Große Veränderungen – Teil I

Lang ersehnt und bitter nötig

Ich hatte euch ja versprochen, von den Neuerungen auf Koiimasis zu berichten. Die mit Sicherheit wichtigste und längst überfällige Veränderung, habe ich ja bereits gespoilert:

Es hat endlich geregnet

Nach fast dreieinhalb Jahren. Und zwar nicht nur einmal, sondern gleich 4 Mal, im perfekten Abstand mit jeweils ca. 20-35 mm. Dass die Wüste sehr genügsam ist, wissen wir ja nicht zuletzt aus dem Film „die Wüste lebt“, den ich als Kind geliebt habe. Dass sich die Landschaft tatsächlich so schnell verändern kann, habe ich nun mit eigenen Augen gesehen und mit meiner eigenen Nase gerochen.

Der Blick von meiner Burg: 2017 vs. 2018


Es riecht anders

Das tut es tatsächlich. Dafür sind so kleine, unscheinbare, weiße Blümchen zuständig, die nach Sonnenuntergang einen intensiven Duft verbreiten. Wenn jemand weiß wie die heißen, gerne kommentieren, das konnte mir hier nämlich keiner beantworten. Riecht nach einer Mischung aus HubbaBubba, Seife und noch was – keine Ahnung was genau. Der Duft ist mir auf jeden Fall direkt in die Nase gestiegen, als wir am Donnerstag, im Dunkeln auf Koiimasis ankamen. Da konnte ich bereits die ersten Grashalme im Scheinwerferlicht bestaunen und freute mich umso mehr aufs Tageslicht. Faszinierenderweise hat es fast ausschließlich auf Koiimasis geregnet. Die Nachbarfarm Landsberg beispielsweise, ist beinahe leer ausgegangen. Ich erinnere mich aber noch an Wolkenbrüche im letzten Jahr, die wir aus der Entfernung rund um die Farm beobachten konnten, die sich aber immer nur bei den Nachbarn entleert haben. Jetzt war Koiimasis endlich auch mal dran – Pah!



Überall entdeckt man kleine bunte Blumen

2017 - Regen überall, nur nicht auf Koiimasis


Alle sind gut drauf

Wir können uns, im verregneten Deutschland, ja kaum vorstellen, dass man wegen Regen gleich so ausflippt. Wenn man aber so lange auf diesen verzichten und mitansehen musste, wie die Natur und die Tiere um einen herum sterben, sieht man das töpfelnde Nass plötzlich mit ganz anderen Augen. Ok – ich habe zurück in Deutschland, wirklich versucht mich über Regen zu freuen. Denn Regen bedeutet Leben. Aber ich habe es relativ schnell aufgegeben und bin in alte Muster verfallen, hab meinen Regenschirm aufgespannt und das „furchtbare Wetter“ verflucht.


Sooooo viel zu futtern - für die Ponys


Hier, im Süden Namibias, meckert aber sicher niemand über einen Wolkenbruch. Alle sind gut drauf – ob Mensch, ob Tier. Alle schwärmen und können ihre Augen nicht mehr von der faszinierenden Landschaft lassen. Überall ist was los. Die Kühe haben jede Menge Kälber bekommen, es fliegen dutzende Vögel umher, Insekten summen herum, die Ponys sind wohlgenährt und springen durch die Landschaft. Während der Trockenzeit habe ich auf Koiimasis vielleicht ein oder zwei Oryx gesehen. Jetzt laufend Hunderte über die Farm. Genauso wie Springböcke, Schakale, Füchse und vieles mehr.


Wenn der Wind durch das Gras streicht, sieht es aus wie Ozeanwellen

Fette Rindviecher


Ich kann gar nicht mehr aufhören davon zu schwärmen. Jedes Mal, wenn ich hier mit irgendwelchen Gästen spreche, erzähle ich wie extrem sich alles verändert hat und wie glücklich ich darüber bin. Dann breite ich meine Arme aus und lasse sie staunen. Ob diese meine Begeisterung für „ein bisschen Wiese“ so nachvollziehen können… ist mir egal.


Flo und ich genießen den Ausblick auf die grüne Farm

Ein Sonnenaufgang aus dem Bilderbuch


Dicke, fette, glückliche Ponys

Mich freuen ja vor allem die dicken Pferde. Letztes Jahr standen diese meist kräftesparend, mit gesenktem Kopf herum und versuchten noch ein paar Nährstoffe aus den vertrockneten Resten zu ziehen. Dieses Jahr rennen sie, pupsenderweise über die Wiesen und freuen sich ihres Lebens. Auch die Reitpferde müssen nicht mehr zugefüttert werden. Wenn sie fertig gearbeitet haben, werden sie einfach „raus geschmissen“ und können sich den Bauch vollschlagen. Wo sie letztes Jahr gar nicht vom Stall wegzubekommen waren oder immer wieder zurückkamen, können sie das Cowboycamp heute gar nicht mehr schnell genug hinter sich lassen.


Die Reitpferde morgens ins Cowboycamp zu treiben ist gar nicht so einfach, wenn es draußen doch sooo viel schöner ist

Josh nach dem Reiten, auf dem Weg in die Freiheit


Aktuell gibt es leider noch keine Fohlen. Die vor dem Regen geborenen sind alle den Leoparden zum Opfer gefallen. In der Zwischenzeit haben die Stuten auch nicht mehr aufgenommen, weil ihre Körper einfach zu geschwächt waren. Da hat die Natur zum Glück einen Riegel vorgeschoben. Der einen oder anderen Pferdedame kann man dennoch, so langsam aber sicher, ein dickeres Bäuchlein ansehen. Wenn das nicht doch nur vom vielen guten Futter kommt, werden hier sicher bald wieder viele lustige, kleine Fohlen herum hüpfen.


Entspannte, wohlgenährte, junge Damen
Rechts, der kleine Josh - letztes Jahr wäre er uns beinahe wegen einer Kolik verreckt.
Jetzt hält er sich seinen eigenen kleinen Harem und benimmt sich wie ein echter Hengst
Neugierige Ponys


Touris, Touris, Touris

Seit es geregnet hat, ist der Pferdetourismus auch wieder in vollem Gange. Besucher buchen kleine Reittouren über die Farm und es werden große Wanderritte angeboten. An einem von diesen sollte ich während meines Aufenthaltes auch teilnehmen dürfen. Leider hat sich das Mädel, welches die Tour gebucht hat, einen Tag vor Anreise, die Schulter gebrochen und der Ritt wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Das hat mich natürlich sehr enttäuscht, aber ich habe das Beste draus gemacht. Ich bin ja trotzdem noch voll im Geschehen eingebunden. Durfte bei der Rinderarbeit helfen und hatte stets meine eigenen Trainingspferde unterm Popo.


Eine kleine Tourie Tour über die Farm, mit einer netten Familie aus Dänemark
Auf einem abendlichen Ausritt habe ich meinen Blick schweifen lassen
Postkarten Pony

Ein toller Ausblick, oder?

So langsam wird das Gras auch bereits gelb. Die volle, frische, grüne Pracht habe ich tatsächlich verpasst. Aber was soll´s, bei so einem Anblick, zur goldenen Stunde
Ich kann nicht aufhören Bilder hochzuladen - ok, das war jetzt erstmal das Letzte... erstmal


Teil II - noch mehr Neues

Das waren natürlich noch nicht alle Veränderungen, denn in einem Jahr kann so einiges passieren. Was sich außerdem noch verändert hat und wer oder was neu ist, gibt es in ein paar Tagen, im zweiten Teil dieses Artikels, nachzulesen.  

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