weg sahen wir aus der Ferne eine riesige Oryx Herde die neugierig in unsere Richtung schaute. Etwas später kreuzte eine Warzenschwein Familie unseren Weg. Süß wie die drei Ferkel mit aufgestelltem Schwänzlein hinter ihrer Mutter her flitzten.
Diese wilden Genossen waren eine nette Gesellschaft. Nicht so die wilden Pferde auf Landsberg, von denen ich ja zuvor bereits berichtet hatte. An einer Wasserstelle begegneten wir einer kleinen Gruppe die ein frisches Fohlen dabei hatten – super süß. Nur leider gehört der große Blaue, mit vollem Namen „RK Big Blue“, nicht zu den gechilltesten Hengsten. Er krakelte jedes Mal laut umher und vollführte ein Tänzchen, um vor dem unbekannten Geschlechtsgenossen Eindruck zu schinden. Noah blieb zum Glück relativ gelassen, obwohl mich die Situation schon ein wenig gestresst hat.

Auf solchen Ritten sind die Fotos natürlich nicht der Knaller, weil ich nur das Handy mitnehme
 

Um Punk sechs erreichten wir das Tor nach Koiimasis. Dort wartete auch bereits Wulff und öffnete uns das Gatter. Er hatte zuvor besorgt auf die Uhr geschaut und befürchtet, dass uns etwas passiert sein könnte. Mein Unfall ist also auch nicht ganz spurlos an ihm vorbeigegangen, denn normalerweise haben wir keinen Tor-Aufmach-Service zu erwarten.

Wir machten einen kleinen Stopp bei Wulff hinterm Tor und ich stretchte kurz meinen schmerzenden Rücken. Da wir zwischendurch nur mal eben zum pinkeln angehalten hatten, um dann schnell weiter zu reiten, überlegte ich in dem Moment ernsthaft ob ich Noah ins Veld (auf Afrikaans bezeichnet man so die übergroßen Bereiche einer Ranch) entlassen und mit Wulff im Auto zurückfahren sollte. Aber dann siegte doch mein Stolz und ich schwang mich wieder aufs Pferd, um den Ritt ordnungsgemäß am Stall zu beenden.
Ohne Kühe kamen wir auch deutlich schneller vorwärts. Da die Pferde auf dem bisherigen Weg kaum geschwitzt hatten, setzten wir zu einem langsamen Galopp an. Irgendwann rief ich aber Immanuel zu: „lass bitte nur noch traben!“, denn mich verließen langsam meine Kräfte. Auf den letzten Metern drehte Immanuel noch einmal richtig auf und erzählte mir jede Menge Storys auf die ich nur noch mit einem kurzen „Hmmhmm“ reagieren konnte – ich war fix und fertig!
Mit dem allerletzten Licht – die Sonne war längst am Horizont verschwunden – erreichten wir das Cowboy-Camp. 

Der schönste Sundowner nach SIEBEN Stunden Ritt!
 

Dort angekommen stoppte ich meine Reit-App, die 7 Stunden, 12 Minuten und 9 Sekunden Ritt aufgezeichnet hatte. Die Strecke war über 34,5km lang, dabei waren wir 22,9km Schritt geritten, 9,4 km getrabt und nur 2,1km galoppiert.

Unsere Strecke durch die Tiras Berge
 

Zum Glück geht es von Korais nach Koiimasis bergab – hier hat die App die Höhenunterschiede aufgezeichnet
 

Nach dem Absatteln habe ich Noah noch einmal ausgiebig geknuddelt und ihm eine Woche Urlaub versprochen, in unserem sogenannten „Campsite-Camp“ in dem noch gut viel Gras steht.

Auf halbem Fußweg vom Stall kam uns Wulff mit dem Auto entgegen und sammelte den hinkenden Immanuel und Oma Freda ein. Natürlich nicht ohne sich über mein übertriebenes Gejammer lustig zu machen. Trotzdem war ich sehr stolz, dass ich so einen Ritt durchgestanden hatte, auch und besonders wegen meiner Vorgeschichte. Auch Immanuel war sehr zufrieden mit meiner Leistung. Er hatte solche Cattle Drives zwar schön öfter gemacht, seine Mitreiter waren aber oft keine große Hilfe gewesen. Entweder hatten diese Probleme mit ihren Pferden, oder die Arbeit nicht gesehen. Mit mir war er auf jeden Fall sehr zufrieden.

Vergebliches Warten auf den Muskelkater

Zuhause angekommen, habe ich mir dann ganz schnell etwas Kaltes zu Essen gemacht, um danach unter die Dusche zu hüpfen – ohne Haare waschen, das wäre viiiiiel zu anstrengend gewesen. Zwei IBU später lagen mein schmerzender Rücken und ich auf meiner weichen Matratze und vielen schnell in einen tiefen, erschöpften Schlaf.

Die letzten beiden Tage waren also mal wieder richtig abenteuerlich. Jetzt versteht ihr sicher, warum man hier ein bisschen verrückt sein muss oder?! Aber vielleicht auch, warum ich mir ein Leben hinterm Schreibtisch in Good old Germany einfach nicht mehr vorstellen kann?

Alles Liebe, eure Freda

 

Kommentare

  1. Erinnerungen werden mal wieder wach, vor allem zum Cattle-Drive. Wir (Immanuel und ich) haben vor einigen Jahren 121 Kühe und Kälber von Korais nach Koiimasis getrieben und sind erst nach Einbruch der Dunkelheit am Koiimasis-Tor angekommen... wenn Wulff euch also nochmals los schickt (... und das wird er ��) dann dräng drauf bei Zeiten "loszutreiben" ��. (mit den besten Grüssen von mir ��) Und ja, die Landschaft ist einfach einmalig!
    Weiterhin viele gute Tage! LG

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