Kleine, nicht so alltägliche Alltagsgeschichten – Teil 6


Da denkt man es gäbe nix mehr zu erzählen und in einer Woche steht bereits die Heimreise an und dann das…

Horrorfilm reife Szenen – oder, wie meine Fantasie mit mir durchging!

An einem schönen, sonnigen Sonntagmorgen machte ich mich auf um zu Duschen – muss ab und zu auch mal sein! Ich ließ meine Zimmertüre offenstehen, damit der Raum etwas durchlüften konnte – ist ja sowieso kein Mensch weit und breit. Kurz bevor ich den nahegelegenen Waschraum erreichte, sah ich in ca. 20 Metern Entfernung zwei Paviane durch das Adventure Village flitzen. „Ok“, dachte ich „dann mache ich mal besser die Türe zu!“ Ich hatte immer noch die Story von Anke im Kopf, dass einmal ein Pavian aus Versehen, in den Duschen des Campingplatzes, eingesperrt war und über Nacht den kompletten Raum, aus Protest, mit seiner Scheiße vollgeschmiert hatte...

Es ist merkwürdig, vor was man so Angst haben kann. Volontärin Sara fürchtete sich die ganze Zeit vor Schlangen, Skorpionen und Spinnen. Ich hatte Schiss von einem Pavian oder einem Leoparden überrascht zu werden. Besonders dann, wenn ich im Dunkeln gen Badezimmer unterwegs war. Die Toiletten im Adventure Village sind nämlich sehr, sehr gut belüftet. Sie wurden äußerst dekorativ in einen Baum eingebaut, was wirklich toll aussieht und besonders nachts einen gewissen Abenteuer-Faktor hat – heißt ja nicht ohne Grund ADVENTURE Village!

Eine der zwei Toiletten, eingeflochten in einen alten Kameldornbaum


Spanner!

Nach Beendigung meiner Dusche, kam ich, mit Handtuch auf dem Kopf, aus dem Gebäude und sah Wulff in seinem Auto sitzen. Er bat mich kurz zur Seite zu gehen, denn er hatte die Paviane auch gesehen und wollte sie gerade abschießen. Kurz zur Erklärung: Paviane sind wirklich sehr gefährliche und aggressive Tiere. Sie haben einen der stärksten Kiefer in Afrika! Es gibt Wildtierfarmen in Namibia, wo man die kleinen Paviane aufzieht, mit ihnen Gassi geht und knuddelt… das sind dann aber reine Handaufzuchten. Die hier lebenden Tiere sind wild und unberechenbar.
Diese beiden waren quasi so etwas wie Kundschafter Ameisen. Spricht sich bei der Affenbande nämlich herum, dass es da unten lecker Menschenfutter gibt, ist die Invasion kaum aufzuhalten. Deshalb werden die Spione erschossen. Das ist jetzt auch nicht meine liebste Herangehensweise, aber etwas anderes bleibt kaum – Vogelscheuchen dürften diese Viecher kaum interessieren…

Es knallte heftig und der Pavian viel tot um. „Oh, ich hoffe der ist jetzt nicht in den Tank gefallen. Ich glaube aber nicht. Ist einfach so zur Seite gesackt,“ meinte Wulff „willst du ihn dir mal ansehen?“  Natürlich wollte ich. Sofort kletterte er in seinen ausgelatschten Crocs, den Felsen zum Tank herauf: „Ich hoffe der lebt nicht mehr, ich nehme besser mal einen Stein mit“. Ich wartete, auch mit einem Stein bewaffnet (in Flip-Flops), unten und hoffte, dass alles gut geht.

Wulff klettert zum Tank hoch…

„Ist er da?“ fragte ich, umklammerte meinen Stein und verfluchte mein Schuhwerk. Es passierte… nichts! Der Pavian war weg. Wulff war überzeugt ihn getroffen zu haben und schaute doch noch einmal in den Tank. Da schwamm er, der tote Affe… im Wassertank, der das gesamte Adventure Village mit Trinkwasser versorgte…
„Iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiih!“ rief ich entsetzt „ich will kein Affenblut in meinem Trinkwasser haben!“ Wulff lachte sich scheckig und ich stellte mir bildhaft vor, wie ich die Dusche an machte und Horrorfilmreif mit Blut übergossen werden würde…

Solche SMS schreibt man auch wirklich nur in Namibia


Zum Glück hatte ich ja für den Tag bereits geduscht. Ich fuhr danach zu den Mädels an die Burg und holte mir dort frisches Trinkwasser. Die Arbeiter fischten das Äffchen, welches mit Verlaub ganz schön groß war, aus dem Tank und drapierten es an einem nahegelegenen Baum, damit wir ihn uns noch ansehen konnten. Ich habe davon zwar ein Foto gemacht, das erspare ich euch aber. Ist echt zum Gruseln!

Der Kollege hier sitzt in einem der dekorativen alten Autos, im Adventure Village. Seht ihr die langen Zähne? Ganz schön fies!

Am Abend ließ ich vorsichtshalber das gesamte Wasser aus den Leitungen, obwohl angeblich alles gereinigt wurde. Die Wasserverschwendung tat mir zwar echt weh, aber meine Fantasie ließ mir einfach keine Ruhe… riecht das Wasser rostig? Anke und Wulff amüsierten sich köstlich: „Wenn nachher kleine Haare in deinem Kaffee schwimmen, weißt du ja wo es her ist,“ witzelte Anke. OOOOOH man, ich werde bestimmt verdursten!

Dieses kleine Geschehnis inspirierte Wulff dazu uns abends am Langerfeuer noch viele weitere, kuriose Geschichten rund um Affen, Schlangen und Leoparden zu erzählen – ich brauche dringend einen Hund, einen richtig großen!


Noch mehr Exotik in Namibia – Anke hat neue Haustiere 

Tommy ließ uns auf der Fahrt von Windhoek nach Koiimasis raten, welche exotischen neuen Bewohner seine Mutter nach Koiimasis geholt hatte. Dabei gab er uns einige sehr kryptische Hinweise. Kommt ihr drauf, was es sein könnte?


- Es sind 7 an der Zahl
- Sie kommen nicht aus Afrika, sondern aus Indien, so die Ecke
- Sind sehr exotisch für Namibia
- Sie haben ein Fell, können aber auch nackt sein
- Man kann sie auch essen… wenn`s unbedingt sein muss
- Es sind eigentlich Raubtiere
- Sie sind mehr wie ein Wolff aber auch ein bisschen wie ein Bär
- …

Das wars, danke für gar nichts! Sara und ich rieten wild drauf los. Zuallererst kamen uns nur Afrikanische Tiere in den Kopf. Dann machten wir in Australien weiter. Sara hoffte auf Wombats, ich tippte mehr auf Opossums, oder Kängurus? Oh, hoffentlich sind es Kängurus… obwohl, sind Kängurus Raubtiere?

Er ließ uns zappeln. Irgendwann verriet er uns dann, dass ich im Laufe der neunstündigen Autofahrt bereits die Richtige Lösung gehabt hatte, er seiner Mutter aber nicht die Überraschung verderben wollte.

Sind es diesmal Tiger?

Nah dran! Es sind Bengal Katzen – wusste ich`s doch! Anke wollte unbedingt ein solches Kätzchen haben und hatte bereits vor einem halben Jahr bei dem einzigen Züchter in Namibia angefragt, ob er gerade eines verkaufen würde. Leider nein… 

Vor etwas über einem Monat dann, musste besagter Züchter plötzlich seine komplette Zucht aufgeben und suchte ein neues Zuhause für seine Sieben. Somit kam Anke, die eigentlich nur ein Kätzchen zum liebhaben wollte, zu einer Zuchtstation mit zwei höchst potenten Katern, zwei zuckersüßen Katzen, zwei kastrierten und einem Nachwuchs Katerchen. Die Fellknäule sahen zu Beginn furchtbar räudig aus und ließen sich überhaupt nicht anfassen. Menschen kannten sie gar nicht, hatten sie doch ihr Leben lang in dunklen Verschlägen gehaust. Anke legte sehr viel Geduld hinein und fütterte die verängstigten kleinen Miezen jeden Tag selber. Sie investierte sehr viel Zeit, sprach mit den Kleinen und gab ihnen anständige Namen. Bis dato hießen sie nämlich Prinz William, Queen Elizabeth usw. Nach etwa vier Wochen, hatten sich die kleinen Tiger bereits hervorragend gemacht. Das Fell war voll und glänzend und streicheln ließen sich die meisten von ihnen auch bereits. Die natürliche Ernährung tat ihnen offensichtlich sehr gut, genauso wie die menschliche Fürsorge! Anke füttert ihre Miezen mit selbstgefangenen Tauben und Spatzen. Ok, ich gebe zu, dass mir doch etwas anders wurde, als Anke die toten Federviecher einfach so auseinanderriss und mir ein Bein rüber reichte, dass ich Kater Darius geben sollte – hiiieer Miezemiezemiezeeee!

Raubtierfütterung
Wo sie jetzt eine waschechte Zuchtstation hat, wird Farmerin Anke natürlich auch mit den Kätzchen züchten. Einmal im Jahr würde sie sich über einen Wurf freuen. Aktuell haben die Katzen Damen aber noch ihre Ruhe vor den Avancen der Kater, um erst einmal in Ruhe zu Kräften zu kommen. Die Herren sehen das allerdings ganz anders, und markieren ihr Revier so oft es nur geht – meine Güte können Katzen stinken!

Die Fellzeichnung ist wirklich unglaublich
 
Aber es ist toll zu sehen, wie die armen Käfigkatzen, ihr natürliches Fress- und Spielverhalten wiedererlangen und welches Zutrauen sie zu Katzenmutti Anke haben. Außerdem ist diese Rasse natürlich besonders schön und selten und deshalb auch sehr teuer, auch in unseren Breitengraden.

Ich bin ja eher der Hunde Mensch, die kleinen finde ich aber auch extrem niedlich!

Richtige kleine Raubtiere

Das wars erstmal

Das war vorerst der letzte Artikel für 2019. Nächstes Jahr geht es weiter, natürlich auch auf meinem Blog! Ihr dürft euch also auf viele neue Geschichten freuen. Es ist unglaublich, wie viel man auf Koiimasis erleben kann. Kein Tag gleicht dem anderen und wenn man denkt, dass lange nichts Spannendes passiert ist, wartet das nächste Abenteuer bereits um die Ecke. Ich hoffe euch haben meine Geschichten gefallen und ihr konntet dadurch ein bisschen teilhaben, an meiner Zeit als amtierendes Koiimasis-Cowgirl.

Meine Volontäre und ich
 
Ich möchte mich damit auch noch einmal für die tolle Zeit bedanken. Bei Anke und Wulff, bei Sonja, meinen Volontären Sara und Hanna, bei Ashley und Emanuel, bei Muis, Tommy und Addie! Ihr habt diese vier Wochen zu einer unvergesslichen Zeit gemacht, die sich gleichzeitig super kurz und doppelt so lang angefühlt hat. 

Auf so einer Reise lernt man viel über sich selber, man hat Zeit nachzudenken und gleichzeitig den Kopf freizubekommen. Man erkennt schnell wo die eigenen Stärken und Schwächen liegen und was einem im Leben wirklich wichtig ist. Man lernt was man in der Lage ist zu ertragen, ob körperlich oder geistig. Man stößt an seine Grenzen und überwindet diese. Ich war manchmal selber überrascht, was ich alles aushalten und wegstecken kann. Es geht immer weiter, man muss sich einfach bloß voll und ganz darauf einlassen!

Bis nächstes Jahr, eure Freda…

Ich komme wieder!

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