Da es auf unserer Reiterreise so viel zu entdecken und
erleben gab, kamen weder Sonja noch mir, die 7 Tage wie nur eine Woche vor! Deshalb
gibt es den Tour Bericht auch nur häppchenweise – so haben wir alle länger
etwas davon!
Tag 3: Rindertreiben
für Anfänger… sieht anders aus!
An Tag drei stand eigentlich ein langer Ritt zu den Wildpferden
auf dem Programm. Da diese aber wesentlich einfacher mit dem Auto zu erreichen
sind und man so auch viel bessere Bilder machen kann, änderten wir unsere Pläne
uns verlegten das Rindertreiben vor. Es sollte ein entspannter kleiner
Viehtrieb werden – zum Üben! Wir sollten auf Koiimasis ein paar Rinder
einsammeln und diese zur Wasserstelle treiben, nix wildes, das geht eigentlich ganz schnell…
Am Vorabend war die neue Volontärin angekommen. Hanna, aus
München, gerade 18 geworden, war die letzten Wochen mit ihrer Mutter durchs
Land gereist und würde jetzt noch vier Wochen Westernpferde Luft schnuppern.
Normalerweise führe ich meine Volontäre gerne langsam ein und erkläre was man,
wo und wie zu beachten hat. Das ist wichtig, denn die Pferde in Namibia sind
nicht mit unseren frommen, dicken, deutschen Kuschelponys vergleichbar. Die
Pferde sind 90% ihres Lebens in der freien Wildbahn unterwegs. Und wenn ich von
freier Wildbahn spreche, dann meine ich das auch so. Hier müssen sie Leoparden,
Hyänen, Schlangen, Geparden, der anhaltenden Trockenheit und zahlreichen
weiteren Gefahren trotzen. Sie sind also immer darauf gefasst im Notfall ihr
Leben zu retten, ohne Rücksicht auf (menschliche) Verluste. Da kann man nicht
einfach mal unterm Strick durchtauchen, oder dem braven Pferdi unvermittelt
einen Klaps auf den Po geben. Selbst wenn es 99 Mal gut geht, kann die Situation
beim 100sten Mal ganz anders aussehen. Im Besten Fall hat sich das Pferd dann
losgerissen und sucht sich neue Freunde, im schlimmsten Fall…
Aber gut, die Zeit hatte ich nicht, also bekam Hanna einen Crashkurs
und musste bzw. durfte direkt auf einen Rindertrack mit. Ich ritt Spaniard,
Hanna Mokka und Sonja ihren schmalen Grauen. Die Jungs waren auch dabei und wir
ritten im zügigen Galopp, der ein strahlendes Lächeln auf Hannas Gesicht
zauberte, in Richtung des etwa sechs Kilometer entfernten Wäldchen, wo wir
Rinder vermuteten.
Emanuel sah die Tiere bereits aus der Entfernung. Keine Ahnung wie er das
angestellt hat, ich habe Sand gesehen… Zwischen den wenigen Bäumchen lungerten tatsächlich
einige Rinder herum. Die Gruppe war jedoch wesentlich größer, als sie auf den
ersten Blick erschien. Ich führte die Mädels kurz ins Rindertreiben ein: „Wir
kesseln die Rinder von hinten ein, wie ein Halbkreis oder ein Hufeisen hinter
der Gruppe. Ihr müsst aufpassen, dass ihr nicht vor eines der Rinder kommt,
denn sonst drehen diese um. Stellt es euch vor wie bei einer Doppellonge. Wenn
ihr am Po des Pferdes steht geht es vorwärts, steht ihr an der Schulter bremst ihr
es aus. Eine Kuh würde im Zweifel sofort umdrehen, was dann den Fluchtinstinkt
der anderen Kollegen weckt und zack sind die Viecher in alle Himmelsrichtungen verstreut.“
Natürlich waren Sonja und Hanna noch etwas zurückhaltend und trauten dem Braten
nicht so recht, bzw. wussten einfach nicht wie nah sie drangehen dürfen, an so
ne Kuh. Ashley schickte mich los eine kleine Gruppe von ca. 30 Tieren, die sich
in die falsche Richtung aufgemacht hatte, zurück zu holen. Eigentlich wollten
wir die Rinder direkt nach rechts zum Corral (hierzulade sagt man Kraal)
treiben. Ein Kraal ist nichts anderes als mehrere kleinere Gehege aus
Drahtzäunen, die durch Tore verbunden sind. Mit Hilfe dieser Tore kann man die
Rinder aussortieren und beispielsweise in einen anderen großräumig eingezäunten
Bereich (hier nennen wir diese Bereiche Camps) der Farm umsiedeln. Die Gruppe Rinder
war so groß, dass wir es nicht schafften alle nach rechts umzulenken. So zogen
sie ihres Wegs einmal quer durchs gesamte Camp (ca. 7 Kilometer) hin zu einer
großen Tränke.
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Hannas erster Tag - gaaanz easy |
Das gute an den Tränken ist, dass die meisten Tiere den Weg
dorthin kennen und sich leichter schicken lassen. Somit hatten wir nach ca. 2,5
Stunden eine Gruppe von knapp 220 Rindern zum falschen Wasser laufen lassen. Das
machte aber nichts. Die Wasserstellen liegen in der Regel an einem Zaun. So
mussten wir die Rinder „nur noch“ die fünf Kilometer, entlang des Zauns
treiben. Bei über 200 Tieren ist das aber trotzdem harte Arbeit. Man muss
aufpassen, dass keines zurückbleibt und dass keines ausbricht. Emanuel, Ashley
und ich machten ordentlich krach, pfiffen und schrien, um die dicken
Wiederkäuer vorwärtszubewegen. Sonja und Hanna taten sich da noch etwas schwer.
„Jetzt schreit doch mal ordentlich, die muhen so laut, die hören euch doch gar
nicht!“, rief ich den Mädels zu. Bis auf ein leises: „Los, Los!“ kam aber
leider nichts. Na gut, ich muss zugeben,
beim ersten Mal kam ich mir auch
sehr blöd vor irgendwelche Kühe anzuschreien. Da kommt man mit der Zeit rein.
Wenn man erstmal merkt, dass es wirklich funktioniert und die „klein Kak Koeis“
sich auf ein lautes „Hey, Hey, Hey“ hin tatsächlich schneller bewegen, fängt
das sogar an richtig Spaß zu machen!
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Sonja und Attila auf Kuhjagd |
Nach zwei weiteren Stunden hatten wir endlich alle Rinder
eingepfercht, naja, fast alle: Sonja hat am Ende noch ihre „persönliche
Herausforderung“ gefunden. Ein kleines Kalb das einfach nicht vorwärts zu
kriegen war. Alle Rinder waren bereits im Kraal und das Tor war schon zu, da
kämpfte sie immer noch mit der kleinen, lahmen Schnecke. Ich kam ihr zur Hilfe
und musste feststellen, dass es bei mir auch nicht wesentlich schneller voran
lief. Mein Pferd wurde auch langsam grimmig und wollte gar nicht einsehen nicht
auf das kleine rote Rindvieh draufzutreten. Am Ende bin ich tatsächlich
abgestiegen um die kleine Kuh voranzuschieben. Das hat ihr dann den letzten
Schub verpasst und sie war endlich hinterm Zaun. Am Abend erzählten wir Wulff
die Geschichte beim Lagerfeuer. „Aaach, ich kenne die, so ne kleine, magere
rote?“ Ganz genau! Ich bin immer wieder erstaunt wie gut Wulff seine Rinder
kennt. Er erkennt wirklich jedes einzelne Exemplar, ungelogen. Zu der kleinen
Maus gab es sogar eine echt traurige Geschichte: das Kalb hatte seine Mutter
verloren, vermutlich durch irgendein Raubtier. Seither schlägt es sich alleine
durch und stibitzt immer mal wieder irgendwo Milch. Dadurch ist es recht
schwach, aber trotzdem mit einem beeindruckenden Überlebenswillen ausgestattet.
Wir drückten dem kleinen Ding die Daumen!
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Sonja und ihr Endgegner |
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Irgendwann hatten wir sie dann aber alle im Kraal |
Abends zurück am Adventure Village, wo Sonja und ich wohnten,
schaute mich Köchin Muis entsetzt an: „Meeensch du hast dich aber ordentlich
verbrannt! Hast du keine Sonnencreme benutzt?“, komisch, ich fühlte mich
eigentlich gar nicht so verbrannt… Nach dem Duschen sah ich auch schon wieder
ganz anders aus. Meine Haut war einfach überzogen mit dem rotem Sand, der aus
der nahegelegenen Namib Wüste herübergeweht kommt. Unser Rinderabtrieb, über
ein einziges Camp, hat uns durch vier verschiedene Vegetationen geführt. Einmal
die Savannenlandschaft, mit dem Granitsand und den Resten der ehemals saftigen
Weise. Dann das kleine Wäldchen, am Fuße des Berges. Dann folgten wir 220 Staub
aufwirbelnde Rindviechern, durch ein Gebiet das von feinem, roten Wüstensand
überzogen war und kurz vor dem ersten Wasser wurde der Boden sehr steinig und
merkwürdige, helle Steinplatten, die wie weiße Lava aussahen lugten durch den
Sand.
Dieser Rinderabtrieb war definitiv nichts für Anfänger. Ich
bin stolz auf Sonja und Hanna, dass sie das so gut mitgemacht haben. Sowas
erlebt man nicht alle Tage und so viele Rinder hatte ich auch noch nie auf
einmal zusammen – Hut ab Mädels!
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Eine derartig große Gruppe ist für dieses Land sehr
außergewöhnlich, sagt sogar Wulff |
Tag 3 – Fotosafari am
Abend
Gegen fünf holte uns Wulff ab und wir fuhren in den Norden, Richtung
Wildpferdeheerde. Wulff hält dieses Jahr alle Stuten mit Fohlen zusammen in
einem Camp, so dass sich die Mädels gegenseitig beschützen können. In der
Hoffnung, dass es diesmal, trotz Trockenheit, weniger Verluste gibt. Hier lasse
ich einfach mal die Bilder sprechen:
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Im Herdenverbund lebt es sich doch am besten |
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Wulff hat die Ponys mit dem Auto ein wenig vorangetrieben, wodurch wirklich tolle Fotos entstanden sind |
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Eines meiner absoluten Lieblingsbilder |
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Die Sonne ging gerade unter und tauchte die Berge in ein unglaubliches Licht |
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Noch schnell ein Snack an der Milchbar, bevor die Sonne komplett untergegangen ist |
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Eine große Familie |
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Auf zu den letzten Sonnenstrahlen des Tages |
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Immer an Mammys Seite |
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Der Kleine hat richtig posiert für meine Fotos |
Weiter geht’s mit Tag 4 und 5. An diesen Tagen haben wir
gewaltige Distanzen zurückgelegt!
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