Kleine nicht so alltägliche Alltagsgeschichten – Teil 3



Nun sind schon wieder ein paar Wochen ins Land gezogen und ich habe gar nicht bemerkt wie schnell die Zeit vergangen ist. Zum Glück schreibe ich ja immer alles auf. Meine erste Geschichte werde ich aber sicher nicht so schnell vergessen, die hat einen bleibenden Eindruck bzw. Abdruck oder Einstich (?) hinterlassen…

Wer hat getippt, dass mich ein Insekt töten würde?

Die namibischen Mücken sind kleine Monster. Ein ganzes Stück größer als unsere deutschen und auch wesentlich lauter. Sobald das Licht aus ist, höre ich sie wie die Geier über mir kreisen. Anfangs wollte ich nicht unter dem Moskitonetz schlafen, da ich mich dort immer so eingesperrt fühle. Nach der x-ten schlaflosen Nacht und einem anhaltenden Piepen im Ohr, weil ich zu fest nach einer Mücke geschlagen hatte, entschied ich mich dann aber doch für das Netz.
Soweit so gut, das mit dem Netz funktionierte auch einige Nächte prima, ich konnte die kleinen Vampire zwar immer noch summen – nein es ist eher ein Kreischen – hören, aber mit der Gewissheit, dass mich das Netz schützen würde konnte ich dann doch endlich schlafen.
Eines Morgens wachte ich jedoch auf, mit fünf neuen Stichen an meinen Beinen. Wie hatten die das bloß geschafft? Hatte ich zu nah am Netz geschlafen? Sind die durch das mini kleine Loch ganz oben gekommen? Oder haben sie einen Plan ausgeheckt und sich in meinem Schlafsack versteckt? Ich werde es wohl nie erfahren… Naja gut, Tigerbalsam drauf – der hilft immer. Er half auch, nur nicht bei den zwei Stichen über meinem rechten Knie. Die juckten und brannten viel schlimmer als die drei anderen. Am selben Morgen ging es nach Korais (zum Kühe schubsen) und nach einem langen Ritt von ca. 5 Stunden waren sie leicht geschwollen und rot. Ich habe es auf die Sonne geschoben, die den ganzen Tag voll auf meine Oberschenkel gebrannt hat, oder die Reibung der Jeans. Nach drei Tagen waren die kleineren Stiche nicht mehr zu sehen, nur noch die zwei fetten überm Knie. Drei  weitere Tage später waren sie zu einem riesigen roten Flatschen (so groß wie meine komplette Hand) zusammengeschmolzen, welcher total angeschwollen und heiß war, dabei tierisch juckte und brannte. Die Plünderung meiner Reiseapotheke und der Einsatz von Allergiepillen und Cortisonsalbe halfen leider gar nicht.  

Hier krabbelt so einiges rum, das Tierchen ist aber ganz harmlos

Eines Abends habe ich Anke dann ein Handyfoto meines Stiches gezeigt: „Schau mal, meine Stiche sind mutiert“, sie fand das aber gar nicht so harmlos wie ich. „Ach quaaatsch, das sind nur Mückenstiche“, beschwichtigte ich sie. Anke bestand aber darauf, dass ich ihr meine Bilder schickte, damit sie diese an ihren Arzt weiter leiten konnte. Dieser diagnostizierte auch direkt und ganz eindeutig einen Spinnenbiss. Ich musste SOFORT Antibiotika nehmen! Mittlerweile hatte sich der Bereich um die Bisse blau verfärbt, was wohl bedeutet, dass sich das Gift Richtung Blutbahn bewegte… Langsam bekam ich dann doch etwas Angst, inzwischen tat der Flatschen auch ordentlich weh… Hier in der Wüste geht man nicht mal so eben zum Doktor. Der nächste sitzt in Lüderitz etwa 300 Km entfernt, das ist eine komplette Tagesreise hin und zurück.

Ein Foto von meinem ekeligen geschwollenen Bein erspare ich euch aber

Nun schluckte ich also eine Woche, drei Mal am Tag, hochdosiertes Antibiotikum und es wurde langsam besser. Die Männer haben natürlich direkt Witze gemacht, dass die Spinne sicher Eier in meinem Bein abgelegt hat und mir irgendwann tausende kleine Baby Spinnen aus der Beule krabbeln werden. DANKE SCHÖN FÜR DIE ALPTRÄUME MÄNNER!!
Ich bin jedenfalls heilfroh, dass Anke für den Notfall Antibiotika auf Lager hatte und mein Gejammer ernst genommen hat – danke Anke!!


Winter is coming

Die ganze Zeit fühlte ich mich hier wie in einer Folge von ‚Game of Thrones‘, da ständig jemand davon sprach, dass der Winter naht… Ich fand es – vor allem im Vergleich zum deutschen März aus dem ich ja gerade kam – super sommerlich und einfach herrlich!
Nun ja, jetzt ist der Winter aber doch angekommen. Tommy läuft seit ein paar Tagen wie ein Yeti herum, mit gefütterter Jacke und Mütze. So schlimm fand ich es bisher noch nicht – meine Winterjacke liegt noch unberührt im Schrank – noch. „Das Gute an unserem Winter ist, dass man sich alles anziehen kann, im Sommer kann man aber irgendwann nichts mehr ausziehen“, sagt Tommy immer.

Auch die Hundis bekommen was Warmes zum anziehen

Es gab aber auch bereits Nächte in denen ich mit Schlafsack, Decke und Wollsocken schlafen musste. An einem windigen Sonntag hatte ich den ganzen Tag eiskalte Füße, was aber auch daran liegen könnte, dass ich an diesem Morgen kalt duschen musste... Seit Judith da ist kommt kein warmes Wasser mehr aus meiner Dusche. Die Haare habe ich mir an diesem Tag über der Küchenspüle gewaschen, in der Hoffnung, dass dieses Wasser wenigstens warm würde… „leider nein, leider gar nicht“. Think positive: Beine rasieren mit Gänsehaut hält länger, außerdem werde ich mit unmenschlichen Abwehrkräften (oder einer dicken Grippe) nach Hause fliegen.

Mein kleines Spa Erlebnis mit einem zarten Duft nach Zwiebeln vom Vortag – herrlich
 
„So ein Wetter ist nicht normal im Mai“, erklärte Anke „das haben wir eigentlich im August/September.“ Wir hofften also auf Besserung.
Das tückische dabei ist, dass die Sonne ja trotzdem noch da ist. Der Wind ist aber so kalt, dass man tagsüber bereits einen warmen Pulli benötigt. Sobald der Wind jedoch aufhört merkt man wie die Sonne brennt, dann fallen auch direkt wieder die Hüllen. Deshalb ist prophylaktisches Eincremen weiterhin wichtig, denn einen Sonnenbrand kann man trotzdem noch leicht bekommen. Zuhause werde ich auf jeden Fall eine neue Frisur benötigen, am Besten etwas vorhangartiges, denn ich habe einen dekorativen weißen Rand an meinem Haaransatz und die obligatorischen Eulenaugen durch die Sonnenbrille…

Es sieht vielleicht nicht so aus, aber an diesem Tag war es sau kalt

Drei Tage später war die Kaltfront weiter gezogen und der Wind abgeflaut. Judith und ich konnten also wieder an unserer Bräune arbeiten.


Du riechst nach Verwesung

Eines Tages hatte Floh einen vor langer Zeit verstorbenen Dassie gefunden und präsentierte uns das stinkende Exemplar voller Stolz. Dabei schleuderte er es derartig herum, dass die Besten Stücke in seinem Fell kleben blieben. Schmeckts? – Würg!
Jetzt war klar, der Hund musste baden. Judith und ich schnappten ihn uns und verfrachteten den Floh in eines der Becken, in denen wir normalerweise unsere Wäsche waschen. Dort wurde er ordentlich mit Shampoo eingeschäumt. Ich rechnete mit wesentlich mehr Gegenwehr, aber der Arme Hund ließ die Prozedur über sich ergehen. Er versuchte uns allerdings mit einem todtraurigen Blick zur Aufgabe zu bewegen.

Geschnappt und Eingeseift
Floh hat den Hundeblick neu definiert
Beim Anblick dieser Drecksbrühe wussten wir, das war nötig

„Ich sollte Hundefrisörin werden“, sagte Judith lachend, „macht richtig Spaß!“
Nach erfolgreicher Schaumschlacht rubbelte Judith das aaaaaarme Hündchen ab und er durfte trocknen. Floh wälzte sich natürlich direkt nach allen Regeln der Kunst im Sand um den furchtbaren Geruch nach meinem Elvital Anti Haarbruch Shampoo endlich los zu werden.

Judiths neue Berufung: Hundestyling
Kräftig schütteln
Und alles war umsonst – Schweinehund

Als er dann aber getrocknet war sah er aus und roch wie ein neuer Hund. Man konnte seine braunen Pünktchen im Fell wieder erkennen und sein Winterpelz war ganz fluffig.   

Bestechlicher Hund

An diesem Tag nahm er uns die Aktion, trotz nachfolgender Bestechung, noch übel und saß bei der Farmtour lieber alleine am Fenster. Am nächsten Tag war aber alles wieder vergessen und mein kleiner Schatten verfolgte mich wieder überallhin und nutzte jede Gelegenheit auf meinen Schoß zu hüpfen.

Richtig schön flauschig oder?

Kommentare

  1. Also, um das mal richtig zu stellen:Ich, Judith, bin völlig unschuldig an der Warmwassersituation. ;) Erstens hab ich immer extra kurz geduscht und zweitens kann ich ja auch nix dafür dass meine Wasserleitung offenbar vor Fredas geschaltet ist. Aber ich hoffe, jetzt wo ich weg bin *snief* hast du wieder Warmwasser ohne Ende! :) Wünsche dir noch tolle zwei Wochen, es hat Spaß gemacht! Liebe Grüße aus Windhoek! Judith

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    1. Haha, ja stimmt. Jetzt kann ich riiiiichtig lange Duschen, naja könnte ;D Bist also gut in Windhoek angekommen, das ist schön! Hier leben auch noch alle, ist aber komisch jetzt wieder so ganz alleine :(

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