Best of 2022 und 2023

Die letzten zwei Jahre kompakt und handlich zusammengefasst

Kaum zu glauben, dass mein letzter Artikel über ein Jahr her ist. Daran merkt man, dass ich wirklich super viel zu tun hatte hier auf Koiimasis, der Western Ranch im Süden Namibias, auf der ich für Pferdetraining, Tour Guiding, Volontäre und Marketing zuständig bin.


2022 habe ich elf Touren geleitet mit insgesamt 21 Gästen, sowie 17 Volontäre betreut und dieses Jahr waren es auch wieder elf Touren mit insgesamt 24 Gästen, wobei nebenher noch 12 Volontäre auf der Farm herumgehüpft sind.

Unser Tour Programm hat sich bewährt

Das Programm für unsere sogenannte Basis Tour wurde 2021 das erste Mal umgesetzt, dabei habe ich mir vor Nervosität noch fast in die Buxe gemacht, mittlerweile habe ich aber meine Routine und eine Stammbesetzung der allerbesten Reitpferde. 

 

Immer dabei: Attila eine sichere Bank und super für die „Muttis“ die es nicht so schnell mögen

Am liebsten ganz vorne: Bobby Obwohl schon 25 kann er ordentlich auf die Tube drücken

Stark und mit unendlicher Ausdauer: Mokka – für Reiter, die aufmerksam ihr Pferd im Blick haben

Unser verlässlichstes Ersatzpferd: Nightwish – Wenn einer Ausfällt springt Nighty immer gerne ein

Bulletproof und anfängersicher: Dumbo und Roy – wenn sich ein Reiter überschätzt kommen die beiden ins Spiel 

Volontärs Liebling: Santana – klein und flink, da spürt man das halbe Wildpferd noch 

Das Sofa: Spaniard – das vermutlich bequemste Pferd auf Koiimasis

Der Anführer: Fura – mein liebstes Guide Pferd, da er absolut unerschrocken ist und keiner uns überholen kann

Der Nachwuchs: Morgan – der sanfte Riese, Aspres – der Cattle King, Rambo – für Geduldige, Tyson der Verschmuste

Immanuels all time Favorit: Hidalgo – wunderschön aber mit Feuer

Unser Tour Programm ist absolut flexibel und je nach persönlichem Befinden, Sattelfestigkeit und Kondition jederzeit anpassbar. Zum Glück hatte ich bisher nur sehr homogene Gruppen, bei denen die Reiterfahrung zusammengepasst hat. Da konnte ich die Ritte an die Menschen anpassen, um auch die Pferde nicht zu überfordern.

Unsere Reittouren sind schon sehr anspruchsvoll
 

Unser Wochenprogramm startet schon mit der Abholung in Windhoek, denn da gibt’s die volle Ladung Namibia Infos von meinem Chef Wulff.

Startpunkt Cowboycamp
 

Am zweiten Tag in Namibia geht’s mit dem Reitprogramm los. Vormittags reiten die Teilnehmer eine Runde im Reitplatz, so dass ich die Reiterfahrung der Gäste einschätzen kann, um ihnen das perfekte Pferd zuzuteilen. Am Nachmittag geht es dann auf den ersten Erkundungsritt in westliche Richtung. Das sind dann ca. 2 Stunden Reitzeit bei einer Strecke von ca. 11 km. Nach diesem Ritt hat schon der eine oder andere Reiterhintern die ersten Blessuren davongetragen.

Am Ende nach 150km hat jeder einen Lederpopo

Tag 3: Auf den Spuren der Buschmänner
Vormittags geht’s auf unsere altbewährte Tourie Runde wo ich jede Menge über die Buschmänner, die es einst auf Koiimasis gab, zu erzählen habe. Nachmittags klettern wir mit den Pferden auf ein Bergplateau mit noch mehr Buschmann Artefakten. Wieder am Boden angekommen, warten zwei lange Galopp Strecken und ein unbeschreiblich schöner Sundowner auf die Reiter. Morgens sind das 7,7 km in 1,5 Stunden und nachmittags ca. 15 km in 3 Stunden, mit Foto Pausen – ganz wichtig!

Vormittags Klettern zum Eingewöhnen

Diese Kletterstrecke verschlägt meinen Gästen jedes Mal den Atem

Noch cooler mit Wolken

Am vierten Tag machen wir einen Cattle Drive, der kann dann zwischen 2-5 Stunden lang sein, je nachdem wo sich die Rinder verstecken. Bei einem Viehtrieb müssen die Gäste selbstständig reiten, also nicht einfach nur hinter mir herdackeln. Am Abend fahren wir zu unseren Wildpferden hinaus und die Kameras der Gäste laufen heiß.

 
 
Eine ganz schön staubige Angelegenheit

Unsere wilden Stuten

Am nächsten Tag folgt unser härtester Ritt: 30 km, in 6 Stunden von Koiimasis, über Landsberg auf die Farm Weißenborn. Dazwischen liegen die massiven Tiras Berge. Im Sommer (Nov-März) müssen wir dafür super früh aufstehen, um wenigstens noch ein paar Stunden kühle Luft atmen zu können. Diesen Ritt mache ich nur wenn ich weiß, dass die Gäste das auch durchstehen können. Ansonsten reiten wir eine alternative Strecke und campen auf Koiimasis.


Auf Fotos sieht das nie so krass aus wie es wirklich ist

Tag 6: Highlight Wüstenritt: Letztes Jahr haben wir noch morgens die Pferde verladen und sind von unserem Camp auf der Farm Weißenborn zur D707 gefahren, um von dort in die Namib Wüste zu reiten. Mittlerweile starten wir mit den Pferden vom Camp aus. Das verlängert zwar die Reitstrecke um weitere 10km, spart uns aber einiges an Zeit, denn je früher wir in die Wüste kommen, desto kühler ist es (insgesamt 25km, in 4 Stunden). Dort reiten wir durch und über die roten Dünen der ältesten Wüste der Welt – ein einmaliges Bucket List Erlebnis. 

Mit Blick auf die Tiras Berge



Am nächsten Tag ist erfahrungsgemäß ein wenig die Luft raus. Also schlafen wir ein bisschen länger und reiten zu unserem hauseigenen Köcherbaum Wald. Das sind ca. 12km in 2 Stunden – easy peasy.

Hier lernen die Gäste ganz viel über die Einsatzmöglichkeiten von Köcherbäumen

 

Eine kürzere Strecke, aber nicht weniger beeindruckend

Am achten und letzten Reittag haben die Gäste die Qual der Wahl, ob sie einen weiteren Cattle Drive, oder die Mount Valley Tour machen wollen. Dieses Jahr haben sich alle für Version B entschieden. Das ist ein vierstündiger Ritt inklusive Mittagspause und Fotosession an einem der schönsten Plätze auf Koiimasis. Von unserem Nord-Westlichen Grenzberg kann man nämlich auf die Namib Wüste schauen – atemberaubend!

Als ich hier das erste Mal angekommen bin konnte ich es kaum glauben

Mit Blick auf die älteste Wüste der Welt

Am letzten Tag gibt’s dann noch ein letztes leckeres Frühstück und dann fährt Wulff die Gäste nach Windhoek, von wo es dann meistens direkt nach Hause geht. Ich empfehle allerdings jedem noch ein paar Tage dran zu hängen und z.B. einen Kurztrip in den Etosha Nationalpark zu machen. Vom Pferd aus haben wir zwar auch jede Menge Tiere gesehen wie: Oryx, Springböcke, Strauße, Schakale, Löffelhunde, Klippspringer, Dassies, Adler und mit etwas Glück seltene Bergzebras, trotzdem ist eine richtige Safari ein Africa Must Have!
Ach ja, da ich das immer wieder gefragt werde: „Ja, wir haben Leoparden und Hyänen auf Koiimasis, und NEIN ich will die wirklich nicht vom Pferd aus sehen müssen!“

Unsere Pferde sind natürlich auch super fotogen

 

Kontrastprogramm Pur – Reiten am Meer

Wer nicht genug bekommen kann fährt mit uns an die Atlantikküste nach Lüderitz. Das ist ein ganz besonderer Trip.

Tag eins der on Top Option bzw. Tag sechs des gesamten Trips: Wir reiten am Vortag eine alternative Route, um die Pferde etwas zu schonen und fahren am sechsten Tag mit dem LKW in die Wüste, laden aus und reiten ca. eine Stunde in den Dünen. Dann geht es motorisiert weiter nach Lüderitz. Dort wohnen die Pferde auf dem Gelände des SPCA (Tierheim) und die Gäste und wir im urigen, alt deutschen Krabbenhöft und Lampe.

Nach diesem unvergesslichen Wüstenritt ging es weiter an die Küste

Das Wetter in Lüderitz ist unberechenbar, aber auf eines kann man sich immer verlassen: den Wind!

 

Am zweiten Tag laden wir die Pferde frühmorgens in den LKW und fahren zur sogenannten großen Bucht der Lüderitz Halbinsel. Von da aus kraxeln wir mit den Pferden über die Klippen, direkt an der Küstenlinie entlang, denn Pferde sind ja immer mit 4x4 unterwegs. Enden tut der Ritt am Diaz Point, wo der LKW auf die Pferde und ein Kaffee auf die Reiter wartet.

Am nächsten Morgen geht’s von Griffith Bay zum Diaz Point, also von der östlichen Hälfte der Halbinsel nach Norden. Hier durchqueren wir die menschenleere Sturmvogelbucht und lassen die Pferde richtig flitzen. Faszinierenderweise gehen alle unsere Pferde ins Wasser. Als wir dies das erste Mal ausprobiert haben (im Februar 22) dachte ich noch die würden bei der ersten Welle 300km zurück nach Koiimasis rennen. Aber nix da, unsere Wüstenpferdchen sind echte Seepferdchen, echte Buchter – wie sich die Einwohner von Lüderitz nennen.

Da werden Reiterträume wahr

Friendship goals!

Once in a Lifetime!

Am vierten Tag sind die Pferde früh auf dem Weg nach Hause und die Gäste haben noch Zeit für eine Katamaran Tour zu den Pinguinen und die berühmte Geisterstadt Kolmannskuppe. Am nächsten Tag knüpfen wir dann an Tag sieben der Basis Tour an und es geht zu unseren Köcherbäumen.



Ich könnte einen Blog schreiben…

Das war jetzt natürlich nur die Kurzfassung unserer Tour, denn ich könnte zu jedem Tag noch so viel mehr erzählen und hätte 100te an Anekdoten parat, wie z.B.: „Vorsicht beim Berg runterführen, hier ist mal ein Gast mit dem Po in einem Dornenbusch gelandet und als sie wieder aufgestiegen ist hats ganz schön gepiekt“.

Ein paar Geschichten waren so lustig, verrückt oder gefährlich, dass ich sie euch jetzt einfach erzähle.

Am zweiten Tour Tag machen wir ja morgens unsere Tourie Runde aka „Dumbo und Roy Runde“, die ich auch mit Gästen von unserem Campingplatz mache, die einfach nur mal so reiten wollen. Unsere zwei uralten und totbraven Quarter Dumbo und Roy sind die Namensgeber dieser Strecke und absolut Bulletproof. Auf dieser Strecke hatte ich schon viele verrückte Rookies dabei, die mit riesiger Reiterfahrung prahlten und nachher nicht einmal Dumbo (aka bravster Reitelefant der Welt) vorwärts bekommen konnten – der hatte einfach gemerkt, dass der Mensch da oben wirklich gar nix checkt und den Weg nach Hause angetreten, im dumbohaften Schneckentempo wohlgemerkt. Aber das wollte ich euch doch gar nicht erzählen…

Gutmütig wie kein anderer unser Dumbo

 Die verrückteste Geschichte, die ich von Gästen auf dieser Tour gehört habe, kam von vier Jungs Anfang 20, zwei davon Medizinstudenten, die auf dem Weg nach Koiimasis eine Challenge gemacht haben: „wer traut sich die Kaktusmilch zu trinken?!“. Auf dem Ritt kommen wir nämlich immer an eben diesen Pflanzen vorbei. Davon mal abgesehen, dass das eigentlich gar keine Kakteen sind, sondern Sukkulenten mit dem Namen „Euphorbia Virosa“ sind diese Dinger auch hochgradig giftig. Der Eine erzählte, dass die Milch mega auf seiner Zunge gebrannt hätte und er sie sofort ausgespuckt habe, der andere hatte die Challenge gewonnen und das Zeug heruntergeschluckt… Gratulation.
„Ich habe aber die ganze Nacht gekotzt, wäre fast verreckt…“
JA DU HONK, das wärst du auch fast. Das Zeug ist super giftig. Damit haben die Buschmänner damals ihre Pfeilspitzen vergiftet und den ersten Kolonisten das Trinkwasser verseucht. Vor +/-100 Jahren, irgendwo im Süden Namibias ist auch mal ein Trupp Siedler, welcher mit dem Ochsengespann unterwegs war, aus Mangel an Feuerholz, auf die Idee gekommen die ausgedörrten Äste dieser Pflanze zu verbrennen. Ja, das gab ein lekker Lagerfeuer, wie man hier so schön sagt und das Braai Fleisch hat sicher würzig geschmeckt…
Am nächsten Tag waren sie dann aber alle tot… von dem Rauch. Seither gebe ich meinen Gästen immer mit: „Wenn ihr etwas nicht kennt: nicht essen, nicht trinken und nicht rauchen! – Gern geschehen“

 

Wenn man in der Wüste friert…

Dass es im Winter und auch nachts in der Wüste eiskalt werden kann wissen sicher die Meisten. Ich habe allerdings im Sommer, bei 40+ Grad auf meinem Pferd gesessen und gezittert, denn meine Gäste hatten mir einen Europäischen Exportschlager mitgebracht – Corona. Bis dato dachte ich, ich sei auf Koiimasis ja quasi in Quarantäne, trotzdem haben sich im März ein paar fiese Vieren an meine lieben Gäste angehängt (also die Gäste waren wirklich sehr lieb – nur ihr Anhang nicht) und mir herrlich hohes Fieber und eine gewaltige Halsentzündung beschert. Zum Glück konnten meine Volontäre am nächsten Tag den Ritt übernehmen, denn ich war kaputt, aus, ende und vorbei.

Zum Glück hatte ich insgesamt drei Volontäre die mir helfen konnten

Pumas in Namibia

Der namibische Sand ist durchzogen von Spuren: Oryx, Leopard, Schlange, Gekko, Strauß… alles Mögliche. Ich sollte meinen Gästen weniger Angst vor den Raubtieren machen, denn einmal hatte ein Gast ganz frische Spuren im Dünensand entdeckt. Sie fragte mich entsetzt ob das wohl ein Puma sei?
„Ja, ganz frisch die Spur,“ antwortete ich „erst vor ein paar Sekunden hier entlanggekommen, schau die Spur mal zu Ende an, da steht er…!“ Ein Puma namens Cooper – mein Hund. Ich wäre vor Lachen fast vom Pferd gefallen. Eigentlich durfte ich die Geschichte ja nicht erzählen, aber ich nenne ja keine Namen.

Seht ihr ihn im Hintergrund?

 
Für Cooper ist die Wüste immer das absolute Highlight.  Der rennt bestimmt die dreifache Strecke, Düne rauf, Düne runter: „los ihr Pferde warum so langsam?“. Natürlich kann ich ihn nur im Winter oder bei dicker Wolkendecke mitnehmen sonst verbrennen seine kleinen Pfoten. 


Letz Fetz!!!

Schneller!!!


 Wirklich gefährliches Zeug

„Oh Freda schau mal, eine Schlange“, tönte es unter dem Baum neben dem Reitplatz hervor. Meine Maulwurfsaugen und ich erspähten etwas das aussah wie ein Stock und ich ritt weiter.
„Äh, ist die eigentlich giftig? Die war in meiner Hose,“ fragte die Volontärin weiter.
„Was zum Kuckuck?“, dachte ich und sprang vom Pferd.
Und da sah ich sie, eine junge Speikobra ca. 40cm lang, pechschwarz, mit aufgefächertem Hals und hoch aufgerichtet – bereit sich zu verteidigen.
„Cooper hat mich angestupst, sonst hätte ich die gar nicht bemerkt, hab nur noch so einen schwarzen Schwanz aus meinem Hosenbein herausschauen gesehen. Hab sie dann mit meinem Handy rausgeschoben. Aber ist ja nur eine Babyschlange oder?“, sagte sie mit gezücktem Smartphone, bereit eine Nahaufnahme zu machen.
Verdammte ***** Ok, Black Spitting Cobras sind nicht sofort tödlich aber laut meinem neuen Schlangen Buch: „sehr gefährlich für den Menschen“, vor allem weil die Dame auch schon ein bisschen älter war. „Baby Schlangen“ sind übrigens nicht zu unterschätzen, weil sie ihr Gift noch nicht dosieren können und dir in einer Notsituation aus Sicherheitsgründen lieber mal die volle Ladung reinballern – nein, kein Regenwurm.

Mein neues Schlangenbuch: Reptilien Namibias, von Alfred Schleicher


Ich habe dann eine Schippe genommen und das Vieh zerkleinert. Ja, ich weiß, nicht nett, aber wenn die einmal zum Stall kommt, um in Hosenbeine zu klettern dann sicher auch noch ein zweites Mal. Better safe than sorry! Die Volontärin konnte sich den Tag im Juni 2023 als zweiten Geburtstag notieren und ich zählte ein graues Haar mehr.

 

Dudes, Dummies und Draufgänger

Die Volontäre bleiben mindestens vier Wochen auf Koiimasis, wodurch man schon eine intensive Zeit mit ihnen erlebt. Ich bin damals ein bisschen zu sehr von mir selber ausgegangen und musste lernen, dass eben doch jeder Jeck anders ist, wie man im Rheinland so schön sagt.

Mit manchen Volontären entwickelt sich eine lebenslange Freundschaft
 

Es kommen ja Menschen aus aller Herren Länder und unterschiedlichsten Alters, von 18-69 hatte ich schon alles mit dabei und die haben dann die unterschiedlichsten Erwartungen. Manchmal werden diese erfüllt, meistens übertroffen aber manchmal eben auch nicht. Vor allem die jüngeren Mädels tun sich schon mal schwer, mit dem Leben alleine in ihrer Burg.

Diese Geschichte kann ich erzählen, denn die Mädels sprechen kein Deutsch. Nach zwei Wochen fragten mich die beiden 18jährigen nach einem neuen Liter Spüli.
„Ihr habt doch zwei Liter in der Stadt gekauft?“, fragte ich entsetzt – so ein Konzentrat hält ja locker ein halbes Jahr.
„Ja, wir haben ja auch zweimal Geschirr gespült,“ sagten sie als wäre es das normalste der Welt.

Aber nix gegen die jungen Dinger, manche wachsen hier auch echt über sich hinaus und sind weit taffer als sie vorher selbst gedacht hätten. Eine hat mal trotz gebrochener Schulter (das kam aber erst zuhause ans Licht) ihren Aufenthalt verlängert, sie konnte nur nicht mehr selber satteln – Aiaiai.

Mit gebrochener Schulter beim Cattle Drive...
 

Es kommt aber auch vor, dass sich manche hier etwas anderes vorgestellt haben und dann früher nach Hause wollen. Meistens weil sie Heimweh haben, körperlich mit der Arbeit überfordert sind, meine Regeln zu streng finden oder den digitalen Detox nicht verkraften. Aber ich nehme das nicht (mehr) persönlich, denn ich hatte genug Leute hier, die es unglaublich toll fanden und die ihren Aufenthalt verlängert haben oder nochmal wiedergekommen sind. 

 

Ein hartes Regime – ich bin halt der Boss!

Bezüglich meiner strengen Regeln muss ich mich hier trotzdem einmal kurz erklären. Denn ich mache den Job hier seit fast vier Jahren, plus noch ein paar Monate als Volontärin oben drauf. Ich weiß also was hier passieren kann. Einige erinnern sich sicher noch an meinen Kieferbruch? Aber es geht mir nicht nur um die Sicherheit der Teilnehmer – welche natürlich trotzdem an allererster Stelle steht, sondern auch um die Pferde. Wie unser Koch Colin einmal so schön gesagt hat: „Freda ist die Anwältin der Pferde, die können nicht für sich selber sprechen.“
Ich bin nicht nur die Anwältin für die Pferde sondern auch die Mutti – Jaaaaaa, ich weiß wie cheesy das klingt „Crazy-Cat-Lady meets Pferdemädchen“ trotzdem sind meine Tiere hier wie meine Familie (Grüße an meine Mama gehen raus – du musst mich offensichtlich mal wieder besuchen kommen!).

Nicht MEINE Pferde aber trotzdem MEINE Pferde
 

Dann müssen die Reiter die Gurtlage eben doppelt ordentlich putzen und nach jeder Kletteretappe den Sattel neu platzieren, dann müssen die Pellets eben 100% und nicht nur 99% aufgeweicht sein, dann legt man die Pads eben nicht auf die splittrigen Balken und packt nicht zwei Pferde zusammen in einen Paddock, damit die sich beim Füttern eben nicht gegenseitig das Fell über die Ohren ziehen – Mein Platz, meine Regeln! Vielleicht bin ich manchmal ein bisschen zu vorsichtig und lasse die Volontäre nicht die wilden Buckelpferde von meinem Kollegen Immanuel reiten, aber ich weiß eben aus eigener Erfahrung wie lange es dauert bis das Flugzeug kommt – mindestens 4 Stunden! Ich habe hier die Verantwortung und stehe unter enormem Druck, das ist in einem dritte Welt Land, mit eingeschränktem Kommunikationsnetz und noch eingeschränkteren Transportmöglichkeiten eben keine so einfache Aufgabe – seht es mir bitte nach.

 

Den Moment genießen

Gute Gäste … schlechte Gäste

Eigentlich sind alle Gäste immer gute Gäste. 99,9% der Tour Teilnehmer sind super positiv, motiviert und offen für neue Erfahrungen und wenn eine oder einer mich einmal challengen will ist das überhaupt kein Problem für mich, denn ich weiß, dass ich einen guten Job mache. Das Reitprogramm ist abwechslungsreich und herausfordernd, das Ambiente ist atemberaubend, die Galoppstrecken sind lang, die Anekdoten sind zahlreich und was das Wichtigste für alle Pferdefans ist: die Tiere sehen super aus, sind top fit, gut ausgebildet und total brav. Nicht ohne Grund hat 2022 ein Gast in ihrer Rezension geschrieben: „Ja, 8 Tage reichen zum Verlieben!“, damit meinte sie unseren herzallerliebsten, rosanasigen Bobby, den ich manchmal scherzhaft Bobjan nenne (= Afrikaans für Pavian). 

 

Pferdeliebe

Teamwork

Last but not least ist die Küche natürlich auch immer mit vollem Herzblut dabei unsere Europäischen Besucher zu verköstigen und an die traditionelle namibische Küche heranzuführen. Eine Volontärin, die seit vielen Jahren Vegetarierin war hatte an ihrem letzten Abend vier verschiedene Tiere auf dem Teller und als wir sie damit fotografieren wollten hat sie sich versteckt, um in Ruhe ihre Schlachtplatte verzehren zu können.

 

Am Ende jeder Tour gibt`s einen Goodbye Braai

Jetzt reichts aber auch

So, das war jetzt die letzte Anekdote für diesen Artikel. Bis Ende des Jahres 2023 habe ich noch einen Trupp Fotografen hier, die unsere Pferde und unsere wunderschöne Natur fotografieren wollen sowie eine normale Tour mit drei Gästen und einer Volontärin. Vermutlich werde ich mich nach den letzten Erlebnissen ärgern, dass ich sie nicht noch in diesen Artikel mit eingebunden habe, aber irgendwann muss ja auch mal gut sein – Tschüssi

 

Kommentare

  1. irmhild.neef@gmail.com19. November 2023 um 15:39

    Danke für das bißchen älter🤣

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  2. Ein wundervoller Artikel, danke Freda!
    Ich bin selbst absolute Pferdenärrin und habe 'in meinen jüngeren Jahren' Trailreiten mit 'der Jugend' gemacht - es war immer toll!

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