Freda kauft ein Auto in Namibia – eine Odyssee
Habt ihr schon Mal eine schlechte Google-, Amazon- oder Sonstewas-Bewertung geschrieben? Ich nicht, aber die letzten Wochen haben in mir den Wunsch geweckt, mir zumindest auf diesem Weg eine Stimme zu verschaffen.
Aber erstmal auf Anfang: Im September 2021 habe ich ja endlich meine Arbeitserlaubnis für Namibia bekommen und in mir wuchs der Wunsch etwas unabhängiger zu sein und mir ein Auto anzuschaffen – in diesem Land bist du nix ohne fahrbaren Untersatz, obwohl ich mir vielleicht doch besser eine Donkey-Karre (Esel-Kutsche) hätte zulegen sollen…
Freda on Tour |
Eine Sache des
Timings
Zu Beginn der Corona Kacke hätte ich noch ein super Schnäppchen machen können,
weil alle im Tourismusgewerbe plötzlich ihre Flotten verkauft haben. Zu dem
Zeitpunkt hatte ich aber nun einmal noch keine Ahnung wie lange ich in Namibia
bleiben würde und wollte kein (weiteres) Risiko eingehen…
Nachdem mein Aufenthalt nun also für die kommenden zwei
Jahre gesichert war, habe ich damit angefangen, mich mit den diversen Automarken
auseinanderzusetzten und herauszufinden was ich gerne haben würde und was mit
meinem Budget machbar ist. Alle die jetzt denken, dass Autos in Afrika
wahrscheinlich super billig sind, muss ich leider enttäuschen. Wenn du tatsächlich
heile irgendwo ankommen willst und so wie ich keine Ahnung hast wie man ein
Auto selber repariert, musst du halt ein bisschen mehr investieren.
Genau wie in Deutschland war der Gebrauchtwagenmarkt 2022 leider eine Katastrophe.
Die Autovermietungen mussten ihre Fuhrparks dank des zurückkehrenden
Tourismusgeschäfts wieder aufstocken und Neuwagen waren in Namibia wegen
Lieferengpässen genauso schwer zu bekommen wie in Europa.
Fredas Traumauto – wobei eher Traum als Auto
Toyota – klar die Top Marke in Namibia mit dem höchsten
Wiederverkaufswert.
Modell Fortuner – weil nicht so Ultra groß und weil es ein SUV und eben kein
Farm-Bakkie ist.
Ein Bakkie ist ein Auto mit 2-5 Sitzen und einer Ladefläche, also quasi ein
Pick-up Truck. Das perfekte Farmauto eben. Also warum kein Bakkie? Weil ich die Befürchtung
hatte, mit einem klassischen Farmflitzer ständig Schafe, Hühner, Futter und
sonstiges Ranchzubehör kutschieren zu dürfen. Ein SUV wiederum ist nun mal nur
zum Transport von Menschen gedacht – Ende! Außerdem bekomme ich mit diesen
fetten Monstern a la Hilux und Co. immer Atemaussetzer, wenn mir auf der Straße
ein anderes ähnlich breites Fahrzeug entgegenkommt – die Straßen in Namibia
sind zwar einsam aber nicht allzu breit.
Für alle die wissen wollen was ein Bakkie wirklich ist, mit klick auf das Bild kommt ihr zu einem Video |
Natürlich 4x4 (aus Sicherheitsgründen), mit Automatikgetriebe (aus Luxus Gründen), Dieselmotor (aus finanziellen Gründen) unter 100.000km, am Besten aus erster Hand und auf keinen Fall einen ehemaligen Mietwagen, denn ich weiß wie Touries hier im Land mit den Mietfahrzeugen umgehen. Er durfte natürlich auch nicht an der Küste gefahren worden sein, weil jeder Namibia weiß, dass solche Karren nur durch ihren Rost zusammengehalten werden, genauso wenig wie hier im Süden, wo die Straßen so bescheiden sind, dass die Stoßdämpfer alle drei Tage erneuert werden müssten. Außerdem wollte ich nicht mehr als 250.000 Namibia Dollar (ca. 15.000 €) ausgeben.
Nach Realitätsverlust folgst Realitätsverdruss
Nachdem ich festgestellt habe, dass meine Wunschkarre somit Budgettechnisch etwa bei 700.000 NAD (ca. 40.000€) startet, habe ich meine meine Ansprüche drastisch heruntergeschraubt. Nach einigen Monaten vergeblicher Internetrecherche suchte ich also nicht mehr nach dem weißen Einhorn namens Fortuner sondern kam zu dem Schluss, dass ein Renault Duster (in Deutschland unter der Marke Dacia verkauft) die beste Alternative für mich ist: spritsparend, nicht zu teuer, nicht zu groß und mit einem okayen Preis-Leistungsverhältnis. Leider war ich wohl nicht die Einzige mit diesem Geistesblitz…
Auf ins Big City Life
Nun bin ich natürlich super selten in der Stadt und habe all
die schönen Autos, auf den wenigen online Portalen die es in Namibia gibt
(genau zwei), ständig davonfahren sehen. Mein Chef Wulff war sogar so nett und
hat, wenn er in Windhoek war, um Gäste abzuholen, den einen oder anderen vielversprechenden
Kandidaten ausgecheckt. Leider war lange nix dabei. Bis zu einem schönen Tag im
August 2022, als er einen blauen 4x4 Duster in Windhoek aufgespürt und für fredatauglich befunden hatte. Eine Woche
später fuhr ich mit in die Hauptstadt – wollte das
potenzielle Freda-Mobil natürlich selber begutachten. Der Autohändler hatte uns
versprochen das Auto zurückzuhalten, da es quasi schon abgemachte Sache war,
dass ich die Karre kaufen würde. Tja, auf halber Strecke erreichten wir den
Händler dann endlich – er hatte sich seit zwei Tagen totgestellt – und das Auto
war an diesem Morgen auf mysteriöse Art und Weise verkauft worden – danke für nix.
Da ich solche Tiefschläge ja schon durch meine Visumsgeschichte gewöhnt war,
habe ich (äußerlich) die Ruhe behalten und sofort wieder die
Auto-Verkaufsseiten durchstöbert.
Ok, durchstöbern kann man diese Seiten nicht wirklich, wenn das Suchergebnis max. 4-5 Fahrzeuge anzeigt |
Glück im Unglück
Tatsächlich fand ich, noch während der Fahrt nach Windhoek,
einen Duster, der ein noch größeres Schnäppchen zu sein schien: 2018er Modell,
103k Kilometer, Diesel, kein Automatikgetriebe dafür aber Allradantrieb, Rückfahrkamera,
Bluetooth, Mal nicht wie alle anderen weiß, sondern braun lackiert, mit Ledersitzen
und nur einer Vorbesitzerin, für 200k NAD – Geil!
Wulff rief direkt beim Autohändler an und verabredete einen
Besuch am nächsten Tag – den Schnapper wollten wir uns nicht entgehen lassen.
Beginn meiner persönlichen Odyssee
Am nächsten Tag bei „Ultimate Motors“ in Windhoek
angekommen, erfuhren wir, dass der Wagen gerade neu lackiert wird und komplett
auseinandergebaut ist. Das war an einem Freitag, genauer gesagt am 19. August.
Am Montag sollte er aber soweit fertig sein, dass man ihn Probefahren könne:
„100 Prozent“, ein Ausspruch den man in Namibia gerne sagt und den ich in den
nächsten Wochen noch oft zu hören bekommen sollte.
Samstag wehte dann allerdings so viel Wind, dass der Lackierer nicht arbeiten
konnte, das Auto würde erst Dienstag fahrbereit sein. An sich kein Problem, nur
wurde Wulff Dienstagfrüh operiert und würde sich das Auto nicht mit mir
anschauen können. Schon im Autohaus hatte ich festgestellt, dass der Autohändler
und sein Angestellter überhaupt keine Lust hatten mit mir zu sprechen – obwohl
beide sowohl sehr gutes Englisch als auch Deutsch sprachen. Nur Wulf bekam
seine Fragen beantwortet und sie switchten immer wieder ins Afrikaanse, so dass
ich nichts verstehen konnte. Wer mich kennt weiß, dass ich immer wieder dazwischen
gegrätscht bin, um das Gespräch auf Englisch umzustellen – 2 Minuten später:
„Brra Blach Drrra net Okie“ – oder wie auch immer Afrikaans für euch klingen
mag.
Wir machen einen Plan
In Namibia macht man bei sowas dann „einen Plan“ und Wulff
stellte mir seinen Mechaniker Stefan zur Seite, damit er das Auto einmal auf
Herz und Nieren prüfen konnte. Dafür war ich auch super dankbar, denn der
Deutsch-Namibier, der in Windhoek eine Autovermietung betreibt, fand einige „Schönheitsfehler“
an dem Flitzer. Die Klimaanlage funktionierte nicht, die Anschnallgurte waren
so zugestaubt, dass sie nicht mehr einzogen und als Stefan gegen die Decke des
Wagens klopfte kam so viel Sand herunter, dass es aussah als hätte man eine
Schneekugel geschüttelt.
„Nicht kaufen!“, war seine erste Reaktion, „es sei denn, die reparieren das.“
Dass das alles natürlich sofort „gefixt“ werden würde, wurde mir von Seiten des
Autohauses zugesichert: „100 Percent! – Das schreiben wir so in den Vertrag und
wenn das nicht gefixt ist, ist der Vertrag ungültig und du bekommst das Geld
zurück!“
Das hörte sich erstmal gut an, vor allem, weil Stefan den Wagen und das Preisleistungsverhältnis ansonsten für gut befand. Ich hatte sowieso keinen Nerv und keine Gelegenheit mehr noch weiter zu suchen. Wenn er sagte, dass das Auto nur diese paar Schönheitsfehler habe, dann war ich fein damit – JUHU!
Als FRAU in Namibia ein Auto kaufen
Als mich der Autoverkäufer zu meinem Guesthouse zurückfuhr,
in dem ich in Windhoek wohnte, hatte ich noch ein paar allgemeine Fragen zwecks
Bezahlung, Kaufvertrag etc., da ich das Ganze ja von meinem deutschen Konto nach
Namibia überweisen würde.
„Ja, das besprechen wir dann am besten mit Wulff…“ – Äh wieso? Nachdem ich dann nicht locker lies, bekam ich meine
Fragen schließlich aber doch noch beantwortet.
Kurz zur Erklärung an meine werte Leserschaft: Wulff ist nicht mein Papi und auch nicht mein Sugar Daddy, das Auto ist auf meinen Namen angemeldet und ich habe es komplett selber bezahlt, Wulff ist nur mein Arbeitgeber, der so nett war mir beim Autokauf zu helfen!!! Schon am Freitag im Autohaus hatte ich, auf die Frage auf wen das Auto denn laufen würde, meinen Namen ins Spiel gebracht und klar gemacht, dass ich es von meinem Auslandskonto aus bezahlen würde.
Meinen aufkochenden Feminismus runterschluckend habe ich dann trotzdem eingewilligt und zugesagt, dass ich das Auto nehmen würde. Wer jetzt eine Konfettiparade erwartet, den muss ich leider enttäuschen. Auch den Handschlag, der ja bei so einem Deal gang und gäbe ist, hat mein Boss bekommen und nicht die dumme Frau, die das Auto bezahlt… Danke.
Wie man(n) in Namibia Zeit schindet
Jetzt sprintete ich natürlich los um das Geschäft abzuschließen. In Namibia muss man anscheinend keinen Kaufvertrag unterschreiben, sondern „einfach nur“ die Kohle rüberwachsen lassen und die Karre gehört dir. Ich überwies also so schnell es ging das Geld und bezahlte noch fette extra Gebühren damit die Überweisung schneller durchgeht. Im Autohaus (am vergangenen Freitag) hatte man mir bereits versichert, dass sie wüssten wie man mit Auslandsüberweisungen umzugehen hatte, dass sie das schon oft gemacht hätten und ich sollte doch an Bank XY überweisen, da ginge das am schnellsten… Soweit so gut.
Nun rief ich dort also jeden Tag zweimal an, um zu fragen
ob das Geld angekommen sei.
„Nein, noch nicht“, hieß es jedes Mal. Man könne mir das Auto natürlich auch
erst übergeben, wenn das Geld bei der Bank angekommen sei, den
Überweisungsbeleg könne ja jeder Idiot fälschen – Aha.
Ich machte weiter Druck, denn ich hatte noch andere Pläne für meinen zweiwöchigen
Urlaub, als in der Hauptstadt festzusitzen und ein Heidengeld für meine
Unterkunft zu latzen.
Nachdem weitere Tage vergangen waren, in denen das Geld immer noch nicht angekommen war, kamen die Deppen plötzlich mit der Erkenntnis an, dass man Geld von Übersee erst bei der Bank anmelden muss, vorher könne diese das überhaupt nicht annehmen. Meine 200k Nam Dollar, die natürlich nachweislich sofort mein Konto verlassen hatten, schwirrten also seit Tagen irgendwo im Afrikanischen Bankenkosmos umher – Geil! Komisch, dass diese Info neu für den Herrn Autohändler war, hatte er mir doch beim ersten Gespräch noch genau davon erzählt… Tja, die Namibische Sonne brennt nun Mal heiß. Zumindest seien jetzt alle Schönheitsfehler behoben sicherte man mir zu, der Papierkram wäre auch so gut wie erledigt – „100 Percent!“
100 Percent? Doch wohl eher Zero Percent oder?
Endlich tauchte das Geld am 30. August auf (normalerweise dauert eine Auslandsüberweisung max. 3 Tage, aber ok) und meine Freude
war entsprechend groß. Selbst wenn ich jetzt einige kostbare Tage verloren hatte,
würde sich mein Trip in den Sossusvlei doch noch lohnen. Ich musste erst am 01.
September abends wieder zuhause sein.
Die WhatsApp Korrespondenz mit dem Autohausangestellten verlief an diesem Tag
in etwa wie folgt:
„…Das Geld ist da…“
„Cool, wann kann ich das Auto dann bekommen?“
„Am Nachmittag“
14:35: „Hallo, es ist jetzt Nachmittag wann kann ich das Auto bekommen, ich
muss dringend raus aus Windhoek.“
„Ich muss das noch mit meinem Boss besprechen…“
Noch etwas später am Tag: „Was sagt der Boss denn?“
„Sprich doch bitte selber mit meinem Chef“, – das hatte ich natürlich bereits
versucht.
Nachdem sich der Boss dann endlich dazu herabgelassen hatte
mich anzurufen war klar, dass weder der Papierkram erledigt war, noch der Himmel
vom Staub befreit wurde. Außerdem hatte man festgestellt, dass die Klimaanlage
doch nicht so easy zu reparieren war und ein neuer Transformator aus Südafrika
bestellt werden musste – Aus Südafrika?! – das würde mindestens eine Woche
dauern.
„Natürlich können Sie auch ohne Klimaanlage fahren und wir bauen diese dann ein,
wenn Sie das nächste Mal in Windhoek sind…,“ war der Glorreiche Vorschlag des
Autohändlers. Klar, im Namibischen Sommer bei 45 Grad Außentemperatur würde ich
ohne Klimaanlage (für die ich schließlich bezahlt hatte) 650km zur Farm hin und
wieder zurückfahren – danke, aber nein danke.
Was mich an der ganzen Geschichte allerdings am meisten aufregte war, dass man
mir zuvor bereits mehrfach versichert hatte, dass diese „Kleinigkeiten“ längst erledigt gewesen wären – „100 Percent!“
Ein neuer Plan muss her
Da es ganz offensichtlich überhaupt keinen Sinn machte, wenn ich mit dem Autohändler sprach, übernahm Wulff von nun an die Kommunikation – nicht dass ich das nicht auch alleine gekonnt hätte, aber dieser Mann hatte ganz offensichtlich keinerlei Respekt vor Frauen und ich wiederum keinerlei Geduld mit lügenden Männern. Wulff und er vereinbarten dann, dass man das Auto nach Mariental liefern würde, wo ich es dann abholen könnte.
Ich fuhr dann übrigens am 01.09, mit zwei neuen
Volontärinnen in des Chefs komplett vorgestopftem und überladenen Mitsubishi zurück
nach Koiimasis – nix mit Sossusvlei. Wir mussten sogar noch einiges von seiner
Ladung in Windhoek zurücklassen, da ich sonst nicht mit ins Auto gepasst hätte.
„Das kommt dann später mit dem Duster“, – so der Plan.
Ganz ruhig Freda – dreimal tief durchatmen!
Am 05. September meldete ich mich dann wieder bei dem Angestellten und fragte nach dem Stand der Dinge: Anscheinend wurde der falsche Kompressor geliefert… Eine neue Lieferung würde noch einmal 7 Tage in Anspruch nehmen…
Am 12.September erkundigte ich mich erneut, da ich nichts von dem Autohaus gehört hatte, welches mein Geld ja nun schon seit geraumer Zeit auf dem Konto hatte. Der Angestellte meldete sich mit einer Sprachnachricht zurück, dass er nicht mehr dort arbeiten würde und ich mich doch bitte an den Chef wenden sollte… der Chef der die ganze Zeit alle meine Nachrichten und Anrufe ignoriert hatte – Prima. Wieder war es an Wulff die Kommunikation zu übernehmen. Er kam dann aber mit super Nachrichten: ein Wunder war geschehen, in zwei Tagen konnten wir das Auto bekommen – juhu!
Am 14.September fuhr ich also mit Wulff und Dries, einem
netten, älteren Herrn der auf Koiimasis angestellt ist, in das 270km entfernte
Mariental, um das Auto abzuholen. Der Mann unserer Köchin kam extra mit, damit
ich nicht die ganze Strecke alleine fahren musste. Bisher war ich noch nie
selber über die berüchtigten namibischen Gravel Roads gefahren. Wulff würde
eine Nacht in Mariental bleiben und Dries und ich wollten direkt mit meine
Duster nach Hause fahren.
Der Autohaus Besitzer war an dem Morgen dann mal wieder nicht zu erreichen… ein
schlechtes Zeichen? Wie sich herausstellte: JA!
Als wir bereits in Mariental angekommen waren, meldete sich dieser mit der Nachricht,
dass der Turbo (ein wichtiger Teil des Motors) kaputt wäre und der Wagen heute
Morgen nicht angesprungen ist… Mittlerweile war ich ganz ruhig, hatte ja
bereits eine fast 5-stündige Autofahrt hinter mir… Nach weiteren Telefongesprächen
erklärte sich der Autohändler bereit, einen Ersatzwagen zu schicken. Dries und
ich mussten schließlich wieder nach Hause. Der alte Mann hatte keine Medikamente
dabei und sowieso war keiner auf eine Übernachtung eingestellt gewesen. Somit warteten
wir noch ein paar Stunden, bis jemand einen Ford Ranger Single Cap Bakkie
(2-sitzer Geländewagen mit Ladefläche) vorbeibrachte. Die arme Patricia (unsere
Küchenhelferin die aus dem Urlaub zurück kam) musste somit auf der Ladefläche
Platz nehmen. Ich entschuldigte mich bei ihr dafür, aber in diesem Land ist man
das gewöhnt. Ein solcher Transportweg ist sogar absolut legal. Ich fühlte mich
trotzdem schlecht, dass die arme Frau nun knapp 5 Stunden in der knallen Sonne hinten
auf dem Auto sitzen musste.
NICHT mein Auto |
7 Wochen für einen Autokauf
In der Zwischenzeit wurde der Motor repariert. Erst wollten sie mir einen gebrauchten Turbo andrehen, der angeblich nur gaaaanz wenige Kilometer runter hat – das kann ja jeder behaupten. Als ich mich weigerte und endgültig vom Kaufvertrag zurücktreten wollte – fiel ihnen ein, dass das Auto ja noch Herstellergarantie hatte. Somit übernahm Renault die Kosten und den Einbau eines neuen Turbos. Nun hatte ich also ein Auto mit einem nagelneuen Klima-Transformator und einem neuen Turbo – eigentlich ganz geil. Wäre das Ding hier auf der Farm kaputt gegangen, hätte ich doppelt Pech gehabt. Also danke lieber Murphy, dass du diesmal auf meiner Seite warst!
Am 04. Oktober war es dann endlich so weit
Ich weigerte mich noch einmal die Tortur nach Mariental auf mich zu nehmen. Diesmal mussten die das Auto zur Farm liefern, was sie dann auch machten. Am Abend des 4. Oktobers war er dann endlich da mein Duster – ultra staubig von der langen Fahrt – da war der Name Programm. Leider auch von innen. Eine Innenraumreinigung hatte man sich wohl gespart – keine Zeit…
Dusty Duster |
Ich säuberte das Auto am nächsten Tag provisorisch und stellte dabei fest, dass
noch überall tiefsitzender Staub vorhanden war. Was wiederum nicht vorhanden
war, war der Tire Monitor. Ein kleines, teures Gerät, welches bei der Fahrt den
Reifendruck misst. Unverzichtbar bei unseren einsamen, steinigen Straßen. Tja,
der wurde dann wohl beim Tüv oder in der Werkstatt oder sonstewo gestohlen… Nach
einigem Hin und Her zwischen Wulff und dem Autohaus erklärte sich der Autofutzi
bereit das Gerät zu ersetzen.
Wer ist jetzt dreckiger? |
Aller guten Dinge sind 1-2-3…4-5-6... ach wat auch immer
Bevor der Bericht jetzt noch länger wird, die weiteren Fakten im Schnelldurchlauf:
- Die Batterie des Bakkies, den sie mir als Ersatzwagen zur Verfügung gestellt hatten, war kaputt. Nachdem der gute Dries mein (bzw. nicht mein) Auto 4 Tage hintereinander Jumpstarten musste, war Wulff so nett mir eine Batterie zu leihen. Als der Bakkie dann abgeholt wurde, stellte sich auch noch raus, dass er keinen Tropfen Öl mehr innehatte. Der Fahrer musste sich also auch nochmal Öl von Wulff „pumpen“, um die Mistkarre nach Windhoek zurück zu bekommen.
- Der neue Tire Moni kommuniziert nicht mit den Sensoren im Reifen und ich bin erst im Dezember wieder in Windhoek, um das einstellen zu lassen.
- Auch dieser Wagen kam auf dem allerletzten Tropfen Öl an und ich musste mir noch Öl aus der Stadt mitbringen lassen, um das Auto benutzen zu können.
- Die neugekauften Sitzbezüge passen nicht – ok,
das ist jetzt nur indirekt die Schuld des Autohauses, aber hätte ich sie in
Windhoek wie geplant anprobieren können, hätte ich sie direkt zurückgeben
können… Auch egal jetzt.
Und täglich grüßt das Starterkabel
Das Ende – hoffentlich
Ok, jetzt könnte man natürlich meinen ich hätte mir die absolute Schrottlaube aufschwatze lassen – so schlimm ist es dann aber doch nicht. Grundsätzlich bin ich mit meinem kupferbraunen Dusty sehr zufrieden. Liegt gut in der Straße, verbraucht nicht allzu viel Sprit, hat eine super fancige Rückfahrkamera – die ich hier auf der Farm absolut nicht brauche und ist alles in allem genau das was ich haben wollte.
Leider haben die ganze Odyssey und die vielen Lügen meine Freude über die neu gewonnene Freiheit doch sehr gedämpft. Meinen werten Chef hat diese Geschichte übrigens sehr amüsiert: „Endlich erlebst du mal das richtige Afrika … es hätte noch viiiiiiel schlimmer kommen können…“
Am Ende habe ich dann auch keine Google Bewertung geschrieben, sondern nur diesen Artikel und das Ganze auf sich beruhen lassen. In Namibia kennt am Ende nämlich jeder jeden und bei meinem Glück hat der Neffe, der Frisör oder der Rabbi des Autoverkäufers seine Finger beim Ministerium für Homeaffairs im Spiel und ich bekomme mein Workpermit nächstes Jahr nicht verlängert. Dann kann ich den Dusty gleich wieder weiterverkaufen…
Was lange währt wird endlich gut! Ich wünsche euch allen eine gute Fahrt!
Freda, klasse beschrieben. 👍🏾👍🏾👍🏾
AntwortenLöschenIn Kapstadt, trotz größerem Angebot, genau das gleiche Problem. Meistens sind die Gebrauchten verbastelt und viel zu teuer. Am besten, man findet einen Jahreswagen zu einem akzeptablen Preis. Viel Spaß mit dem Dusty.
Moin, hier in Nairobi ist das alles auch nicht wesentlich besser. Nur hat sich hier die AutohändlerIN geweigert mit meiner Frau (Fredah) zu reden. Karibu Kenya
AntwortenLöschenEine so herrlich beschriebene Abgelegenheit, liebe Freda, Du hast die afrikanische Mentalität tatsächlich voll geblickt!👌😁👌
AntwortenLöschenDa hattest Du aber echt Pech. Schön, dass Du Deinen Duster (in Namibia macht er seinem Namen sicher Ehre) doch noch bekommen hast. Ich habe im letzten Jahr einen Ranger in Swakop gekauft. Wir haben Residency beantragt und von 22-23 ca. 8 Monate schonmal in Swakop probegelebt. :-) Bei mir hat alles reibungslos geklappt. Von der Entscheidung den Ranger zu kaufen bis zur ersten Fahrt im zugelassenen Fahrzeug sind ca. 4 Stunden vergangen. Allerdings habe ich ihn cash bezahlt, wir hatten genug Euros zum Kauf eines Autos eingeführt. Kurzes Telefonat des Händlers mit seiner Bank, Festlegung eines Wechselkurses, Mitarbeiter mit meiner Passkopie zur Police Station und danach mit mir zur Zusallungsstelle. Dort ca. eine Std Wartezeit, danach gleich zum Nummernschildhersteller gegenüber, fertig. Noch nie so schnell und unkompliziert ein Auto gekauft und zugelassen. Dass der Händler das mit Deinem Chef abwickeln wollte kann auch Hilfsbereitschaft gewesen sein und nicht dass er Dir das nicht zutraut. Kann ich natürlich nicht beurteilen, aber so habe ich das oft auch als Bube selbst erlebt. Namibier sind echt krass hilfsbereit. :-) Die Warterei bei Überweisungen aus Deutschland kenne ich allerdings, es lag aber in der Regel an der Bank in Deutschland, wo die Freigabe der Überweisung ewig gedauert hat. LG, aus Tirol, hoffentlich bald aus Swakop. Volker
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