Die Tour – Teil IV – jetzt wird’s richtig Wüst


Der vierte und letzte Teil der Tour, enthält unsere fotogenste Etappe. Zu dem Zeitpunkt war ich schon ganz schön ausgelaugt. Ich hatte ja bereits zwei Wochen ohne Pause durchgearbeitet. Trotzdem ließ ich mir nichts anmerken und wusste stets irgendeine spannende Namibiastory zu erzählen. Im Laufe der Monate in diesem Land, habe ich meinen Kopf mit zahlreichen Geschichten, Fakten und Anekdoten vollgestopft, von denen ich bei jeder Gelegenheit welche rauslassen konnte.


Tag 6: Die Namib Wüste, die älteste Wüste der Welt – und trotzdem mit so viel Leben darin

Am sechsten Tag stand die lang ersehnte Wüstentour an. Wir verluden die Pferde wieder in die Lorry und brausten los, gen Süde Richtung Namib. Ich durfte/musste diesmal den Land-Cruiser fahren, da Wulff ja mit dem Laster unterwegs war. Anke hatte mir eingeschärft blooooß nicht zu schnell zu fahren, da wir sonst umkippen würden: „und das ist zurzeit unser einziges Auto, damit darf nichts passieren!“, schön dass sie sich so um UNSER Leben… Wer mich kennt weiß, dass ich nicht gerade ein begeisterter Autofahrer bin – gelinde ausgedrückt.
Am Vortag war Sara den Toyota im „Türkenstyle“ wie sie so schön sagte, von Landsberg nach Koiimasis zurückgefahren. Leider hatte uns der Sand verraten: „Ihr habt da fast nen Baum umgenietet Mensch“, bemerkte Wulff am Abend – Jaaaa, war ein biggi knapp. Deshalb durfte/musste ich an diesem Tag fahren – verdammt

Nein, ich bin nicht der Beifahrer, in Namibia herrscht Linksverkehr und da ist der Lenker halt auf der falschen (!) Seite

Am Rand der Wüste angekommen, auf dem Gelände der Farm Gunsbewys, sattelten wir unsere Pferde. Ashley war auch mitgekommen, so konnte er zwischendurch Fotos von uns machen. Zur Pferdeschonung ging es erstmal im Schritt los. Ich sah Ashley an, dass er gerne Gummi gegeben hätte, aber auf den Touren bin ich nun mal der Boss. Dann wurden vor dem Dünenaufstieg noch einmal die Sättel gecheckt und die Gurte nachgezogen. Die Dünen sind nämlich ganz schön steil. Gut, in den Sand fällt man weich, aber ich bin ja mittlerweile eingebranntes Kind.

Bevor es los ging war Selfie Time – für irgendwas musste ich das (t)olle Ding ja mitgebracht haben
Spaniard zeigte uns wie viel Lust er hatte durch den Sand zu stapfen

Wir ritten über die längste zusammenhängende Düne der Namibwüste. Der Dünensand war tief und rot – sehr beeindruckend. Trotzdem wuchsen überall Gräser und wir haben jede Menge silberne und schwarze, dicke, fette Wüstenkäfer, Oryx Fußspuren und kleine flinke Geckos gesehen. Die Geckos haben im Laufe der Evolution regelrechte Schwimmhäute zwischen ihren Zehen entwickelt, mit denen sie sich durch den feinen Wüstensand elegant und blitzschnell fortbewegen können. 

Überall Büsche und Gräser - die Namibwüste ist viel lebendiger als ich gedacht hatte
Josh hat sich etwas Reiseproviant mitgenommen
Ashley und ich loben unsere fleißigen Ponys
Auf jeder Düne musste Ashley Fotos von uns machen – alles für diesen Artikel!
Wir waren ganz schön hoch oben!
Von Links nach Rechts: Sara mit Nightwish, Hanna und Bobby, Sonja auf Spaniard und Ich mit Josh
Die Karavane zieht weiter…

Für die Pferde war der Dünenritt natürlich sehr anstrengend und auch eine große Belastung für die Sehnen. Deshalb ließen wir es ruhig angehen und nach ca. 1,5 Stunden und zig Foto Pausen, wagten wir bereits wieder den Abstieg. Trotzdem war der Ritt durch die Wüste ein einmaliges Erlebnis. Zurück zum LKW ließen wir die Pferde dann einmal richtig laufen und brausten im schnellen Galopp, der mir den Atem verschlug, zu unserem Ziel – wahrlich atemberaubend!

Das Panorama, mit den schwarzen Bergen, auf dem Rückweg, war wunderschön
Auch wieder ein toller Platz für unseren Lunch


Tag 7 – Der letzte Tag – jetzt wird’s nochmal rasant!

Am letzten Tag wartete noch etwas ganz Besonderes auf Sonja: Ein Pferdeabtrieb. Das hatte ich bisher auch noch nicht gemacht. Ist aber ein bisschen wie Rinder treiben nur viiiiiel schneller.
Die Mädels und ich ritten also gen Westen, zu dem Wasser andem die Rinder am dritten Tag Halt gemacht hatten, um die Pferde dann weiter Richtung „Wildpferde Kraal“ zu treiben. Ashley und Emanuel würden den gefährlichen Anfangsteil übernehmen und wir sollten im letzten Drittel hinzustoßen. Nach einem ausgedehnten, aber gesitteten Galopp kamen wir am Wasser an und ließen unsere Pferde kurz ein wenig trinken – nicht zu viel sonst gibt’s Bauchweh! Dann parkten wir ca. 200 Meter vom Wasser entfernt und spielten Reiterstandbild…

"Reiterstandbild" ist eine super Übung. Wie viele Pferde kennt ihr, die einfach nicht stillstehen können? Unsere vier Grazien nutzten die Pause und chillten ganz gemütlich mit uns auf dem Rücken

Irgendwann sah ich die Pferde aus der Entfernung entgegenkommen und dann ging alles ganz schnell. Wir rasten zusammen mit den wilden Ponys über die unendliche Weite von Koiimasis. Mein Pferdchen Josh hat dabei ordentlich Gas gegeben und hätte die reiterlosen Kollegen am liebsten überholt. Trotz Sonnenbrille liefen mir die Tränen vom Reitwind über die Wangen – ein einmaliges Erlebnis. Zwischendurch musste ich mein Pferd kurz durchparieren, weil ich einen Krampf im rechen Bein bekam. Als ich ihn dann wieder laufen ließ legte er den Turbogang ein und überholte das Feld von hinten. Wir erreichten vor allen anderen das Ziel. Ich wusste nicht, dass dieses Pferd so schnell werden kann! Wenn er bei dem Tempo in ein Loch getreten wäre, wäre es aus und vorbei mit uns gewesen…
Meine Mittreiter kamen kurz nach mir an und waren genauso außer Puste wie ich – beim Reiten das Atmen nicht vergessen! Von dieser Aktion gibt es natürlich keine Fotos, denn das wäre doch ein bisschen gefährlich gewesen – für Kamera und Reiter.

Ein paar nette Exemplare hatten wir uns da zusammengetrieben

Die Pferde wurden selbstverständlich nicht nur zu unserer persönlichen Belustigung gescheucht. Wulff hat neue Reitpferde für uns aussortiert und die übrigen wurden einem kurzen, oberflächlichen Check-up unterzogen.

Die Schweinebacken planschten was das Zeug hält und verschwendeten wertvolles Wasser

Wenn man hier einmal eine richtige Dürre mitgemacht hat, tut jeder vergossene Tropfen regelrecht weh!

Vor Sonnenuntergang positionierten wir uns mit unseren Kameras passend, um die Pferde abzulichten, als sie aus dem Kraal entlassen wurden.

Raus mich euch!
Schnell zurück in die Freiheit
Um etwas zu fressen zu finden, legen die Pferde weite Strecken zurück
In den Bergen finden die Pferde zum Glück noch genügend Gras

Später am Abend gab es dann ein ordentliches Lagerfeuer mit traditionellem Braai und Potje von Muis. Addie, Tommy und ihre drei Hunde waren auch dabei, sowie ein alter Schulkamerad von Wulff mit seiner Frau. Wir waren eine lustige Runde und sogar das Wetter spielte mit. So einen schönen lauen Abend hatten wir lange nicht gehabt. Im Afrikanischen Winter kann es nachts nämlich bitterkalt werden.

Cowgirls kennen keinen Schmerz. Der Stiefel hatte mein Bein derartig blutig gerieben, dass ich einen Verband brauchte
Lekker Lagerfeuer (auf Afrikaans ist alles Lecker!)




Das Fazit – Nicht ganz so wie im Prospekt…

Nach sieben unvergesslichen Reittagen musste Sonja nun also wieder zurück. Zum Glück war ihr Urlaub ja noch nicht komplett zu Ende, da sie mit ihrer Familie noch weiter durch Land reisen würde. Obwohl ich nicht glaubte, dass sie noch etwas Tolleres als auf Koiimasis erleben könnte – da stimmte sie mir auch sofort zu. Ich bin ganz sicher, dass es ihr gut gefallen hat und ich mich bei meinem Jungfernritt als Tourguide gut geschlagen habe. Von Sonja war ich wiederum echt beeindruckt. Sie hat von vorne bis hinten super mitgehalten und kam prima mit unseren Pferden zurecht. Sie hat fleißig mit angepackt und mitgeholfen wo sie nur konnte – keine Selbstverständlichkeit für einen Urlaubsgast. Am letzten Tag zeigte sie mir die Scheuerstellen an ihren Beinen, vom galoppieren im leichten Sitz. Die müssen ganz schön weh getan haben, aber Sonja hat nicht einmal lamentiert – Hut ab! Die jungen Mädels vom ersten Tag, konnten nach einem drei Stunden Ritt kaum noch laufen, geschweige denn weiter im Sattel sitzen.

Hinten im Land-Rover von 1968 mit zu fahren gehört übrigens auch zum African-Adventure Paket!

Mir hat das Ganze auch wahnsinnig viel Spaß gemacht! Wobei ich mir der Verantwortung, die auf meinen Schultern lag, durchaus bewusst war. Drei Menschen und vier Pferde, müssen erstmal unter einen (Cowboy-)Hut gebracht werden. Vor allem, wenn keiner der Reiter Erfahrungen mit Westernequipment hat. Hier hieß es jeden Morgen: „Freda, kannst du noch mal eben kurz nachschauen?“, das habe ich natürlich trotzdem gerne gemacht, denn sicher ist sicher!
Am meisten überrascht hat mich mein Orientierungssinn, von dem ich in meinem bisherigen Leben eher enttäuscht war. Ein paar der Strecken war ich zuvor nämlich selber noch nie geritten und sehr froh, dass alles so reibungslos funktioniert hat. Ein großes Dankeschön auch an meine fleißigen Volontäre, ihr habt die Tour definitiv bereichert, sowie an Sonja als perfekten Gast. Danke auch an Muis für die leckere Verpflegung und das abendliche Entertainment Programm. Natürlich haben Anke und Wulff auch ganz, ganz viel dazu beigetragen, dass die Tour ein rundum voller Erfolg geworden ist – danke für den Rückhalt und das entgegengebrachte Vertrauen!

Endgültiges Fazit: Wenn die Gäste so toll sind, immer wieder!!

Euer Tourguide Freda


Und zum Abschluss noch der Sonnenuntergang, von Sonjas letztem Abend auf Koiimasis – schnief

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