Auf den Spuren der Buschmänner



Ein kurzer Ausflug in die Geschichte der Umgebung

Auf den Farmrundfahrten für die Touris, aus Gesprächen und zufälligen Entdeckungen habe ich so viel Interessantes über die Gegend hier erfahren, dass ich euch gerne ein bisschen darüber erzählen möchte...

Die Buschmänner, wie sie hier umgangssprachlich genannt werden, sind die Ureinwohner Namibias. Hierbei handelt es sich aber nicht um ein einheitliches Volk, sondern um unterschiedliche Gruppen, die unter dem Begriff Khoisan zusammen gefasst werden. Der Begriff „San“ ist ein Ausdruck der Nama (heutige Nachfahren der Buschmänner) und bedeutet so viel wie „jene, die etwas vom Boden auflesen“.
Die Buschmänner (der Begriff schließt beide Geschlechter, sowie Kinder mit ein) besiedelten den kompletten südlichen Kontinent. Sie waren kleine (von 1,40 m bis 1,60 m), dünne, drahtige Menschen, die als Jäger und Sammler ein Nomadenleben führten. Sie hatten eine relativ helle, goldbraune, runzelige Haut, mandelförmige Augen und hohe Wangenknochen.

Hier gibt es schon lange keine Buschleute mehr

Mit den ersten Zuwanderungen afrikanischer Stämme begann der Niedergang der Khoisan. Bereits vor rund zweitausend Jahren wurden die San von Viehzüchtern, die als Nomaden über das Land zogen, verdrängt. Später mussten sie in Südafrika den schwarzen Volksstämmen der Zulu und Xhosa weichen. Im fünfzehnten Jahrhundert begannen dann die Europäer das Land in Besitz zu nehmen, umzäunten ihre Farmen und bauten Siedlungen. Von 1652 bis 1830 führten die holländischen Besatzer regelmäßig Massentötungen an den Ureinwohner durch. Die Überlebenden flohen oder wurden von den Weißen versklavt. 1904, als Namibia eine deutsche Kolonie war und Deutsch-Südwestafrika hieß, kamen die Schutztruppler ins Land. Sie verfuhren ähnlich mit den San töteten oder vertrieben diese und nahmen ihnen ihren Lebensraum. Heute gibt es nur noch wenige direkte Nachfahren der Buschmänner. Als touristische Attraktion kann man sie in ihren traditionellen Gewändern bewundern, aber der „moderne Buschmann“ trägt am Wochenende auch Alltagskleidung, besitzt ein Handy und trinkt sein Bier.

Die Gemeinschaft überlebte durch Solidarität

Die Buschmänner waren ein sehr soziales Volk, sie teilten alles mit ihren Mitmenschen, denn sie kannten kein Eigentum, kein Bitte und kein Danke. Traditionell lebten sie in Großfamilien von 10 bis 30 Mitgliedern, teilweise waren die Gruppen aber auch deutlich größer (bis zu 100 Mitglieder und mehr). Sie züchteten kein Vieh und bauten nichts an, sondern trugen ihre Habe bei sich. Jeder besaß nur so viel, wie er essen und tragen konnte. Die Rollen waren klar verteilt, die Männer gingen auf die Jagd, die Frauen und Kinder sammelten Nahrung und bereiteten diese zu.

Mysteriöse Steinhaufen

Die San waren ein sehr naturnahes Volk, wenn sie der Natur etwas genommen hatten, z.B. in Form eines erlegten Tieres, gaben sie der Natur dafür auch etwas zurück, indem sie ritualisiert Steine aufhäuften. Von der Größe des Steinhaufens lässt sich vermutlich ableiten, wie lange die Menschen an einem Ort verweilten. Nun waren die Buschmänner zwar Nomaden, ihre Aufenthaltsdauer an einem Ort richtete sich aber vor allem nach örtlichen Begebenheiten wie dem Wasservorkommen, dem Wildbestand und den vorhandenen essbaren Pflanzen. Ein San konnte bis zu 300 verschiedene Pflanzenarten unterscheiden.

Einer der imposanten Steinhaufen auf Koiimasis – wie viele Tiere das wohl waren?

Faszinierenderweise sind diese Kreationen seit Ewigkeiten uversehrt, kein Mensch und auch keines der Tiere rührt diese Artefakte jemals an, auch das Wetter scheint ihnen nichts anhaben zu können. Die Namas prophezeien großes Unglück, sollte jemals ein Mensch einen Stein entnehmen. Auf Koiimasis gibt es mehrere dieser Steinhaufen zu bestaunen, auch wurden hier einige Speerspitzen, Schleifsteine und andere historische Werkzeuge gefunden mit denen diese Menschen gejagt und gelebt haben.

Dieser Platz war vermutlich eine primitive Küche. Der abgewetzte Stein diente vermutlich dazu Pflanzen zu zermahlen
Man findet dort heute noch Aschereste

In den höher gelegenen Höhlen gibt es sogar Höhlenmalereien, sie zeigen vor allem Elefanten. Daher lässt sich annehmen, dass hier früher tatsächlich Elefanten lang gezogen sind und folglich als Motiv für die Buschmänner dienten.

Könnt ihr die Höhlen in den Felsen erkennen? Heute leben hier wahrscheinlich die Leoparden

Der Name Koiimasis setzt sich übrigens zusammen aus den Worten „Koii“ was sich von „Khoisan“ ableitet und „Masis“, was soviel wie Treffpunkt oder Versammlungsplatz bedeuten soll.

Dieser Platz, inmitten einer Schlucht, welche früher über eine Quelle verfügte, diente vermutlich als Versammlungsort für die Buschmänner (und jetzt als Abenteuerspielplatz für Floh)
 
Mit eigenen Augen

Auf einem unserer, mittlerweile zahlreichen, Viehtriebe auf Korais, kamen Tommy und ich mit unseren Rindern an einem sehr felsigen Bereich vorbei. Der Großteil dieser Ranch besteht eher aus steinigen Bergen und sandigen Schluchten, aber solche Granitfelsformationen, wie es sie auf Koiimasis gibt, sind hier eher weniger zu finden.
Nun ritten wir also durch diese eindrucksvolle, felsige Schlucht und Tommy meinte: „hier hat es sicher auch Buschmänner gegeben, die Felsen wären perfekt“, in dem Moment sah ich einen Steinhaufen, genau wie die auf Koiimasis. Tommy wollte mir zuerst gar nicht glauben, da auch er zum ersten Mal in dieser Gegend unterwegs war.

Vielleicht waren die Buschmänner die letzten Menschen, die hier entlang gekommen sind…

Unser Entdeckergeist war geweckt, wir ließen die Rinder, Rinder sein und ritten mit den Pferden etwas tiefer in das Gebiet hinein. „Hier gibt es sicher auch Höhlenmalereien“, spekulierte Tommy. Schnell machten wir einige höher gelegene Höhlen aus, die sicher von den Buschmännern, vor hunderten von Jahren, bewohnt waren. Die kleinen Menschen waren dafür bekannt, sich in winzige Felsspalten quetschen zu können um sich vor Wetter, Raub- und Krabbeltieren zu schützen. Ein weiterer Vorteil der felsigen Behausung war die Akustik. Die Sprache der Buschmänner besteht aus komplizierten Klick- und Schnalzlauten (diese Sprache, inklusive ihrer zahlreichen Dialekte, gilt übrigens als die schwerste der Welt), die an den großen Felsen wunderbar wiederhallen. Dies ermöglichte eine Kommunikation über größere Distanzen hinweg (den Spruch mit dem Buschmanntelefon erspare ich euch, ok?).

Diese Felsen eignen sich perfekt um ein Echo zu erzeugen

Am liebsten wäre ich sofort den Granit hochgeklettert und hätte die Felsen und Höhlen ausgekundschaftet... Allerdings waren da ja noch unsere Rinder, die einfach schnurstracks weiter gelaufen sind. Die Ponys mussten einen flotten Galopp einlegen, um die Herde wieder einzuholen. Wir waren ganz euphorisch und Tommy plante bereits sein Wochenende, mit Zelt und Taschenlampe, auf der Suche nach Artefakten und Spuren der Buschmänner… Ähm, ich will mit!

Wartet auf uuuuns

Auf unserem Weg zurück fanden wir dann ein ganz anderes „Artefakt“, welches ich eine Woche zuvor hinterlassen hatte. Irgendwann während unseres Rittes war mir meine Wasserflasche abhanden gekommen, da die Satteltasche an einer Seite aufgerissen ist – Wüste ohne Wasser ist immer ein bisschen blöd. Ich freute mich sehr über diesen Fund und packte die Flasche gleich wieder ein. „Freda verschmutzt unsere Farm“, meine Tommy scherzhaft, „aber nur für eine Woche“ erwiderte ich.

Die Flasche ist auch weiterhin in Benutzung

Wer noch ein bisschen mehr erfahren möchte hier mein mini Quellenverzeichnis:
http://www.ast-reisen.de/namibia-san.php
http://www.namibia-farm-lodge.com/the-ranch 
https://de.wikipedia.org/wiki/San_(Volk)
http://www.namibia-travel-guide.com/bradt_guide.asp?bradt=1036
http://www.namibia-travel-guide.com/bradt_guide.asp?bradt=1024
http://www.everyculture.com/Ma-Ni/Namibia.html

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