Früher war alles besser – in alten Erinnerungen schwelgen


Ein perfekter Tag zwischen Landsberg und Koiimasis

Dass es auf Koiimasis einige Veränderungen gegeben hat, habe ich ja bereits berichtet. Vor allem im Cowboycamp hat sich einiges getan. Der neue Cowboy ist zwar wirklich sehr nett, dennoch vermisste ich ein bisschen „die guten alten Zeiten“. Umso mehr freute ich mich, als Tommy mich fragte ob ich ihm am kommenden Sonntag beim Rindertreiben helfen wolle.


Cowboys daily business – Cowgirlfeeling garantiert

Einige Jungrinder von Landsberg, der Farm die Tommy nun leitet, sollten verkauft werden. Da der Transporter nicht bis nach Landsberg hochfahren kann, da er sonst im Sand steckenbleiben würde, mussten die Tiere nach Koiimasis in den Corral gebracht werden, um sie dort zu verladen.

Na klar wollte ich beim Rindertreiben mit helfen

Um die Tiere auf die Nachbarfarm runter zu treiben, brauchte es natürlich ein paar Helferlein. Zum Glück war ich ja gerade da. Und zu meinem Glück war Rindertreiben, schon letztes Jahr, eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, zu Pferd. Ich packte eines Sonntags also nicht meinen Bikini für ein Sonnenbad ein, sondern Sattel, Trense und Cowboyboots. Wulff und ich fuhren, morgens gegen acht Uhr, Richtung Landsberg. Natürlich nicht ohne den einen oder anderen Zwischenstopp, um Solaranlagen, Wassertanks oder Rinder zu überprüfen. Gegen neun Uhr kamen wir auf Landsberg an, wo Tommy bereits auf uns wartete: „um diese Zeit wollten wir lääängst losgeritten sein!“ Aber naja, wer Wulff kennt rechnet sowieso immer mit leichten Verspätungen. 

Tommys Hund Kimmy wiederum, begrüßte uns überschwänglich und sah wirklich süß aus in ihrem pinken Jumpsuit. Jetzt denkt ihr vielleicht: wozu braucht so ein großer Hund eine Decke? Aber es war nun mal Winter und auf Landsberg ist es immer nochmal ein paar Grad kälter, als auf der tiefer gelegenen Farm Koiimasis. Ein paar Nächte zuvor sind dort sogar die Tränken zugefroren. Es war also wirklich Sau kalt in Afrika, auch wenn mir das zuhause in Deutschland nie einer glaubt.

Kimmy und Flo in ihren schicken Jumpsuits, 2017


Auf die Pferde, fertig, los!

Auf Landsberg hat Tommy zurzeit natürlich wesentlich weniger Pferde, als damals auf Koiimasis. So kam es, dass wir JJ und Doc reiten würden. Ich durfte JJ reiten und kann ganz stolz von mir behaupten, dass ich die erste Person außer Tommy bin, die jemals auf diesem Pferd gesessen hat. Letztes Jahr hieß es immer nur: „Finger weg von JJ, der ist meine Nummer Eins“. Tommy hat JJ in den letzten Jahren perfekt trainiert und nutzt ihn auch um Jungpferde zustarten. Um so etwas machen zu können, braucht das Pferd eine sehr feine Ausbildung.

Tommy und JJ, 2017


Kimmy, ein echter Cattle Dog

Die kleinen Wiederkäuer, warteten bereits auf uns. Tommy hatte sie die Tage zuvor schon etwas trainiert und an die Pferde gewöhnt. Deshalb reagierten diese wie Profis und setzten sich sofort in Bewegung, als wir mit Pferd und Hund ankamen. Kimmy sollte uns auf unserem Weg begleiten. Die Kleine ist mittlerweile ein richtiger Cattle Dog und liebt die Arbeit mit den Rindern. Sie hat ja schließlich auch die richtigen Gene dafür. 

Um Kimmy´s Geschichte zu erzählen muss ich ein wenig ausholen: Auf Koiimasis gibt es einen großen Rüden Namens Temba. Einen Mix aus Dogge und Ridgeback. Ich kenne Ponys die kleiner sind als dieser Hund! Wenn er mir zwischen die Beine schlüpft um gestreichelt zu werden, muss ich mich auf Zehenspitzen stellen um nicht auf seinem Rücken zu sitzen...

Als Australian Cattle Dog Hündin Sammy hinzu kam, war das Trio mit Flo perfekt

Leider wurde Sammy eines Tages, früher als gedacht, läufig und Temba nutzte seine Chance... Heraus kamen drei schnuckelige Welpen und einer davon ist Kimmy. Ein wunderschöner Hund! Sehr sanft im Wesen, mit den allerschönsten Augen. Aber auch knallhart, wenn es um die Rinderarbeit geht. 

Ein echter Arbeitshund

Hat sie sich auf unserem Weg mal einen Dorn eingetreten, humpelt sie zwar auch, wenn aber eines der Rinder aus der Reihe tanzt, vergisst sie jeden Schmerz und ist sofort zur Stelle um den Querulanten wieder in die Herde zurück zu schicken. Es hat sehr viel Spaß gemacht, zu beobachten wie sehr sie auf Tommy fixiert ist und wie sie mitdenkt, wenn es um die Herde geht. Auch wenn sie die Wiederkäuer sicher gerne, einfach mal so, aufmischen würde, hört sie mittlerweile sehr gut auf Tommy und lässt sich schnell wieder kontrollieren.

Tommy und Kimmy bei der Arbeit

Das ist die perfekte Arbeit für solch einen Hund. Ich finde es ja immer schlimm, wenn ich zuhause die fetten, gelangweilten Stadthunde sehe, deren einzige Beschäftigung es ist Jogger und Tauben anzukläffen…

Kimmy beim Angriff
Kimmy unterstützt mich wo sie nur kann
Hat sie ihre Aufgabe erledigt, holt sie sich ihr Lob bei Herrchen ab


HoppHopp los ihr Rindviecher

Das Rindertreiben verlief absolut stressfrei. Die „klein kak koeis“ waren gar nicht so kak, sondern sind recht fleißig vorangestiefelt. So hatten Tommy und ich jede Menge Zeit zu quatschen – naja, vor allem Tommy, der wesentlich redseliger war als sonst – ist wohl doch was einsam da oben was?



Es war faszinierend zu beobachten, wie sich die Landschaft zwischen Landsberg und Koiimasis veränderte. Auf Landsberg waren es tatsächlich ein paar Grad kälter und hier wuchs wesentlich mehr Buschwerk als auf der Nachbarfarm. Außerdem hatte sich der Regen, dieses Jahr, tatsächlich hauptsächlich auf Koiimasis konzentriert und Landsberg links liegen lassen.

Sobald wir das Tor zu Koiimasis passiert hatten, standen wir in hohem Wüstengras


Moderne Goldgräber und Glücksritter

Kurz bevor wir das Farmhaus und damit auch den Corral erreichten, sahen Tommy und ich etwas auf der Straße (also im Sand) liegen. Tommy stieg ab um nachzuschauen, was das sein konnte. Wir trauten unseren Augen nicht, es war ein nagelneues IPhone. Wow was ein Fund! Wir versuchten gleich mal den Code zu knacken: „versuch mal 1-2-3-4-5“, was uns aber nicht gelang. Das Teil hatte sicher ein Gast verloren. Nachdem wir die Rinder vorschriftsmäßig verstaut und die Pferde versorgt hatten, brachten wir es zu Ankes Gäste Rezeption.

Als wir am Farmhaus ankamen, herrschte dort bereits helle Aufregung. Der Gast hatte die Abwesenheit seines Telefons natürlich längst bemerkt und versuchte es via MacBook zu orten… Wir kamen rein und Tommy streckte ihm das Handy entgegen. Der Mann muss gedacht haben: „Was will dieser komische Cowboy von mir?“ Als er realisierte, dass das sein IPhone in Tommys Hand war, überschlug er sich fast vor Dankbarkeit und gab uns direkt mal ein Bier aus.

Wir unterhielten uns noch eine Weile mit Ihm und seiner Frau. Der Mann war Geschäftsführer einer großen, weltweitoperierenden Unternehmensberatung und Tourismus ist eines seiner Steckenpferde. Deshalb stellte er auch sehr viele interessierte Fragen zum Werdegang der Ranch und den touristischen Herausforderungen, die das Leben in Namibia mit sich bringt. Eine interessante Begegnung – ich bin gespannt ob er wirklich noch von sich hören lässt, wie er es angekündigt hat.

HUUUUNGER

Nach unserer Ankunft, wartete auch bereits eine leckere Suppe auf die hungrigen Cowboys. Wie einige von euch wissen, muss man mich nach 13 Uhr spätestens (!) füttern, sonst kann es unangenehm werden. Zum Glück wissen die Izkos das mittlerweile auch. Für unseren kleinen Cattle Drive von 16,2 Km, haben wir knapp dreieinhalb Stunden gebraucht und waren somit wesentlich schneller als gedacht.



Pech im Spiel…

An diesem Abend fuhren Anke und ich dann nochmal zu Tommy rauf, um dort eine Runde Karten zu spielen. Letztes Jahr hatten wir das beinahe jedes Wochenende gemacht, aber dieses Jahr waren wir noch nicht dazu gekommen. Weshalb wir es an meinem letzten Wochenende unbedingt nachholen mussten – Jippie!

Ein Spiel von letztem Jahr, welches noch immer im Block war: Anke | Freda | Judith | Tommy

Wir spielten, wie immer, das Kartenspiel „Yanif“, welches ich letztes Jahr in Namibia gelernt hatte. Und da man mit Traditionen ja nicht brechen soll, hat Tommy am Ende – wie immer – gewonnen und ich war Letzte… wie immer.
Trotzdem hat es wahnsinnig viel Spaß gemacht, der ganze Tag war wirklich sehr schön. Es hat sich angefühlt wie 2017, wie in den „guten alten Zeiten“.

Der letzte Absatz – vorerst!

Wie das immer so ist, man trauert den alten Zeiten hinter, denn früher war alles besser! Auch wenn das manchmal gar nicht stimmt. Aber ihr kennt das sicher auch, dass man nichts auf seine schönen Erinnerungen kommen lassen und jeden Moment am Liebsten einfrieren will. Aber das funktioniert nun mal leider nicht. Veränderungen gehören halt dazu und sind ja auch nichts Schlechtes. Deshalb weiß ich genau, dass ich sicher noch oft wiederkommen werde. Denn, wie meine neuen Blogbeiträge gezeigt haben, gibt es jedes Mal wieder ganz viele tolle, neue Erinnerungen, die man in seinem Herzen tragen und für immer festhalten möchte.

Für 2018 war das also mein letzter Blogartikel und ich möchte mich hiermit noch einmal ganz herzlich bei der Familie Izko und bei Marius, bei Flo und meinen Ponys für die schöne Zeit bedanken!!! Es war wirklich toll, ihr habt mich super aufgenommen und mir wieder eine fantastische, unbeschreiblich schöne Auszeit ermöglicht. Danke!

Ein letzter Knuddler, dann musste ich ihn loslassen - tschüss Flo, bis zum nächsten Jahr!

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