TITAN!


So viele schöne Pferde, da fällt die Auswahl schwer…

Auf Koiimasis gibt es ca. 250 Pferde, mal mehr mal weniger, da kann der Überblick schon mal schwer fallen. Ich war überrascht wie viele Pferdenamen ich mir dennoch gemerkt hatte und wie viele meiner ehemaligen Schützlinge ich direkt wiedererkannte. 

An einem Dienstagmorgen, in meiner zweiten Woche auf Koiimasis, holten wir ein paar Wallache rein. Unter anderem meinen kleinen Josh, den ich am meisten vermisst hatte. Ich freute mich wahnsinnig ihn wieder zu sehen, vor allem, weil er so schön wohlgenährt und glücklich aussah. Er war jetzt seit fast einem Jahr nicht mehr am Stall, und durfte sein Wildpferdeleben genießen. Dafür ließ er sich aber erstaunlich gut einfangen, ob er sich wohl an mich erinnert hat? Damals, als ich ihn kennenlernte, ließ er sich nämlich äußerst schwer fangen und zuckte jedes Mal zusammen, wenn meine Hand ihn berührte. Nach einiger Zeit gewöhnte er sich aber daran und scheint es bis heute nicht vergessen zu haben.


Josh mit seinen Ladys (der erste von Rechts)
Josh: links 2017 kurz nach einer schweren Kolik und rechts heute - eine unglaubliche Veränderung, oder?


Nachdem wir die Pferde aussortiert hatten, sollten Emanuel (unser fleißiger Stallhelfer) und ich Milkshake, Josh und Blueprint zum Cowboycamp zurückreiten. Emanuel ritt Milky und hatte Blueprint als Handpferd dabei. Wir ritten im Schritttempo voran. Da ich wusste, dass sich für 9 Uhr Touristen zu einem Ritt angekündigt hatten (es war 8:55 Uhr), schlug ich Emanuel vor ein bisschen zu traben… Zwei Meter weiter war der Schimmel plötzlich auf und davon geflitzt, mitsamt Halfter und wehendem Strick. Ich habe ihn schon Purzelbaum machen sehen – aiaiai. Zum Glück hatte Marius den Ausbrecher, aus der Ferne gesehen und kam mit dem Auto hinterher. 10 Minuten wilde Raserei später, hatte er es geschafft das verrückte Pferd einzufangen.


Zack wurde das Pferd hinterm Auto angebunden, für den restlichen Weg zurück zum Cowboycamp


Der Rest des Tages verlief sehr friedlich. Ich leitete die Tour, für zwei Mädels aus Australien. Die beiden konnten zum Glück einiges an Reiterfahrung vorweisen. So dehnte ich den Ritt etwas aus und wir genossen lange Galoppepisoden.


Vom Hausberg aus, hatten wir einen atemberaubenden Blick


Nach der Mittagspause ritt ich meine restlichen Trainingspferde und Marius schlug mir vor auch Blueprint zu arbeiten, da er diesen ja auf den anstehenden Trail mitnehmen wollte. Nachdem Marius Richtung Farmhaus aufgebrochen war, sattelte ich den Ausbrecherkönig… Hach was stellst du dich denn so an Pferd? Du kennst die Prozedur doch!? Dachte ich mir, nachdem sich der große Schimmel beinahe an seinem Halfter aufgehängt hatte…
Ich ging mit ihm also Richtung Reitplatz und wunderte mich nach ein paar Metern, dass das Pferd so steif und guckig war. Er war sehr nervös, blieb dauernd stehen und schaute sich um. Er ignorierte meinen Sporen entweder oder kommentierte diese mit der Andeutung eines Bucklers. Auch im Galopp war er schwer zu lenken und wollte einfach nicht nachgeben. Ich ließ die Zügel etwas länger. Nach einer Weile klappte es zwar besser, war aber noch lange nicht gut. Ich ärgerte mich, denn ich wusste, dass Blueprint eigentlich ein sehr gutes, routiniertes und feines Reitpferd war, was machte ich also Falsch?

In dem Moment kam Tommy vorbeigefahren, er war auf dem Weg zu seinen Eltern. „Welches Pferd reitest du denn da?“ fragte er. „Blueprint,“ antwortete ich, verwundert, dass er das nicht wusste, da Tommy seine Pferde eigentlich in und auswendig kennt. „Oh man ne, das ist sicher nicht Blueprint, das ist Titan. Blueprint hat so kleine Punkte ums Maul herum…“ Ach du Scheiße, da hatte Marius die Pferde verwechselt. Was normalerweise kein allzu großes Problem ist, es sei denn man setzt die Volontärin versehentlich auf Titan.
Mir wurden zuvor schon einige Geschichten zu diesem Pferd erzählt, dass er gemeingefährlich sei, unreitbar, unberechenbar, dass er aus heiterem Himmel angreifen kann, dass er beißt, keinen Respekt hat usw...
Der arme Kerl wurde auf Koiimasis geboren und damals ungeritten (!) verkauft. Danach versuchten sich einige Trainer an ihm. Alle scheiterten. Bevor er zu Löwenfutter erklärt werden sollte, beschlossen seine Besitzer ihn nach Koiimasis zurück zu schicken, um ihm dort eine Art Gnadenbrot zu geben.

Dieses Pferd bin ich also knapp 20 Minuten lang geritten… Während weit und breit kein Mensch war, der meine zertrampelte Leiche hätte bergen können – JA, geil! „Sieht doch gar nicht so schlecht aus“, lachte Tommy. Ich bin dann aber trotzdem lieber abgestiegen, sicher ist sicher.

Marius war das Ganze entsetzlich peinlich und er entschuldigte sich mehrfach bei mir. Naja, ist ja zum Glück nix passiert (auch dank Tommy) und es ist eine neue Bloggeschichte dabei rausgekommen, die ich noch am selben Abend zu Papier gebracht habe.


Der echte Blueprint links - ein Bild aus 2017 - zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich ihn nie selber geritten bin!

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